#couplegoals und die Suche nach Perfektion
Ich habe gerade ein für mich interessantes Video gesehen (der fantastische Rezo reagiert auf ein Video, Link ganz unten). Es geht darin um couplegoals. Bei "mydays" heißt es dazu:Der Begriff Couple Goals kommt aus dem Englischen und bedeutet frei übersetzt „Beziehungsziele“. Es geht also um besondere Meilensteine in Eurer Beziehung. Das können größere oder kleinere gemeinsame Ziele sein. Der Begriff stammt ursprünglich aus den Sozialen Medien, ist aber mittlerweile im alltäglichen Sprachgebrauch angekommen. Auf Instagram gibt es tausende Beiträge zum Hashtag Couple Goals. Meist siehst Du dort Bilder von glücklich strahlenden Pärchen, die gerade etwas Tolles erleben, eine Familie gründen oder den nächsten Schritt wagen.
Quelle: https://magazin.mydays.de/erlebnisse/couple-goals-bedeutung-ideen/In den sozialen Medien werden dann Paare gezeigt, deren Beziehung zueinander perfekt scheint. Oft an Traumstränden, in Luxushotels, beim Wellness oder mit dem Camper in fernen, aufregenden Landen unterwegs (siehe auch Beispiele im Video), strotzen diese ausnahmslos jungen, sehr gutaussehenden und scheinbar auch finanziell sehr gut aufgestellten Paare mit Lebens- und Liebeslust. Innige Küsse, leidenschaftliche Umarmungen... ein Leben wie in 1001 Nacht. In einer heilen Welt. Es fehlt an Nichts, und wirklich Alles scheint sich nur um diese Paare und ihre unendliche Liebe zueinander zu drehen.
Und das sind natürlich Vorbilder für junge Menschen. Sie sehen diese Paare und glauben: "So muss eine Partnerschaft aussehen, damit ich glücklich sein kann! Das möchte ich auch, genau so und nicht anders!"
Sie sehen aber keinen Alltagsstress, der für Müdigkeit und Gereiztheit und damit vielelicht auch dann und wann für Langeweile sorgt. Keine langen Arbeitszeiten mit Schichtdiensten, wo nur wenig Zeit für Zweisamkeit bleibt. Sie sehen keine Haushaltsarbeiten und keine Krankheiten, die das Zusammenleben beeinflussen. Sie sehen keine Schlechte-Laune-Phasen, keine Erdbeertage-Probleme und auch nicht eventuelle Streitigkeiten, Launen und Meinungsverschiedenheiten. Sie sehen nicht die "Arbeit", die eine Partnerschaft erfordert, damit sie Bestand haben kann. Sie sehen nicht die Kompromissbereitschaft, das viele Kommunizieren, das Aufeinander-Einspielen, welches notwendig ist.
Ich frage mich, ob das Konsequenzen hat, die wir alle langsam zu spüren bekommen. Dazu möchte ich zwei Fragen zur Diskussion stellen:
1. Ist es denkbar, dass diese vorgetäuschte perfekte Welt dazu führt, dass viele Menschen zu früh in einer Partnerschaft, die so perfekt eben nicht ist, das Handtuch werfen? Dass sie nicht wissen, dass eine Partnerschaft nicht so perfekt sein wird, wenn die rosarote Brille erstmal abgesetzt wird, und die dann auf die Suche nach der neuen Partnerschaft gehen, die dann aber hoffentlich perfekt sein und bleiben wird, weil... das gibt es doch! Hat man doch gesehen, unter "hashtag couplegoals"!
2. Ist es denkbar, dass die gefühlte Wahllosigkeit, die Einige an den Tag legen, wenn es um Intimität und Sexualität geht, auch eine Randerscheinung oder ein Ergebnis dieser "couplegoals" ist? Dass man den perfekten Partner sucht, weil der eigene eben nicht so perfekt ist, wie man das ja immer in den sozialen Medien vorgesetzt bekommt? Ist es denkbar, dass frau den Gentleman sucht, der sie in das Luxushotel einlädt, dort Cocktails servieren lässt, und wenn die Sonne über dem Meer untergeht, seinen Sportlerkörper entblößt und zum himmlischen Liebhaber wird? Sucht man also immer wieder eben diese Perfektion, die dort vorgelebt wird, und wenn man sie nicht sofort findet, sucht man eben schnell mal an anderer Stelle weiter?
Hier das Video:
Wie steht ihr zu solchen Phänomenen in den sozialen Medien, die etwas vorgaukeln, was gar nicht den Tatsachen entspricht? Seht ihr das kritisch, weil dieses Ziel kaum erreichbar sein wird, zumindest nicht dauerhaft, oder auch als Chance, an sich und seiner Partnerschaft zu arbeiten, damit sie eben sich diesem perfekten Bild zumindest annähert?