„Etwas, das mir in Beziehungen mehrfach zum Stolperstein wurde, war die fehlende Fähigkeit, den anderen einfach mal als genug anzusehen und vertiefenden Stillstand zuzulassen. Immer ging es um Weiterentwicklung, immer sollte die Beziehung der Quell dafür sein. Das ganz profane füreinander Dasein, das sich Berühren, das öffnende Reden und Verstehen, die Stille und Wortlosigkeit intimer Momente, nichts davon war genug. Es gab immer das Streben nach äußerer Fülle und obwohl ganz viel Verbindendes da war, kam irgendwann die Angst, etwas zu verpassen. Es mangelte an Demut und der Fähigkeit, eine innere Entwicklung zum Füllen leerer Räume zu nutzen, sie überhaupt als Entwicklung und Wachstum anzusehen. Es mangelte an Leichtigkeit. Da, was da war, wurde immer weniger gesehen.
So ging es mir häufig in meiner Ehe aber ich stand auf der anderen Seite.
Es gab eine Zeit, da war ich rundherum zufrieden. Ich hatte diverse Dinge für mich entdeckt, wie z.B. nähen, Schmuck herstellen aber auch so profane Dinge wie Marmelade kochen, Gurken einlegen usw.
Von meinem Mann hörte ich immer wieder, ich sollte doch was aus meinem Leben machen. Ich hätte alle Freiheiten, er wäre froh, wenn er diese Freiheiten hätte und was er alles tun würde, wenn er so leben könne wie ich. Aber ich habe doch was aus meinem Leben gemacht, ich war voll zufrieden. Was kann ich dafür, wenn das nicht das ist, was er für sich als Weiterentwicklung sieht? Glück und Zufriedenheit geht nicht immer mit einem Honigkuchengrinsen einher.
Ich fühlte mich missbraucht, instrumentalisiert.
Es erinnerte mich an meine Mutter, die unbedingt mit uns Weihnachten feiern wollte, als unsere Kinder klein waren und noch ans Christkind glaubten: "diese leuchtenden Kinderaugen machen Weihnachten erst so besonders"
Ich weiss nicht, ob verständlich ist, was ich damit rüberbringen möchte. Da wird etwas oder auch jemand benutzt, um sich selbst glücklich und zufrieden zu fühlen.
Vor über 1,5 Jahren habe ich wieder angefangen, Musik zu machen. Ich habe das früher getan, vor etwa 30 Jahren, habe Gitarre gespielt, gesungen, Straßenmusik gemacht. Mein Mann fand das immer toll. Aber irgendwann war das nichts mehr, was mich glücklich machte. Ich wollte etwas anderes machen.
Und als ich jetzt wieder anfing, sah man richtig, wie er wieder Feuer fing. Er schrieb mir dann auch so Sätze wie, dass ich da die Freude und das Glück ausstrahle, die ihn damals gefangen genommen hat...
Ich weiss, es war nett gemeint aber es hinterließ in mir einen schalen Nachgeschmack.