„Dagegen steht unser bisheriges Beziehungsgeflecht, dass auf Vertrauen basiert, nach vielen Jahren vielfach bestätigt, aber irgendwie doch immer auf Vorschuss. Und dann muss ich eben nicht Alles von der Partnerin wissen (und auch nicht vor mir selbst nicht das, was vielleicht schmerzen könnte?)
Ich empfand das bisher immer als ein echtes Pfund, als wichtige Stütze und hilfreiche Grundhaltung. Wir konnen vertrauen.
Dieser sichere Rückhalt spart viel Energie. Aber leider schläft so auch die erotische Spannung ein.
Ich habe deinen Thread noch nicht weiter verfolgen können, leider den Vortrag nicht gesehen.
Wir sind auch über 40 Jahre zusammen. Mit „gnadenloser Offenheit“ muss man erstmal umgehen können. Nach meiner Erfahrung, meiner Meinung spielen Ängste eine große Rolle. Die Altlasten, teilweise noch aus der Kindheit, lassen immer wieder mal Dämonen frei. Seh ich die, erkenne ich sie -trau ich mich da hin?- bin ich evt gemeinsam in der Lage gegen sie anzugehen? Im besten Fall sie zu Kuscheltieren mutieren zu lassen (bis sie wieder aufbegehren).
Weshalb bist du der Meinung Vertrauen könnte (sollte?) gnadenlose Offenheit ersetzen?
Ich denke alles Wichtige muss gesagt werden. Auch, wenn es potenzielles Verletzungsrisiko birgt. Ich sollte in der Beziehung das Gefühl haben alles mitteilen zu können.
In meiner Beziehung sehe ich immer wieder, dass Ängste auftauchen, da sind, trotzdem. Bei ihm und bei mir. Mit dem Gefühl, mit der unbeantworteten Frage „was noch braucht es, damit du mir (auch in diesem Punkt) vertrauen kannst?“
Und ja, ich wünsche mir Vertrauen. Eine Art Sicherheit, die vermittelt „ich weiß, du wirst unsere Beziehung nicht gefährden.“ „Ich fühle, dass dies uns nichts wegnimmt, sondern ein zusätzlich für dich bedeutet, es dir gut tut und -im Zweifel- du positive Gefühle mit zu uns zurück bringst.“
Je mehr an dem Beziehungs-Rahmen gerüttelt wird, Grenzen verschoben werden wollen, umso wichtiger. Und umso Angst machender. Doch ohne Offenheit und allen Ängsten aus dem Weg gehen, keine Änderung des Status Quo. Umgekehrt: mit mitfühlender Offenheit Chancen, wenn auch keine Garantien.