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Ab wann ist eine Beziehung gescheitert?

**********berer Mann
7.321 Beiträge
Zitat von ********er62:
Dazu fällt mir gerade folgendes ein: Ich lasse keine Hand los, die meine festhält, aber ich halte auch keine Hand fest, die meine loslässt...

Deshalb halte ich auch die Idee vom Kämpfen um die Beziehung für obsolet.

Hätte ich letzten Dezember so gedacht, wäre ich heute nicht wieder mit meiner Liebsten zusammen. Für mich(!) kann ich sagen, ich habe es bereut, nicht mehr gekämpft zu haben, und bin heute umso glücklicher, dass ich diese Hand wieder festhalten darf - und so schnell lasse ich sie auch nicht wieder los.
***si Frau
2.483 Beiträge
Liebe @******978 und auch lieber @**********berer
Ich habe die letzten Tage viel über u.a. eure Beiträge nachgedacht, denn genau diese Frage nach Nähe und Distanz kommt immer mal wieder bei mir auf.

Ich sehe mich in euch Beiden wieder und doch schlägt mein Herz mehr für eine Seite.

Ich bin Beziehungsmensch durch und durch und lebe und liebe das Miteinander. Dazu gehören für mich unweigerlich Alltag, Wochenenden, Feiertage und Urlaube. Dazu gehören ebenso alleinige Abende, Freundinnentreffen und Mädelstrips wie Männerhobbies, Kumpelsstreifzüge und Ballermann-Urlaube.
Heißt, ich bin gerne mit meinem Lieblingsmenschen zusammen und kann dennoch meine eigene Me-Time genießen und ihn auch ziehen lassen. Null Klammern, viel Zeit für jeden Einzelnen und genauso viel Zeit für das Wir.

Ich war lange verheiratet und habe mich im Familienkonstrukt als Mutter und Ehefrau super wohlgefühlt.
Nach der Scheidung musste ich mich im Single-Dasein einleben und komplett neu aufstellen. Das war nicht immer einfach und mehr als einmal hatte ich das Gefühl, mich immer wieder neu erfinden zu müssen.

Es gab zwei langjährige Partnerschaften, beide dauerten jeweils 6 Jahre.
Die erste hatte eine Distanz von rund 250 km, die zweite von nur ein paar Minuten.

Beide Beziehungen hatten irgendwann eines gemeinsam: meinen Wunsch, trotz jeweils eigener schöner Wohnungen ein gemeinsames Leben unter einem Dach zu starten. Dieser Wunsch kam nie sofort, aber mir ging immer nach einer gewissen Zeit die Puste aus, LAT am Laufen zu halten.
Die Gründe waren immer die gleichen: anfangs freute ich mich auf die Wiedersehen am Wochenende, habe aufgeregt wie ein kleines Mädchen die Wochenendtasche gepackt, meine Bude vorher noch geputzt um nach einem schönen Wochenende zufrieden in die eigenen vier Wände zurückzukehren und in die neue Woche zu starten.
Diese Wochenenden waren voll mit Lachen und Liebe, mit Intimität und Wohlfühlfaktor. Ich bin ganz oft emotional satt wieder in mein Zuhause zurückgekehrt, das Herz war voll und ich bin mit einem Lächeln und den Gedanken an ihn in den Montag gestartet. Vier Tage bis Freitag waren nicht lang. Ich hatte meinen Berufsalltag und war froh, in der Woche abends meine Zeit alleine verbringen zu können. Telefonisch waren wir täglich mindestens einmal in Kontakt und haben uns ausgetauscht, waren nah am Anderen dran, teilten unsere schönen und auch weniger schönen Tageserlebnisse miteinander.
Das hätte alles so bleiben können, wenn....

...nicht irgendwann bei mir der Schalter umgelegt wurde.
Auf einmal wollte ich nicht mehr nach der Arbeit in meine leeren vier Wände kommen in denen mich nur meine Katzen schwanzwedelnd begrüßt hatten. Ich wollte den Feierabendkaffee nicht mehr alleine trinken und den Alltag alleine Revue passieren lassen. Da war keiner, der mich mal ganz spontan in den Arm nahm, um mich zu trösten oder mir einfach nur durch seine Nähe jetzt, hier und sofort sagen konnte, dass er mich lieb hat. Umgekehrt natürlich genauso.
Abends alleine einzuschlafen, fühlte sich auf einmal richtig doof an, morgens nicht den ersten Kaffee gemeinsam zu trinken, ebenso.
Die Vorfreude auf den Freitag sank. Ich packte alles an Hausarbeit in die wöchentlichen Abendstunden, um am Wochenende nicht mehr putzen zu müssen, organisierte Dosenöffner für meine Miezis, sagte Freundetreffen ab, weil ich bei ihm war. Tasche packen wurde zur lästigen Pflicht. Ich hatte ein eigenes Zuhause und fühlte mich irgendwie immer auf dem Sprung und konnte meine eigenen vier Wände nicht mehr richtig genießen. Kam er zu mir, habe ich bis Freitagabends alles erledigt, um das Wochenende für ihn und mich schön zu machen und gemeinsam genießen zu können. Und genau da lag jedes Mal die Krux: alles Gemeinsame wurde logischerweise immer aufs Wochenende geschoben: Unternehmungen, Gespräche, Besuche bei Freunden und Familie, Sex, Nähe, Kuscheln....und ich habe mir immer mehr gewünscht, das Ganze irgendwie zu "entzerren" und mehr auf sieben Tage die Woche zu verteilen. Gemeinsam, weil ich es so aus der Ehe her kannte und liebte.
Ich wollte ein gemeinsames Leben unter einem Dach, mit Me- und We-Time, die räumlichen Möglichkeiten wären da- oder zumindest möglich -gewesen.
Nach Hause kommen und da ist jemand, der mal eben mit dir einen Kaffee trinkt. Samstags ist der Eine im Garten und der Andere macht den Haushalt. Getrennt über Stunden und doch zusammen.
Gemeinsam auch in der Woche mal einen Tanzkurs besuchen oder einfach mal blöd vor der Kiste sitzen und den Wohlfühlfaktor genießen. Sex auch mal auf einem Mittwoch zu haben statt am Wochenende, wo es mir vielleicht mal nicht gut ging (und er deswegen ausfiel). Es gab so viele Gründe, warum ich mich innerlich immer mehr gegen LAT sperrte. Mir leuchtete irgendwann nicht mehr ein, warum zwei Menschen, die sich aufrichtig lieben und so gerne die Zeit miteinander verbringen, zwei horrende Mieten/Abträge zahlen und sich jedes Mal verbiegen müssen, damit das Wochenende ja schön wird.
Manches Mal habe ich mich wie in einem beidseitigen Bespaßungsprogramm gefühlt.

Ich könnte hier noch Seiten schreiben.

Die TE kann ich also super gut verstehen mit ihrem Wunsch, ein gemeinsames Leben unter einem Dach leben zu wollen.
Mindestens genauso verstehe ich den Würfelzauberer. Für mich kann ich sagen: ich mag Kompromisse, stelle mich auch gerne immer wieder neu auf. Aber hier würde ich mir persönlich etwas vormachen, wenn mein Herz anders schlägt. Die Argumente sind vom Zauberer absolut nachvollziehbar und liebevoll geschrieben. Ich glaube ihm, dass er all das wirklich ehrlich meint, denn rational gesehen, denke ich genauso. Blöd nur, dass mein Herz dennoch ganz leise sagt, dass ich mit meinem Lieblingsmenschen unter einem Dach leben möchte.

Ich kann da einfach nicht aus der Nummer raus. Weil es mein Herzenswunsch ist. Ohne Bedürftigkeit aber mit einer großen Portion Sehnsucht.

Wie es mit einem neuen Partner sein wird?
Ich fürchte, er wird die gleiche Einstellung wie ich haben müssen..... *zwinker*

Alles Liebe für euch auf euren unterschiedlichen Wegen.
**********berer Mann
7.321 Beiträge
@***si Würde sich alles dermaßen und dauerhaft auf ein optimales (!) Wochenende konzentrieren, würde mir das auch nicht gefallen. Das hätte tatsächlich etwas von Zwang und Brechstange. Unsere gemeinsame Zeit ist tatsächlich weniger auf "überbordende Zweisamkeit durchgeplant" und wir treffen uns auch (auch spontan) unter der Woche. Das entkrampft deutlich. Aber ja, ich verstehe durchaus, dass das zu wenig sein kann.

Vielen Dank dir für deinen tollen, ausführlichen Beitrag! *hutab*
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