Haus der Offiziere (Brandenburg)
Es ist ein Ort mit preußischer, deutscher und russischer Geschichte. Wünsdorf war eine sowjetische Stadt in der DDR, abgeschirmt vom Rest des Landes. DDR-Bürger hatten keinen Zutritt zum militärischen Teil. 590 Hektar Kasernenfläche, fast 700 Gebäude aus den vergangenen hundertzwanzig Jahren – viele sind heute bereits saniert, ein Großteil aber verrottet vor sich hin. Im Ersten Weltkrieg waren hier Pioniertruppen stationiert, die in Frankreich kämpften. Im Zweiten Weltkrieg stationierte man hier das Oberkommando der Wehrmacht, richtete ein Hauptquartier ein. 1945 ließ sich der sowjetische Marschall Shukow hier nieder. Über die Jahre entstand die größte Garnison der Roten Armee außerhalb der Sowjetunion – zeitweilig bis zu 75.000 Männer, Frauen und Kinder lebten auf dem abgeschotteten und streng bewachten Gebiet, mit Kinos, Supermärkten, Schulen, Feizeiteinrichtungen usw. Das Haus der Offiziere ist nur ein kleiner, aber dennoch anmutender, architektonisch wertvoller Teil des ehemals Ganzen.
Im Jahre 1906 erfolgt der Bau eines Truppenübungsplatzes sowie einer Infrantrieschule in Wünsdorf, welches ein Ortsteil von Zossen ist. Im ersten Weltkrieg waren dort ca. 30.000 Kriegsgefangene interniert. Man hatte die Bauten in ein Garnisonslazarett umfunktioniert. Nach ihrer Ermordung wurde im Jahre 1919 die Leiche von Rosa Luxemburg hierhin zur Obduktion gebracht.
Während des 2. Weltkriegs war in der Bunkeranlage „Maybach I“ das OKH (Oberkommando des Heeres) untergebracht. In Wünstorf wurde auch die deutsche Panzertruppe gegründet. Das Stabsgebäude davon steht heute noch. Zu Zeiten der Roten Armee war der gesamte Bereich eine Stadt für sich. Täglich verkehrte von hier ein Zug direkt nach Moskau.
Stolz steht Genosse Lenin vor dem Hauptgebäude. Stumm wacht er als Statue vor dem Eingang des Hauses der Offiziere in Wünsdorf und ist dennoch nur ein Relikt der letzten Nutzer dieses schlossähnlichen Gebäudes. Denn die Geschichte dieses Militärstandortes reicht weit zurück. Schon zu Kaiserzeiten entstanden Truppenübungsplätze, Kasernen und eine Turnschule. Später übernahmen die Nazis den Komplex und entwickelten ihn zum wichtigsten Nachrichtenzentrum des deutschen Reichs weiter. Nach dem zweiten Weltkrieg bezog die GSSD, später WGT, den Standort als Hauptquartier. Es entstand der größte sowjetische Militärstandort außerhalb der Sowjetunion. Bis zu 75.000 Soldaten dienten in den Bunkeranlagen, der verbotenen Stadt und den Kasernen Wünsdorfs.
Ursprünglich von den Preußen als Turnschule erbaut wurden in den 6 Gebäuden des Areals verschiedene Sport- und Turnhallen errichtet. So gab es einen Fechtsaal, eine Schwimmhalle und sogar eine Reithalle. Die Nazis nutzten das Ensemble vorerst als Heeressportschule für die Ausbildung von Unteroffizieren weiter. Jedoch wurden in den fortschreitenden Jahren des Krieges immer mehr Lazarettflächen benötigt, sodass die Schule ab 1943 zur Behandlung verwundeter Soldaten diente.
Mit der Übernahme des Standortes durch die Rote Armee im Jahr 1945 änderte sich die Bedeutung dieses Ensembles komplett. Aus der Sportschule wurde das bedeutendste Kultur- und Vergnügungszentrum der in der DDR stationierten Roten Armee. Außer der Schwimmhalle und einigen, kleineren Sporträumen blieb nichts von der einstigen Nutzung erhalten. Die großen Turnhallen wurden zu Konzert- und Kinosälen umgebaut und das ehemalige Offiziersspeisehaus und Kasino übertrug man den Pioniereinheiten der GSSD als eigenes Kulturzentrum mit Konzertsaal. Aus dem im Hof liegenden Sportplatz wurde eine weitläufige Parkanlage, in die ein bis über die Grenzen der DDR hinaus bekanntes Diorama, dass einst das Monumentalgemälde „Schlacht um den Reichstag“ beherbergte, integriert wurde.
1994 räumte die Rote Armee im Zuge der deutschen Wiedervereinigung auch diesen Standort. Seither steht das schlossähnliche Gebäudeensemble leer. Staub legte sich über die kaiserlichen Treppenaufgänge. Die Leinen der Schwimmhalle scheinen noch immer die Bahnen abzustecken und schwimmen dennoch nicht mehr im Wasser, sondern hängen einsam in der Luft. Angeblich soll der kommandierende General der WGT, Generaloberst Burlakow, noch am Tage seiner Abreise dort geschwommen haben.
Ja, das Klavier gehört hier nicht hin. Es gibt leider nicht nur Urbexer die eine Location dekorieren, sondern auch Tour-Veranstalter, die für ihre Kunden, die Räume entsprechend „herrichten“.
Ihr solltet das Gelände nicht illegal betreten. Alle Gebäude sind definitiv verschlossen und es fährt regelmäßig eine Streife über das Gelände. Weiterhin sind auch Bewegungsmelder auf dem Gelände installiert. Wird jemand angetroffen, so wird umgehend die Polizei gerufen und Strafantrag gestellt. Wendet euch an den Hausmeister. Für einen kleinen Obelus lässt er euch auf das Gelände und schließt alle Gebäude auf.
Das komplette Album, mit über 60 Bildern, findet ihr hier:
http://www.tomvandutch.de/haus-der-offiziere