Stock Exchange Palace (Ungarn)
Diese Location zu betreten war schon ein Abenteuer und sehr riskant.Allerdings ist es uns, im Morgengrauen, gelungen und wir wurden mit fantastischen Bildern belohnt.
Zuletzt, als jemand im großen leeren Börsenpalast am Szabadság tér herumlief, war es 2049, und Harrison Ford und Ryan Gosling wurden für die Fortsetzung von „Blade Runner“ gefilmt. Das letzte Jahr, in dem dieses verlassene Wahrzeichen genutzt wurde, war jedoch 2009, als das Staatliche Ungarische Fernsehen (MTV) gerade auszog.
Zum Zeitpunkt seiner Erbauung lag dieser Platz noch weitgehend am Stadtrand, doch um die Jahrhundertwende änderte sich das schnell. Budapest wuchs immer mehr und der hier stehende Militärkomplex wurde entfernt. Das Gebäude war nicht nur baufällig sondern es barg auch eine bittere Vergangenheit.
Ministerpräsident Lajos Batthyány wurde hier 1849 von den Österreichern hingerichtet und viele ungarische Soldaten wurden darin inhaftiert. Natürlich beanspruchten die Einwohner den Ort. Sein Abriss war seit den 1870er Jahren gefordert worden. 1898 wurde er dann abgerissen und durch den sorgfältig gestalteten Szabadság tér ersetzt, der ein eigenes repräsentatives Prunkgebäude erhalten sollte.
Der Bekannte Architekt Ignác Alpár, auch „Bankenbauer“ genannt, reichte gleich zwei Pläne für die Ausschreibung zum Bau des Börsenpalastes ein, mit denen er den ersten und zweiten Platz gewann. Ob er beim Bau eine bedeutende Rolle gespielt hat, ist jedoch nicht bekannt – als das Gebäude 1907 errichtet wurde, entstand eines der größten Börsengebäude im heutigen Europa, dessen Ausmaß weit über die Anforderungen Ungarns hinausging.
Zu beiden Seiten der zentralen Kuppelhalle dieses 145 Meter langen Gebäudes befanden sich im Nordflügel die Warenbörse und im Süden die Börse. Die Hallen waren 60 x 22 Meter groß, mit riesigen Fenstern. András Török schreibt in seinem Buch BUDAPEST – Ein kritischer Wegweiser, dass dies der Getreidehändlerlobby zu verdanken sei, deren fertiger Flügel mit um neun Meter vergrößerten Fenstern für perfekte Lichtverhältnisse sorgte.
Natürlich gab es in dem Gebäude viele andere Räume, schallisolierte Telefonzellen, ein Postamt, ein unverzichtbares Café und ein Telegrafenamt auf Straßenniveau. Die Börse war hier bis zu ihrer Auflösung am 25. Mai 1948, als das Lenin-Institut einzog, dann das Haus der Technologie, bevor 1955 das Ungarische Fernsehen seinen Betrieb aufnahm. Die Erstaustrahlung erfolgte am 1. Mai 1957.
Das Gebäude wurde bis 1969 komplett von MTV übernommen, gleichzeitig wurde die ursprüngliche Innenausstattung komplett umgestaltet und vieles wurde zerstört. Auch baulich wurde sehr viel verändert und deer ursprüngliche Charme ging verloren. Lagerräume wurden zu Ateliers, nur das zentrale Treppenhaus blieb in seiner ursprünglichen Form erhalten.
2006 wurde es dann von der kanadischen Tippin Corporation gekauft, als es zum Nationaldenkmal erklärt wurde. MTV ist 2009 ausgezogen und seitdem steht das Gebäude leer.
2017 berichtete unter anderem die Financial Times über eine anstehende Renovierung und den Umbau, der 2020 fertiggestellt werden sollte. Es sollten Luxusbüros und Einzelhandelsgeschäfte entstehen. Wie der heutige Zustand ist, kann man gut auf den Bildern erkennen.
Ich kann nur davon abraten das Gebäude zu betreten. Es ist mit Kameras gesichert und die Security ist 24/7 vor Ort (übernachtet dort auch).
Ebenso ist der Zugang sehr heikel, da sich das Gebäude mitten in der Stadt befindet. Wenn man das Schlupfloch nicht kennt, wird man es mit 99% Wahrscheinlichkeit auch nicht finden.
Das komplette Album, mit knapp 50 Bildern, findet ihr hier: http://www.tomvandutch.de/stock-exchange-palace