„
Wenn man als soziales Wesen durch eine Bezugsperson das Gefühl bekommt, das eigene Gefühl gerade einfach "haben" zu dürfen, können wir uns deutlich leichter selbst regulieren, weil wir uns sicherer fühlen.
Erfahren wir diese Anerkennung aber als unstet/ambivalent/an Bedingungen gekoppelt oder sogar im Gegenteil Abwertung und Devalidierung, verstärken sich Druck, Unsicherheit und Stress.
ABER: scheiss die Wand an, das kostet sau viel Übung! Und Reflektion, Kommunikation und weiter üben.
Aber es lohnt sich unfassbar ❤️
Mit dem das Gefühl bekommen, dass ein Gefühl einfach da sein kann, triffst du für mich komplett ins Schwarze. Manchmal möchte ich einfach gesehen werden, indem was ich gerade fühle. Aber so einfach ist das für das Gegenüber vermutlich gar nicht. Rat- oder Verbesserungsvorschläge sind da vermutlich der einfachere Weg (das kenne ich auch von mir selbst).
Ich habe eine gute Freundin, die oft übersprudelt mit Vorschlägen, sich dann besinnt und fragt, ob ich einfach nur emotionalen statt instrumentellen Support benötige? Und dann nimmt sie mich in den Arm.
Zitat von **********silon:
„Klar kann er dich trösten, aber er ist nicht die Lösung deiner probleme. Ich lese in deinem Post sehr oft - gefühlt jedenfalls - dass er dich nicht trösten kann und wenn er dich denn trösten kann. Fällt mir sehr auf. das macht dich abhängig. Und ja, der Beziehung würde es vermutlich besser gehen und dir vermutlich irgendwann auch, wenn du da mehr Eigenständigkeit lernst. sonst ist dein partner nur Krückstock anstatt ein Mensch auf Augenhöhe.
Ja, das trifft es ziemlich gut. Er kann mich manchmal nicht trösten, weil es ihm gerade selbst zu viel wird. Und ja, ich bin abhängig von ihm. Das macht es oft schwierig. Ich sehe, dass das anders einfacher wäre und Eigenständigkeit ist sicher nicht verkehrt. Aber ich sehe Abhängigkeit nicht per se als etwas Schlechtes an, das mit aller Macht bekämpft werden müsste. Wir sind im Leben abhängig von anderen, das ist für mich Teil des Mensch-Seins. Aber natürlich gibt es darin diverse Abstufungen, die ich auch nicht alle als hilfreich sehen würde.
„Ich lese nicht nur den Wunsch nach Fürsorge sondern auch einfach einen starken Wunsch nach Nähe.
Lese ich dein Feedback nach einem Jahr aus einem deiner anderen Themen meine ich zu sehen, dass ihr ein unterschiedliches Nähe-Distanz-Bedürfnis habt.
Und das kann auch zu Konflikten führen.
Falls das etwas ist, wie ist es denn mit Freundschaften? Ich weiß, dass es vielleicht befremdlich klingt, aber der Wunsch nach Nähe lässt sich auch durch Freunde stillen, insofern gleichen Geistes.
Ich weiß nicht, inwieweit du dir hier zB freundschaftliche Kontakte aufgebaut hast, aber ich bin vor einigen Jahren in Welten eingetaucht, wo es einfach normal ist, Beisammen zu sein und dabei zu kuscheln, sich absichtslos zu berühren.
Mittlerweile habe ich auch keine Freunde mehr, wo wir nicht auch mal kuschlig zusammenliegen, während wir über das Leben reden.
Da lässt sich ein wenig (temporär) verkuschelter Partner auch mal ausbalancieren, wobei es für eine Partnerschaft mMn schon wichtig ist, dass dieses Bedürfnis nach Nähe annähernd ähnlich ist.
Ja, das ist tatsächlich bei uns (zumindest seit etwa 1 bis 2 Jahren sehr unterschiedlich. Für mich ist vor allem schwierig, dass es sehr unkonstant ist. Es gibt Zeiten, da haben wir sehr viel Nähe (körperlich und emotional) und dann aber auch wieder lange Zeiten, in denen fast keine Nähe mehr da ist. Ich habe das auch schon angesprochen, dass ich froh wäre, wenn diese Nähe etwas mehr verteilt ist. Offenbar geht das für ihn im Moment nicht. Aber ich werde es wieder einmal ansprechen, da er insofern Verständnis gezeigt hat, dass das für mich schwierig ist. Vielleicht finden wir da mit der Zeit mehr Ausgewogenheit.
Und die Freundschaften, die du ansprichst: Ja, absolut! Ich sehe, dass ich meinen Wunsch nach Nähe auf mehrere Menschen ausweiten kann. Ich habe einige Freundschaften, aber wenige davon, die ich auch einmal länger umarmen kann. Es fällt mir tatsächlich nicht so einfach, mich Menschen zu öffnen und ich finde es schwierig mir gezielt Menschen zu suchen, die ein ähnliches Bedürfnis nach Nähe haben. Aber es macht für mich absolut Sinn, da weiter zu suchen und mich anderen Menschen zu öffnen.
„"Trösten" ist ja bestimmt nicht schlecht. Für den Moment. Die eigentlichen Probleme löst es natürlich nie.
Das dumme daran ist, dass man oft DENKT, das Problem sei gelöst, weil es einem nach dem Trösten besser geht. Dann ist es erstmal wieder aus dem Sinn. Bis... ja bis der nächste Trigger um die Ecke kommt und das selbe blöde Gefühl wieder und wieder auslöst.
Ist es nicht viel sinnvoller, das ursächliche Thema, wo das Gefühl WIRKLICH entstanden ist, vor vielen Jahren, eher Jahrzehnten, EINMAL wirklich anzuschauen und zu verarbeiten? Damit es dann erledigt ist, und nicht ständig wieder anklopft, und heute aber nicht nur Dich, sondern auch Deinen - an der Sache "unschuldigen" - Partner belastet?
Für mich ist der Sinn des Tröstens gerade nicht, das es ein Problem löst. Sondern einfach eine liebevolle Begleitung mit einem schwierigen Gefühl.
Und ja, natürlich ist es sinnvoll das ursächliche Thema zu lösen oder zu bearbeiten. Ich muss dazu aber auch sagen, dass es den Menschen, der seine Vergangenheit perfekt bearbeitet und mit allem okay ist, nicht gibt (zumindest ist mir noch nie einer begegnet). Ich habe in der Vergangenheit viele meiner Themen bearbeitet und bin auch immer wieder daran. Aber es gibt Gefühlszustände, die ich immer wieder erlebe und ich sehe sie als Teil meines Lebens und meiner Entwicklung. Es kann sein, dass ich eines Tages okay mit ihnen bin, aber es kann auch sein, dass sie mich bis ins hohe Alter begleiten werden. Ich bin absolut jemand, der gerne Gefühle, Gedanken aufarbeitet. Aber ich denke auch, dass es Gefühlszustände geben kann, die bleiben oder deren Akzeptanz Jahrzehnte dauert. Und diese Sichtweise hilft mir tatsächlich mehr um mich mit meinen schwierigen, anstrengenden Gefühlen versöhnen zu können.