„Ich bin sehr empathisch und konnte beide Male spüren, dass da eigentlich der Wunsch nach Verbindung ist.
Menschen können durchaus widersprüchliche Gefühle haben. Als Empath:in nimmt man dann gern mal besonders stark das Gefühl auf, das in Wahrheit das schwächere ist und das deswegen verdrängt wird. Und man hält es für die "eigentliche" Wahrheit.
Aber in der Realität ist die "eigentliche" Wahrheit dann doch eher die, die für Kopf und Herz gleichermaßen stimmt, und der Kopf trifft dann die Entscheidung. Und das andere, was man irgendwie auch fühlt, wird dann halt verdrängt.
Ähnlich wie: Man möchte im Urlaub einerseits nach Dänemark und andererseits nach Frankreich fahren. Für beide Urlaube gibt es gute Gründe, aber nur einen davon kann man umsetzen. Und man entscheidet sich für Frankreich, weil diese Option aus irgendeinem Grund noch etwas mehr überzeugt als die Option Dänemark. Ein Teil des eigenen Herzens denkt dann trotzdem: Ach, Dänemark wäre schon irgendwie schön gewesen, ich wäre jetzt gern am Ufer dieses einen Sees, an dem ich damals gesessen habe. Und trotzdem ist man insgesamt auch mit der Reise nach Frankreich sehr zufrieden und erlebt da viel Schönes und Gutes.
Als Empath:in fängt man halt besonders viel von dem auf, was Leute abspalten und verdrängen. Und da würde man in einem solchen Fall auffangen: Der andere Mensch wäre gerade eigentlich gern in Dänemark, wieso gesteht er sich das nicht ein, wieso wagt er nicht die Reise nach Dänemark?
Weil er sich für die Reise nach Frankreich entschieden hat und da alles in allem aus seinem subjektiven Empfinden heraus glücklicher ist, als er nach seiner Einschätzung auf der Reise nach Dänemark geworden wäre.
Bitter, wenn man selbst Dänemark ist.
Noch bitterer, wenn man zwar als Empath:in die verdrängte Sehnsucht nach Dänemark auffängt, aber nicht klar genug wahrnehmen kann, wie glücklich der Mensch eigentlich in Frankreich ist. Weil er es für höflicher empfindet, davon in Dänemark nicht allzu viel zu erzählen.