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Reden, reden ... mit wem?

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*******eben
538 Beiträge
Wo tropft es heraus, wenn ein Wasserrohr ein Loch hat? Oft mehrere Meter entfernt, nur selten an der defekten Stelle.

Wo zeigen sich Verletzungen in der Kindheit? Jahre später beim Partner/ der Partnerin.

Es sind alte Glaubenssätze, übernommene Botschaten der Eltern und der Teil, von dem drumherum niemand erfahren soll und der mir selbst nicht einmal bewusst ist.

Deshalb funktioniert ja die Kommunikation über den Kortex nicht wirklich, weil Limbi dazwischengrätscht. Über Verletzungen zu reden schmerzt. Sich bewusst werden, dass man als Kind nicht erwünscht war schmerzt. Beschämt werden schmerzt. Deshalb werden Abwehrmechanismen entwickelt, die teilweise beim Partner landen.

Weitgehend basieren meine Erkenntnisse auf der Traumasensiblen Paartherapie, die mir einen anderen Blick auf die Paardynamik ermöglicht.
****Wo Paar
2.788 Beiträge
Die Unterscheidung von Grundbedürfnissen und Strategien ist auf jeden Fall schon mal ein guter Anfang... *zwinker*
****54 Mann
3.849 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von ****Wo:
Die Unterscheidung von Grundbedürfnissen und Strategien ist auf jeden Fall schon mal ein guter Anfang... *zwinker*

Das verstehe ich noch nicht und den Bezug zum Reden (mit Vertrauensperson, Coach oder anonym) außerhalb der Beziehung bekomme ich noch nicht hin.

Meinst du den Unterschied zwischen "Ich muss das jetzt jemand erzählen" und dazu, mit jemand Unbeteigten die Konfliktanalyse zu überprüfen und ggf. zu erfahren, ob andere auch der Meinung sind, dass ich in Aktion treten sollte und dann auch welche wohl angemessen ist?

Klar ist das was Verschiedenes, vermutlich doch eine aufeinander aufbauende Folge.

Aber warum sollte es einen Unterschied machen, in welcher dieser Phasen einer Kondliktbewältigung ich mir externe Rückkopplung hole?
*****ant Mann
77 Beiträge
Zunächst ein paar Grundsätze. Ausnahmen gibt es immer:

  • Reden (in guter Absicht, Kommunikation) ist gut, Perspektivwechsel, Feedback helfen.
    Ich persönlich forme die besten Gedanken im Dialog (oder im Texten, zB hier). Über das Thema habe ich etwas nachgedacht... was die Länge des Textes zeigt
  • Wohl dem, der Vertrauenspersonen hat, die dafür zur Verfügung stehen!
    (Neben Freunden zähle ich da Coaches und Therapeuten mal dazu)
  • Selbst bei Vertrauenspersonen kann ein „geschützter Rahmen“ nicht nur nützlich, sondern notwendig sein – wenn der „beste Freund“ gleich losgeht und es der ganzen Welt erzählt passt das nicht.
  • Ex-Partner*innen als Gesprächspartner bringen aufgrund der früheren Beziehung wahrscheinlich eine ganz eigene Brisanz mit. Sollte man sehr gut abwägen, ob das nützlich ist.
    (weitere Partner in offenen Konstrukten auch – hier würde ich aber hoffen und unterstellen, dass diese Konstrukte eine offene Kommunikation eher begünstigen und Kommunikation gewollt ist).
  • Wenn ein Austausch nicht produktiv ist, öffentlich „schmutzige Wäsche waschen“, dann wäre das ein ganz anderes Thema. Verfolge ich hier nicht weiter, man sei ehrlich zu sich selbst.
  • Ein anonymer Raum kann besondere Freiheit schaffen, Themen auf den Tisch zu legen
  • Austausch im „Außen“ kann per se die Kommunikation innerhalb der Beziehung nicht ersetzen – wenn es an der Beziehung etwas ändern soll. Wenn die eigene Änderung, eine andere eigene Haltung der Schlüssel zur Problemlösung ist, dann wäre das was anderes.


Intimität als Paar braucht einen gewissen Schutz. Vertrauen zwischen Partnern profitiert von diesem Schutz.
Viele zwischenmenschliche Themen haben ihre Wurzeln in noch persönlicheren Themen des einzelnen Individuums. Auch das möchte bei den meisten Menschen geschützt sein. Warum ist Datenschutz nur so ein Thema...

Wenn nahestehende gemeinsam bekannte Dritte einbezogen werden (können), wie im Eingangsthread ersichtlich... Dann ist Informationskontrolle und Schutzraum praktisch nicht mehr möglich. Konflikte sind so oder so sehr wahrscheinlich, entweder mit diesen Dritten oder in der Beziehung, wenn der Kreis geschlossen wird. Darum können wir ein Forum nicht mit dem „besten Freund*innen“ in einen Topf werfen.

Wird der Schutz des Privaten nicht geachtet/beachtet, dann besteht tatsächlich die Gefahr, dass Intimität verloren geht, weil es den Raum dafür, die Intimsphäre nicht mehr gibt.
Die Motivation hinter Schritten der Kommunikation ist ein absoluter Schlüsselfaktor – auch bezogen auf Loyalität. Dient es der Beziehung oder dem Ego?

Für mich schälen sich ein paar Faktoren der einzelnen Beteiligten heraus. Das auszubalancieren ist letztlich Sache der Beteiligten
  • Offenheit für Gespräche und Austausch (Nähe/Distanzverhalten), bis hin zum „Mitteilungsbedarf“, da gibt es sicher verschiedene Grade von ‚Extrovertiertheit‘ oder ‚Schamkultur‘ und die sind vielleicht nicht unbegrenzt kompatibel
  • Persönlicher Gesprächsbedarf, Self-Care des einzelnen
  • Schutzbedarf (objektiv/subjektiv) von „Wissen“ um „Dinge“ aus dem Leben der Beteiligten


Lösungsansätze die mir einfallen:
  • Miteinander Reden – immer gut.
  • Die Probleme in der Beziehung angehen – damit am Ende weniger Bedarf da ist, sich „auszukotzen“
  • Im Forum: mit ausreichend Anonymisierung oder „Verschleierung“ den Raum schaffen, in dem selbst Rat oder Trost geholt werden kann, ohne, dass die Intimsphäre (zu stark) verletzt wird
  • Einen geeigneten „Raum“ finden für Austausch, der ausreichend separiert ist von den anderen betroffenen Personen, Männergruppe, Freunde, ... Da hilft es auch, Standards explizit zu besprechen (was heute/hier gesagt wird, darf den Raum nicht verlassen).
  • Kommunikation lernen bei Bedarf. Ich-Botschaften und die Frage, worum geht es. Beispiel: statt: „Meine Partnerin will keinen Sex...“: „Ich wünsche mir mehr Sex in einer Beziehung“... schon steht die andere Person weniger „am Pranger“

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*******eben
538 Beiträge
Zu den treffenden Aussagen von @*****ant möchte ich noch das Thema "Übertragung" und "Gegenübertragung" anfügen.
Selbst erfahrene Therapeuten sind nicht davor gefeit, dass im Gespräch eigene Anteile hochkommen welche ihrerseits ggf. wieder beim Klienten landen. Umso schwieriger ist es bei Laien. Wenn dann noch gemeinsame Biografien mitspielen wie Austausch mit der Ex wird es u.U. grenzwertig.
*******nzel Frau
1.066 Beiträge
Zitat von ****ody:
Zitat von *******o73:

Aber ich habe viel gelernt, z.B. über Kommunikation und Nicht-Kommunikation.
In letzter Konsequenz würde ich sagen, egal welches Thema, welcher Konflikt, welche Umstände, es geht kein Weg daran vorbei, mit dem Menschen den es angeht direkt zu reden, wenn ich längerfristig mit ihm eine Liebesbeziehung führen möchte.

Dem stimme ich zu 100% zu.

Dem stimme ich auch zu 100% zu.
Und dennoch kann es hilfreich sein, auch Gespräche mit anderen zu führen. Das schließt ja die Gespräche mit dem Partner / der Partnerin nicht aus.

Ich hätte mir gewünscht, dass mein Mann auch mit anderen geredet hätte, statt nur mit mir. Ich bin dadurch in einen Interessenskonflikt gerutscht. Einerseits wollte ich ihm eine gute Gesprächspartnerin sein und ihn unterstützen, den für ihn richtigen Weg zu finden. Dadurch hab ich aber am Ast gesägt, auf dem ich selbst gesessen habe, denn seine Wünsche gingen gegen meine.
****54 Mann
3.849 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von *****ant:
Wird der Schutz des Privaten nicht geachtet/beachtet, dann besteht tatsächlich die Gefahr, dass Intimität verloren geht, weil es den Raum dafür, die Intimsphäre nicht mehr gibt.

Warum kommt mir der Gedanke an die Konversation bei der Morgentoilette? Die ist auch dem Partner vorbehalten, der dir unschuldig sein Hinterteil zuwendet, dieweil er/sie sich die Zähne putzt, während du anderweitig geschäftigt bist. *zwinker*

Was die Situation mit dem Gespräch zur Konfliktbewältigung gemein hat, ist, dass das Schambehaftete wirklich nix besonderes ist, das den Schutz der Intimsphäre einfordert.
Die typischen Konfliktsituationen kennen wenn nicht Alle so doch Viele. Warum bedarf das des Schutzes? Man muss im konkreten nicht Jedermann teilhaben lassen, der davon nix mitbekommen will, OK. Aber ist dieses gesellschaftliche Tabu nicht eine der Randbedingungen, warum wir alle nicht vernünftig lernen, Beziehungen zu führen?

In meiner Jugend hatten wir den Slogan "Das private ist politisch und das politische ist privat!". Und diese Haltung hat z.B. Häusliche Gewalt zum öffentlichen Thema gemacht, derzeit macht #metoo weiter.

Zitat von *****ant:
Die Motivation hinter Schritten der Kommunikation ist ein absoluter Schlüsselfaktor – auch bezogen auf Loyalität. Dient es der Beziehung oder dem Ego?

Oops, da wollte ich jetzt rückhaltlos zustimmen, stelle aber fest, dass das subversive Element bei der Aufdeckung von tabuisierten Geheimnissen auch einfach ein bisschen Spaß macht. Das streichelt dann wohl das Ego *zwinker*
****54 Mann
3.849 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von *******nzel:
Einerseits wollte ich ihm eine gute Gesprächspartnerin sein und ihn unterstützen, den für ihn richtigen Weg zu finden. Dadurch hab ich aber am Ast gesägt, auf dem ich selbst gesessen habe, denn seine Wünsche gingen gegen meine.

Aber das war ja nicht ursächlich für deinen Verlust, @*******nzel . Da trifft doch die zukunftsgewandte Definition von 'Enttäuschung': Das Ende der Selbsttäuschung.
****54 Mann
3.849 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von *******eben:
Zu den treffenden Aussagen von @*****ant möchte ich noch das Thema "Übertragung" und "Gegenübertragung" anfügen.

Jetzt wird es recht komplex. Auf der Suche nach Antworten schildere ich meine Situation. Beim Gegenüber rastet anhand eines Teilaspektes gleich die Erinnerung an ein mehr oder weniger ähnliches Erleben ein, das derjenige noch nicht richtig verarbeitet hat und das ihm fortan den Blick auf meine Situation vernebelt. Und schon bekomme ich nicht die klärende Sicht eines Unbeteiligten gespiegelt, sondern auch noch dessen Leiden aufgebürdet.

Hier im Forum erlebt man das ja häufig. Es muss z.B. nur das Stichwort 'Untreue' vorkommen, und schon werde ich mit Reaktionen überhäuft, die völlig an meiner Frage vorbeigehen, eben keine Reaktion sind, sondern nur hochgekochte eigene Emotionen.

Warum sollte das im Gespräch mit Außenstehenden nicht ebenso vorkommen, wie es gelegentlich die konstruktive Kommunikation innerhalb der Beziehung blockiert?

Das spricht also schon dafür, die Rückmeldungen gleich von wem kritisch zu hinterfragen. Insbesondere dann, wenn es Statements sind und nicht Rückfragen, die mir helfen können, die Dinge selbst klarer zu sehen.

Mit wem also spricht man am besten?

Es war davon die Rede, dass man nicht Menschen mit hineinziehen sollte, die dadurch in Loyalitätskonflikte geraten könnten.
Aber bei den nur mir vertrauten Begleiter*innen habe ich die Befürchtung, dass sie sich so mitfühlend in meinen Situation begeben ohne die ganze Widersprüchlichkeit zu erfassen, die mich im inneren umtreibt, und die mich daher nur in der ersten, oberflächlichen und oft empörten Reaktion bestätigen.
Wenn du dich unbedingt trennen willst, wenn du nur Bestätigung suchst, dann frage solche unbedingt loyalen besten Freund*innen. Je dogmatischer um so besser.

Ich fürchte mit der Loyalität kommen wir da nicht so richtig weiter, weder in Bezug darauf, was ich ausplaudern darf noch in Bezug darauf, wessen Reaktion mir wirklich weiter hilft.
Ich fürchte, mit dem Begriff der Loyalität führe ich einen Mechanismus der Unehrlichkeit, der mangelnden Transparenz und Offenheit in jede Kommunikation ein.
Profilbild
*******eben
538 Beiträge
Loyalität und Integrität stehen sich manchmal entgegen. Um die Freundschaft aufrecht zu erhalten dürfte die Loyalität über der Integrität stehen. Ungeachtet dessen besteht die Tendenz, Ratschläge (sind auch Schläge) zu geben. Damit wird eine kritische Selbstreflexion verhindert.
Der Joyclub ist voll von Menschen, deren Partnerinnen und Partner sich ändern müssten um die Welt heile zu machen.
...dark
****ody Mann
13.321 Beiträge
Zitat von ****54:

Ich fürchte, mit dem Begriff der Loyalität führe ich einen Mechanismus der Unehrlichkeit, der mangelnden Transparenz und Offenheit in jede Kommunikation ein.

Ich würde eher sagen, mit dem Bekenntnis zu Loyalität habe ich eine Selbstverpflichtung, die mich dazu bringt, frühzeitig/rechtzeitig mit dem Partner, mit der Partnerin zu reden, mit der Absicht etwas positiv zu lösen, bevor irgendeine Form der Geheimdiplomatie mit Dritten beginnt. Letztere sorgt oft genug lediglich für Zuspruch zu einem Ausstieg, ohne dem Partner Gelegenheit zu eigenen Vorschlägen zu geben.
********lust Mann
34 Beiträge
Zitat von ****54:

Ich fürchte mit der Loyalität kommen wir da nicht so richtig weiter, weder in Bezug darauf, was ich ausplaudern darf noch in Bezug darauf, wessen Reaktion mir wirklich weiter hilft.

Volle Zustimmung!! In dem Moment, wo der Begriff Loyalität in die Diskussion Einzug hält, geht's dabei plötzlich um Moral und daher darum, welche Vorgehensweise der Meinung verschiedener Menschen nach "falsch" oder "richtig" wäre - als ob das jemals objektiv begründbar wäre. Und klar werden zumindest die Allermeisten ihre eigenen Erfahrungen und ihren eigenen Schmerz draufprojizieren und behaupten, das müsste man einfach so sehen. Unter anderem darum bin ich ein großer Fan davon, sogenannte Moral aus Diskussionen streng rauszuhalten... Die wahre Frage ist doch, was nutzt dir und der Situatione - und nicht, was ist "richtig" und was bist du deiner Partnerin oder irgendwem auf der Welt schuldig (meine Meinung ist: Grundsätzlich mal nichts).
...dark
****ody Mann
13.321 Beiträge
Loyalität ist Teil einer Verbindung. In jeder Verbindung definieren die miteinander Verbundenen selbst, was sie unter Loyalität verstehen. Was das mit Moral zu tun hat, erschließt sich mir nicht.
********lust Mann
34 Beiträge
Zitat von ****ody:
Loyalität ist Teil einer Verbindung.

Ist das eine a priori-Wahrheit?

Ich könnte mir durchaus eine Verbindung bzw. Liebesbeziehung vorstellen, die ohne ein Konzept von Loyalität auskommt...
...dark
****ody Mann
13.321 Beiträge
Loyalität ist ebenso wenig ein Konzept, wie Liebe auch keines ist. Dein Ansatz ist mir vollkommen fremd.
********lust Mann
34 Beiträge
Zitat von ****ody:
Loyalität ist ebenso wenig ein Konzept, wie Liebe auch keines ist. Dein Ansatz ist mir vollkommen fremd.

Da sind wir uns zumindest zur Hälfte einig. Liebe ist kein Konzept. Liebe ist fühlbar. Im Herzen, in jeder Körperzelle und im unendlichen Raum um uns herum.

Loyalität dagegen ist nicht mehr und nicht weniger als das, was dein Kopf behauptet, das Loyalität ist. Du schreibst ja sogar dass "die miteinander Verbundenen selbst definieren, was sie unter Loyalität verstehen". Also wenn das dann kein Konzept ist (wovon noch dazu die verschiedensten im Umlauf sind), dann haben wir ein unterschiedliches Konzept davon, was ein Konzept ist 😄
...dark
****ody Mann
13.321 Beiträge
Loyalität ist eine Haltung.
*********rgara Frau
7.509 Beiträge
Ich habe den Eindruck , dass Moral oder Konzept , die in den vorangegangenen Posts erwähnt wurden, Begriffe sind, mit denen man beschreiben möchte, dass es sich um individuelle komplexe Sichtweisen handelt, die durch Erwartungen, Erfahrungen und Prägungen entstehen.

Was die Gesellschaft einem als normal oder must have/must do vermittelt. Was die Eltern vorgelebt haben. Was die Umgebung als richtig widerspiegelt oder als no go. Was man in Filmen oder Büchern liest. Sogar die Texte von Songs im Radio vermitteln sowas ohne dass wir uns dessen bewusst sind.

Beispiele :

Der Prinz, der die Prinzessin rettet als Traum vieler Frauen von einem Partner.

Die Frau, die nach Außen stark und selbstbewusst ist, aber als Partnerin dem Mann das Gefühl gibt er wäre der Tollste und lieb und anschmiegsam ist.

Sexuelle Treue als Bestätigung, dass man etwas Besonderes ist für den Partner, als Vermeidung von Verlustängsten.

Sexuelle Prägung als unveränderlich und lebenslang gleich.

Monogamie als gesellschaftliche Norm.

BDSM als pervers.

Usw. Alles große Themen, die ich hier nicht anschneiden möchte, weil sie eigene Threads wert wären.

Liebe. Was ist Liebe? Man kann sie fühlen, das stimmt.
Aber die Einordnung, was sie ist, wie sie gelebt wird, ist wieder sehr individuell. Die Griechen hatten nicht umsonst so viele Worte dafür. Für die Tantriker ist Liebe die Energie, aus der alles gemacht ist und die uns verbindet. Was in etwa der göttlichen Liebe entspricht und bedeutet, dass das Göttliche in allem ist und wir dadurch verbunden sind. Und genau das habe ich sehr oft auch erlebt. In Begegnungsübungen mit fremden Menschen floss eine starke Liebe , die uns zu Tränen berührte. Völlig entgegen aller Konzepte der Gesellschaft.

Im Bereich Liebe und Sexualität sind wir alle extrem in Erwartungen und Konzepten unterwegs und im Tantra lernte ich JEDES MAL hinzuschauen, was ich da als gegeben angenommen habe, zu hinterfragen und zu beschließen, wie ich es leben möchte unabhängig vom Außen. Mein Weltbild hat sich einmal komplett auf links gedreht dadurch.

Loyalität. Wenn ich liebevoll und herzoffen bin mit einem Partner, dann ist mir sein Wohlergehen ein Anliegen. Ich werde ihm nicht schaden. In starker Verbundenheit werde ich mit ihm leiden, wenn er es tut und mich mit ihm freuen, wenn er es tut.
Wir alle kommen aber immer wieder an Momente, in denen es widerstreitende Bedürfnisse gibt. Da wird es in einer Beziehung spannend. Die meisten Menschen entscheiden sich für den Selbstschutz . Oft automatisch bzw unbewusst, weil die Schutzmuster so alt und erprobt sind. Oft weiß man selbst auch gar nicht, dass man sie hat und gerade eins lebt.

Ein Mensch wirkt gerade dann oft unloyal, wenn er eigene Interessen oder Bedürfnisse über die des Partners stellt. Er ist dann loyal sich selbst gegenüber. Das ist völlig normal. Ich kann nicht erwarten, dass der Partner mich immer über seine Bedürfnisse stellt. Ganz besonders, wenn er sich schützt und Ängste im Spiel sind.

Hier im Thread ging es ums Reden und mit wem.
Ist es unloyal, über intimes mit anderen oder zuerst mit anderen zu reden. Ob und wann das unloyal ist, ist ein individueller Blickwinkel. Für den einen ist es easy und selbstverständlich, für den anderen gar nicht. Ein liebevoller zugewandter Mensch wird Rücksicht auf die Gefühle des Partners nehmen und seine Grenzen achten. Tut er es nicht mehr , ist er entweder nicht mehr liebevoll und zugewandt ( ist das dauerhaft stellt das für mich die Beziehung in Frage ) oder er hat ein starkes Motiv wie starke Bedürfnisse oder Ängste, die ihn so handeln lassen.
Dann ist das Label Loyalität für mich der falsche Ansatz, sondern die Frage, warum handelt der Partner so?

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass wir oft Motive und Gründe in das Verhalten und Handeln eines anderen hineininterpretieren, die geraten sind. Wir sind oft sauer und dann erfahren wir, dass die Realität ganz anders aussah. Er hat die Nachricht gelesen und nicht geantwortet. Ja, weil er in einer Besprechung sitzt. Auto fährt. Seine Angehörigen ins Krankenhaus gekommen sind usw. Aber der erste Gedanke war, dass er uns nicht genug liebt oder schlecht behandelt. Nur mal als Beispiel.

Noch ein Beispiel. Fremdgehen wird oft als unloyal empfunden. Als Verrat. Angelogen werden deshalb. Für den, der fremd geht, kann es simple Selbstfürsorge sein ( Suche nach Nähe, Zärtlichkeit und Intimität, die der Partner nicht geben kann oder will ) und die Lügen verhindern, dass Partner und Familie verletzt werden. Es wird auch gesellschaftlich als selbstverständlich gesehen, dass man nicht fremd geht, monogam lebt und eigene Bedürfnisse zurückstellt. Mit anderen Worten: Die Selbstaufopferung wird erwartet zugunsten des Partners. Das sei Liebe und Loyalität.

Das sehe ich nicht so. Die eigenen Bedürfnisse sind gleichberechtigt. Die Selbstliebe hat denselben Stellenwert wie die Rücksicht auf meine Umwelt. Entscheide ich mich bewusst und nicht leichtfertig in einem Interessenkonflikt für mich und gegen die Bedürfnisse des Partnes, ist das daher für mich nicht unloyal. Es ist menschlich. Es gibt keine Sicherheit in Beziehungen vor Verletzung und gegensätzlichen Interessen und Bedürfnissen. Es gibt kein Recht aus Liebe immer Vorrang zu haben.

Die Erwartung an einen Partner er solle der Loyalität immer Vorrang geben, wird zwangsläufig immer enttäuscht. Sie ist utopisch.

Wer wann mit wem redet und worüber ist daher für mich höchst individuell und abhängig von den individuellen Grenzen und Bedürfnissen. Über die man reden sollte und einen individuellen Weg finden sollte. Der auch kein starrer ist, sondern sich genauso verändern darf wie wir Menschen uns immer wieder verändern.
****54 Mann
3.849 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von *********rgara:
Wer wann mit wem redet und worüber ist daher für mich höchst individuell und abhängig von den individuellen Grenzen und Bedürfnissen. Über die man reden sollte und einen individuellen Weg finden sollte.

Höchst individuell und nach meinem Empfinden nichts, was innerhalb der Beziehung wirken soll, sondern ausgerichtet auf die Außenwirkung. Wenn ich es mir leiste, leisten kann, als unabhängiges Wesen selbstsicher in meinem sozialen Umfeld aufzutreten, dann kratzt es mich wenig, wenn ich im Umfeld aus Unverständnis stoße.
Loyalität dient der Wahrung des Bildes. Und das bekommt ein übermäßiges Gewicht, wenn ich, wenn mein Verhalten auch in der Partnerschaft nicht wirklich dem gerecht wird, was mein Anspruch an mich selbst ist. Sonst könnte ich es ja offensiv vertreten - falls ich das standing habe.
Soweit für den, dem Loyalität entgegengebracht wird. Für den, dem sie abverlangt wird, sieht das anders aus.
...dark
****ody Mann
13.321 Beiträge
In Beziehungen, so meine Erfahrung, wird Loyalität nicht abverlangt, es wird zumeist gar nicht darüber geredet. Rückblickend kann ich aber sagen, wenn eine Partnerin keine Probleme damit hatte, Dinge zu tun, die für mich potentiell verletzend waren, wie bspw. Fremdgehen, Lügen, Verschweigen, Vortäuschen, statt sich sauber von mir zu trennen, dass es keine Loyalität gab. Ja, sich zu trennen, kann auch Ausdruck von Wertschätzung und Loyalität sein. Manche übersetzen Loyalität auch mit Familiensinn.
****54 Mann
3.849 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von ****ody:
wird Loyalität nicht abverlangt, es wird zumeist gar nicht darüber geredet.

Auch meine Erfahrung, deswegen der Thread.

Zitat von ****ody:
Dinge zu tun, die für mich potentiell verletzend waren, wie bspw. Fremdgehen, Lügen, Verschweigen, Vortäuschen ...

Hier kann ich den Bezug zur Loyalität bei den Grenzen davon mit Dritten zu sprechen nicht erkennen. Bist du auch verletzt, wenn eine Partnerin ein Problem mit dir und daher Gesprächsbedarf hat?

Zitat von ****ody:
Manche übersetzen Loyalität auch mit Familiensinn.

Ist das der Familiensinn, der es verbietet über Fremdgehen, häusliche Gewalt etc mit Dritten zu sprechen?
***si Frau
2.486 Beiträge
Zitat von ****54:


Ist das der Familiensinn, der es verbietet über Fremdgehen, häusliche Gewalt etc mit Dritten zu sprechen?

Hmmm....mein Familiensinn bedingt, hierüber mit dem Menschen zu sprechen, den es betrifft. Und vorerst nur den, also meinen Partner. Er ist es wert, mich ihm zu offenbaren und mit ihm gemeinsam nach Lösungen zu suchen und ich bin es mir wert, diesen durchaus schwierigen Weg zu gehen. Erst, wenn keine gemeinsame Lösung gefunden wurde, und das ist bisher nur einmal bei meiner Trennung von meinem Mann vorgekommen, hole ich mir Hilfe von außen. vorzugsweise von einem Profi und nicht im Freundes- oder Bekanntenkreis. Auch meine Eltern habe ich da außen vor gelassen.
Meine Erfahrung hat gezeigt, dass ich selbst oft überfordert war, zuzuhören oder gar Ratschläge zu geben. Nicht selten kam bei mir das Gefühl auf, parteiisch reagieren zu sollen, da ich eben nur eine Seite kannte.

Das möchte ich bei eigenen gravierenden Problemen meinen Mitmenschen nicht antun.
...dark
****ody Mann
13.321 Beiträge
Zitat von ****54:


Zitat von ****ody:
Dinge zu tun, die für mich potentiell verletzend waren, wie bspw. Fremdgehen, Lügen, Verschweigen, Vortäuschen ...

Hier kann ich den Bezug zur Loyalität bei den Grenzen davon mit Dritten zu sprechen nicht erkennen. Bist du auch verletzt, wenn eine Partnerin ein Problem mit dir und daher Gesprächsbedarf hat?


Ich bin verletzt, wenn die Situation Gesprächsbedarf beinhaltet, aber ein vermeintlich leichterer Weg (Fremdgehen, Lügen, Verschweigen, Vortäuschen) gewählt wird, weil ich es nicht wert zu sein scheine, über den eigenen Schatten zu springen und ein Gespräch zu führen, auch wenn es wirklich nicht leicht sein würde.

Die fehlende Loyalität, die beinhaltet hätte, zu reden, bevor verletzende Handlungen passieren, deklassiert die Beziehung und alle Absprachen und Liebesbekenntnisse. Sie deklassiert eine Freundschaft, die auch Bestandteil einer Beziehung sein kann, sie widerspricht dem Gedanken von Partners in Crime und sie zerstört das Vertrauen gegenüber dem Menschen, den man in seinen intimsten Bereich hineingelassen hat. Letztlich zerstört die fehlende Loyalität die Intimität selbst und die Annahme, bei jemandem in Wort und Tat sicher zu sein.
******una Frau
7.589 Beiträge
Vielleicht ist das Reden mit einer " außenstehenden Person" nur ein gewählter Weg, eigene Klarheit in das Gefühlschaos zu bringen, was mit dem Partner aus überbordender Emotionalität im Moment nicht geht.

Das direkt als nicht loyal zu empfinden, ist möglicherweise der eigenen Verletzlichkeit geschuldet.
...dark
****ody Mann
13.321 Beiträge
Mit einer dritten Person zu reden und mit mir auch zu einem späteren Zeitpunkt nicht zu reden, stattdessen weitreichend spaltend zu handeln, ohne dass ich die Chance habe, etwas beizutragen, verletzt mich sehr. Das hinterlässt verbrannte Erde.
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