Treue in einer neuen Partnerschaft
"Könnt Ihr es Euch vorstellen? Dass es den Einen/ die Eine gibt, die es wert ist? Die jedes Lügen und Betrügen unnötig macht?"
Ich hab mich mal durchgearbeitet. Durch die Höhen und die Untiefen dieses Threads. Interessantes fand ich, uninteressantes auch und das super-gute "Ich will nie wieder treu sein müssen" von Morigane. Oder das lesenswerte von Moxy.
Das Wort "Treue" und "Untreue" sind wohl Seiten einer Münze.
Existiert "Treue" durch Abwesenheit von "Untreue"?
Existiert "Untreue" durch Abwesenheit von "Treue" ?
Was ist, wenn es keine Definition von "Untreue" gibt? Hat dann "Treue" noch ihren Platz? Oder umgekehrt?
Diese beiden Zwillinge "Treue" und "Untreue" habe ich bisher immer nur in einer Weise kennengelernt: "Treue" als "Sei du ja treu" und "Untreue" als Futter für hausgemachte Skrupel. Da habe ich schon Frauen kennen gelernt, die unbedingte "Treue" einforderten, ihr eigenes Tun aber nicht wirklich als "Untreue" sahen sondern als Recht. Das gleiche im Übrigen auch bei Männern.
Kennt wer den Satz "Appetit hole ich mir draußen, gegessen wird zuhaus"? Den Satz hatte ich eh nie verstanden. Soll ich wenn ich eine mich anziehende Frau kennengelernt hatte, nachher bei meiner Partnerin an sie denken? Ein bißchen abstrus für mich.
Ich habe Männer und Frauen kennen gelernt, die obigen Satz aussprachen und kurz danach im Bett rummachten. Wenn der ausgeübte GV nur Appetitanreger war, dann möchte ich jetzt nicht wissen wie das Bett nachher bei dem/der Lebensgefährten/in ausschaute. Naja, die Bettenindustrie wird über solche dann richtig begeistert sein, denn nur zerwühlt dürfte das heimische Bett dann nicht sein. Es müsste total zerpoppt sein ... oder so ...
Ich hatte mir das in meinem Leben schon überlegt. Bin ich treu? Oder bin ich es nicht? Muß ich das denn überhaupt klassifizieren?
Die Gesellschaft bejaht diese Frage. Aber läßt die Antwort um den individuellen Charakter des jeweiligen Sexaktes aus.
Wenn ich in einer Partnerschaft bin, dann ist nicht jedesmal so wie das andere zuvor. Und mit ONS aus anderen Gelegenheiten findet sich da auch kein Vergleich, weil alles einzigartig ist. Somit sind solche Erlebnisse auch nicht austauschbar.
Meine eigene Antwort auf die Treue-Frage war für mich dann ein eindeutiges Nein. Und so bin ich dann auch in die neue Partnerschaft reingegangen. Und habe das auch aktiv kommuniziert.
Aber es hat bei ihr nicht zur Beruhigung beigetragen. Irgendwann ging ich den Weg des geringsten Widerstandes und erklärte, dass ich treu sei. Fakt war dann aber, dass ich es nicht war/blieb. Und dass ich es nicht war, hatte nichts mit ihr zu tun. Sondern nur mit mir und der Situation mit jener anderen Frauen. Die Hitze, die sich da entfachte, mußte einfach dort enden, wo jeder kopfschüttelnd sagt: "Du warst untreu". Aber ich selber fühlte mich überhaupt nicht "untreu".
Nebenbei:
Fakt ist auch, dass würde ich mich in jemand anders verlieben, dann würde ich der neuen Liebe untreu gegenüber sei, wenn ich mit meiner Ex-Liebe schlafe. Die Ex-Liebe sähe das anders. Somit wäre ich immer untreu.
Treue ist eh immer das, was man vom anderen verlangt. Von sich selber verlangt man doch nur Kohärenz des eigenen Handelns.
Meine freche Behauptung ist eh, würde man allen untreuen Menschen dieser Welt den Kopf abschlagen ... es würden verdammt viele noch kopfloser durch die Gegend rennen ... die Menschheit wäre binnen 150 Jahren ausgestorben ...
"Treue" ist ein magisches Wort. Klar. Ein Ideal. Aber muss ich es auf mich anwenden?
"Zölibat" ist auch ein magisches Wort. Klar. Ebenfalls ein Ideal. Aber ich wende es nicht auf mich an, weil ich mich nicht bei denen einordne, die eine Bringschuld des "Zölibats" haben wollen. Ebenso ordne ich mich auch nicht bei denen ein, die eine Bringschuld der "Treue" fordern. Während mit der ersten Nichterfüllung der Bringschuld keiner ein Problem bei mir hat, ist gerade die zweitere Nichterfüllung der geforderten Bringschuld nicht gerade konform in vielen Gesellschaftskreisen.
Treu bei einer neuen Partnerschaft?
Sexuell treu?
Ich antworte mal im Sinne Graucho Marx:
Nicht für eine Million Dollar! Bieten Sie mir zwei Millionen, dann denk ich mal fünf Sekunden drüber nach. ...