Hier gibt es sehr viele Single-Frauen, die geschieden bzw. von ihrem Partner getrennt sind. Häufig sind sie betrogen worden. Wenn Du nun ankommst, weil Du ne Affäre suchst, kannst Du Dir ja vorstellen, dass diese sicherlich nicht begeistert sind.
Ich war auch eine betrogene Ehefrau,die ihren damaligen Mann deswegen raus aus dem Haus und raus aus ihrem Leben gekickt hat und zwar supido! Meine Prinzipien waren immer: Wer mich betrügt, hat keinen Platz mehr in meinem Leben, mir passiert das nie und never werde ich die böse Frau, die betrügt. Treue als höchste Prämisse einer Partnerschaft/ Ehe. Ich war so verbittert und voller Hass auf jeden Mann, auf jede Frau, die betrügt,egal ob Lover oder Cheater. Auch noch in den ersten Jahren hier im Joy.
Dann aber traf ich einen verheirateten Mann, der sich für mich interessierte. Zunächst schmetterte ich seine Werbeversuche ab. 2 Monate lang blieb er am Ball. Was mich,abgesehen davon, dass ich mich in ihn verliebt hatte, dazu brachte, meine Prinzipien über Bord zu werfen und seine Geliebte zu werden, war der Umstand, dass er lange Jahre in seiner Ehe sexuell kaltgestellt wurde, jeder Versuch, mit seiner Frau zu reden, sie zu motivieren, ihr Freiräume zu schaffen- nichts fruchtete, im Gegenteil, Gesprächsversuche zogen dann schwere Streits nach sich. Irgendwann resignierte er und begann auf Dienstreisen ONS zu haben, das Internet bot Kontaktmöglichkeiten. Und ich sagte mir, wenn nicht ich seine Geliebte werde, so ist es irgendeine andere. So what?
Mir wurde klar, die Welt ist nicht bloß schwarz und weiß. Es hat immer seine Gründe, warum Menschen aus einer Beziehung ausbrechen, weil sie dort ihre Sexualität nicht mehr ausleben können oder einfach nicht die Erfüllung mit dem Partner finden, auch wenn alles andere nahezu perfekt ist.
Wer war ich, Menschen dafür zu verurteilen ,ohne die näheren Umstände überhaupt zu kennen? Und hatte ich nicht auch meinen Teil dazu beigetragen, dass mein damaliger Mann ausbrach,aus unserer Ehe, wenn auch nicht aus sexueller Vernachlässigung meinerseits?
Als Vielleserin und Schreiberin hier im Joy sah und sehe ich viele Frauen,
die ebenso verbittert waren, weil sie betrogen wurden. Und den Hass, der dann über andere ausgekippt wird, über solche, die sich zu ihren Seitensprüngen bekennen oder aus lauter Verzweiflung hier schreiben, weil sie in einer sex-und sogar zärtlichkeitslosen Beziehung stecken, aber ihr gesamtes Leben deswegen nicht wegschmeissen wollen und können.
Deswegen bin ich heilfroh, dass es diese Gruppe hier gibt, in der Toleranz nicht bloß ein Wort bedeutet und man sich über alles austauschen kann, ohne abgestempelt, vor-verurteilt oder angegriffen zu werden, von prinzipien-treuen Moralisten. Mich hat das Leben gelehrt, man kann selber sehr schnell in die Situation kommen, in die gegen gesetzte Rolle zu rutschen. Und NIEMAND kann für sich selber die Hand ins Feuer legen, dass er/sie mal in die Situation kommt, die eigenen Prinzipien über Bord werfen zu müssen.
Natürlich ist dies immer mit einem inneren Kampf verbunden -
Gewissen versus eigene Bedürfnisse. Prinzipien versus menschliche Natur.
Ich glaube, die wenigsten Menschen machen sich den Schritt in die Un-Treue leicht.
Kämpfen lange dagegen an, man will den meist geliebten Partner nicht verletzen oder hintergehen. Und leidet lange still vor sich hin.
Die Krux ist, wir Menschen sind für Monogamie nicht geschaffen, das entspricht alleine schon evolutionär nicht unserer Natur. Der Vorsatz, lebens- oder zu mindestens beziehungslang nur einem Partner treu sein zu können, ist Utopie und gelingt nur wenigen Menschen, dies durchzuhalten, ohne nicht wenigstens ab und an mit dem Gedanken zu spielen, sich auch auf andere Menschen einzulassen.
Und man gerät dann in den inneren Konflikt.
Ich kann nur jedem, der in diesem Konflikt steht, empfehlen, sich unserer Gruppe anzuschließen, sich hier zu informieren, wie andere mit diesem Konflikt umzugehen gelernt haben, ohne sich von Menschen, die für diesen Konflikt kein Verständnis aufbringen, schmähen lassen zu müssen.
Aus meiner Sicht ist es nicht purer Egoismus, sich seine sexuellen Bedürnisse zu erfüllen,wenn es in der Partnerschaft dahingehend eklatante Ungleichgewichte gibt.
Sondern Selbsterhaltungstrieb einerseits, Nachgeben der ureigensten menschlichen Natur andererseits. Prinzipien sind ja nicht per se verkehrt, im Gegenteil. Aber sie stehen im Kontrast zu unserer Natur.
Vieles wäre einfacher,wenn man sich zu Beginn einer Partnerschaft nicht ein Versprechen geben würde, was man im Laufe der Zeit aber gar nicht halten kann.