Der Steinzeitmann
Frauen suchen den Steinzeitmann, der das Fleisch für die Familie 'ranschafft. Und dann wundern sie sich, wenn der Steinzeitmann ein Steinzeitmann bleibt.Ich bin anders. Ich war schon immer emanzipiert, introvertiert, ruhig, beherrscht, zurückhaltend. Nur interessiert das da draußen keine Frau. Die Realität zwingt mich dazu, mir die Maske eines Steinzeitmannes aufzusetzen: Protzen, Karriere machen, laut sein, aggressiv sein, sich aufdrängen, in den Mittelpunkt stellen, unsensibel sein. - Das ist mir aber jetzt einfach zu anstrengend geworden.
Immer, wenn ich mich dazu gezwungen habe, Frauen schlecht zu behandeln, sie möglichst zu ignorieren. Immer wenn klar war, dass ich noch andere treffe, sind mir die Frauen nachgelaufen.
Willst du dich mit einer Frau verabreden, dann sag einfach, du datest gerade eine andere, dann wird sie sich schon von selbst wieder bei dir melden. Ihre Empörung dauert nur 48 Stunden an. Danach siegt dann die Neugier.
Schonmal darüber gewundert, warum in der Schule die Sportler, egal, wie strunzdumm sie waren, immer Freundinnen hatten? Das ist die Steinzeit. Das sind die Gene. Das ist das Programm der Frau: Ich brauche einen starken Mann, der mich beschützt, bis die Kinder selbstständig sind.
Dumm nur, dass das in unserer Gesellschaft nicht mehr funktioniert. Seit 100 Jahren (mehr oder weniger), benötigt eine Frau keinen Mann mehr. Das ist für unsere Spezies so einschlagend wie die „Erfindung“ des Feuers. Es scheint aber nur wenigen bewusst zu sein.
Frau zieht also die Kinder groß. Frau muss aber auch Karriere machen, da unsere Wirtschaftsordnung das so erwartet. Der Steinzeitmann (wie mein Vater bspw.) lehnt sich zurück, tut nur das Nötigste und verzichtet auf die Auslebung seiner (ohnehin nicht vorhandenen) Soft Skills. Er interessiert sich nicht für die Kinder, nicht für die Schule, nicht für den Haushalt und eines Tages auch nicht mehr für seine ins Nörgeln übergegangene Frau. Wo ist denn nur die scharfe Schnitte hingekommen, mit der er nachts noch um die Häuser ziehen konnte? Die schminkt sich nicht mehr, trägt Jogginghose und redet den ganzen Tag nur von KiTa, Bio-Fraß und der neuen Klassenlehrerin.
Seit meiner Trennung vor 4 Jahren habe ich ca. 100 Frauen mehr oder weniger besser kennengelernt. Mit genau 36 hatte oder habe ich Sex. In eine bin ich leider immer noch verliebt - aber die sucht immer noch ihren nächsten Steinzeitmann, mittlerweile schon den dritten oder vierten nach mir.
Und nur 2 Frauen, die ich kenne, haben ihre Ex-Männer nicht gehasst. Die eine ist meine eigene Ex-Frau, die andere ist Witwe.
Nochmal zum Mitlesen: ALLE Frauen haben ihre langjährigen Ex-Männer gehasst. Viele hatten traumatische Erinnerungen. Nicht wenige wurden geschlagen, missbraucht, belogen, betrogen (emotional und finanziell). Und als Krönung: die Mehrheit leidet immer noch unter ihren Ex-Männern, die sie stalken oder sich nicht an Verabredungen halten. Ihre Steinzeitmänner sind Albtraum-Männer geworden, die immer noch ihr Leben beeinflussen.
Ich hingegen verstehe mich immer noch sehr gut mit meiner Ex-Frau. Auch wenn die partnerschaftliche Liebe einer reinen Freundschaft gewichen ist. Ich bin stolz, dass wir das geschafft haben.
Und jetzt komme ich ins Spiel.
Eines Tages, so mit 12 oder 13 habe ich die Lust am Fußballspielen verloren. Ich kann mich sogar noch an den Ort erinnern - eine Wiese abseits eines Aschenplatzes. Das Kräftemessen mit anderen in (sportlichen) Auseinandersetzungen hat mich danach so wenig interessiert, wie Farbe beim Trocknen zuzusehen.
Stattdessen habe ich gelesen, bin gereist, mehrmals umgezogen, habe studiert, ein Unternehmen gegründet. Ich habe mich lieber um mich selbst gekümmert und mich nicht ständig mit anderen messen wollen. Jede Art von Konkurrenzkampf langweilt mich dermaßen, dass mir die Worte dafür fehlen. Mir fehlt dieses Schwanzvergleichs-Gen, das Jungen schon im Sandkasten entwickeln.
Kleines Bonmot: Ich fahre genau seit meinem 18. Geburtstag Auto und habe bisher genau Null Punkte in Flensburg gesammelt. Ich weiß gar, wie manche es schaffen, ständig ihren Führerschein zu verlieren.
Ich liebe Familienleben. Ich bin gerne mit einer Frau zusammen (ich war es auch fast 20 Jahre). Ich habe nicht das Bedürfnis, mit 50+ noch jeden Abend mit Freunden saufen zu gehen. Ich koche, und besser als jede Frau, die ich in meinem Leben gekannt habe. Ich halte meine Wohnung sauber, indem ich ganz einfach Müll vermeide. Ich rauche nicht, trinke nicht übermäßig viel und habe in meinem ganzen Leben noch keine Frau geschlagen. Ich lebe auf in einer innigen Beziehung. Ich habe noch nie einen Grund gehabt, mich über meine Ex-Frau bei Freunden auszuheulen - warum auch? Selbst als unsere Beziehung scheiterte, habe ich meinen traurigen Verantwortungsanteil daran erkannt.
Kurz: Ich bin Mr. Zuverlässig-Langweilig. Also das, was Frauen vorgeben zu wollen, wenn man sie offiziell fragt, was sie aber insgeheim und unterbewusst verabscheuen.
Treue Männer öffnen leider nicht die Schenkeln von Frauen. Das schaffen nur die Arschlöcher.
Immer, wenn mir eine Frau mehr oder weniger als Partnerin egal war, habe ich sie leicht ins Bett bekommen. Das ist so einfach, wie einem Baby den Schnuller wegzunehmen. Gelegentlich ein Kompliment, dann eine anzügliche Anmerkung. Warte auf das Funkeln in ihren Augen und dann stellt sich nur noch die Frage: zu ihr oder zu mir?
Aber wehe, ich wollte mehr als „nur“ Sex. Wehe, ich hatte Schmetterlinge im Bauch. Dann war ich auf einmal so anziehend wie eine Pest-Bakterie.
Am liebsten würde ich diesen Text jeder Frau auf diesem Planeten in die Hand drücken. Denn ein oder zwei werden das schon verstehen und goutieren. (Hey, schließlich bekommen sogar Serienkiller Liebesbriefe.)
Heute, kurz vor den Feiertagen, ist wieder so eine Phase. Alle um mich herum sind beschäftigt, treffen Familie und Freunde. Weihnachten im Frühling. Und ich sitze zu Hause und muss jedem vorspielen, glücklich und zufrieden zu sein, nur um nicht als bedürftig wahrgenommen zu werden. Denn Frauen würden sich lieber schlagen lassen als nett zu einem Mann zu sein, der selbst einfach nur nett ist. Gleich verlasse ich wieder meine Wohnung. Dann strecke ich mich, gehe bewusst aufrecht, schaue geradeaus, gehe zielstrebig, obwohl ich kein Ziel habe. Ich fake Steinzeitmännlichkeit.
Ein Teufelskreis, aus dem es für mich kein Entrinnen gibt.
Ich sehne mich so sehr nach einer liebevollen Frau an meiner Seite, für die ich sorgen kann (auch wenn ich es nicht muss), dass es mich zerreißt. Das Leben allein ist so langweilig wie eine Suppe ohne Salz. Das Leben allein ist so mühselig wie das Leben mit nur einem Arm. Beides ist machbar, aber beides ist wenig wünschenswert.
Männer, wenn ihr Steinzeitmänner seid, dann macht weiter so. Versucht nicht, euch zu ändern. Erstens klappt es nicht und zweitens werdet ihr dafür nicht belohnt. Belohnt wird nur der fiktive „Neue Mann“ in einer fiktiven Welt, die nur in Ratgeber-Büchern existiert.
Männer, wenn ihr seid wie ich, wundert euch nicht mehr. Und wenn euch die Sehnsucht packt, dann bestellt euch eine Katalogbraut aus Asien oder Ost-Europa, denn in Deutschland werdet ihr nur auf Ablehnung stoßen. Leider ist das für mich nichts, da ich (typisch Mann) ein Romantiker bin.
Wie sagte die Frau, in die ich mich so jämmerlich verliebt habe, mal zu mir: „Wir sind alles beschädigte Ware.“
Ich wache morgens zufrieden auf, bis ich den leeren Platz im Bett neben mir fühle. Von da an ist der restliche Tag nur noch trister Alltag, der bewältigt werden muss.