@Biestchen
Liebes Biestchen,
vorab, ich kann dich sehr sehr gut verstehen, aber auch in sämtlichen anderen Beiträgen stehen viele hilfreiche Gedanken.
Nur glaube ich, dass du genau das Problem hast, was auch ich hatte: im Kopf weisst, du, dass DU und nur DU etwas ändern kannst, willst du in einer Entscheidung nicht wieder (wie die Jahre zuvor) die Passive sein.
Aber der Bauch ruft immer: ich will das alles nicht wahr haben. Wir haben Jahrestag, und der Kerl hat nicht die Eier, sich zuhause frei zu machen, zumal seine Ehefrau ja wohl über euch Bescheid weiss. Er setzt Prioritäten, die dir weh tun.
Und dein Herz sagt: DAS kann doch alles nicht wahr sein!!
Wenn du auf deinen Kopf hörst, müsste dein Herz erkennen, dass es nun mal DOCH wahr ist, was es da gerade erlebt. Und der Bauch schreit: DAS akzeptier ich nicht. Der Bauch schiebt dann so Scheinargumente nach oben zum Herzen und zum Kopf: naja, er hatte wohl Zoff zuhause usw. usw. pp.
Du hast immer still gehalten, du warst immer die 2. Geige und hast dich damit arrangiert. ABer du hast es nicht akzeptiert. Jetzt hat da etwas das Fass bei dir zum Überlaufen gebracht. Wut, Trauer und Enttäuschung reichen sich die Tränen in die Hand.
Und die Trauer kommt nicht aus dem Kopf, die kommt aus dem Herzen. Der Kopf denkt, der Bauch rebelliert mit Wut.
Sich für andere öffnen wäre absolut richtig, aber es geht nicht. es geht einfach nicht, weil du "besetzt" bist.
In der "Kehrseite der Medaille" habe ich schon einiges geschrieben, wie es mir ging (in Philan 1.0) und wie es mir jetzt geht (in Philan 2.0). Dazwischen, Biestchen, da hatte ich morbide Gedanken. Da entstand auch das Gedicht, was ich als HP bei mir stehen habe. Man will und kann einfach nicht den anderen aus dem Leben verbannen, auch wenn es "aus" ist. Bilder, Briefe, Mails usw. usw.
Philan denkt noch heute, er hätte mit mir Schluss gemacht (stimmt doch, Philan, oder?). Stimmt aber nciht, er hat damals rumgeeiert, er könne sich nicht von seiner Frau trennen, er könne es aber auch nicht mit mir so beenden, aber müsse sich entscheiden, allerdings eben nicht FÜR mich. Die Argumente waren sehr sehr albern. Jaha. Denn er sollte sich ja nicht FÜR mich entscheiden, ich wollte nur nicht, dass er sich
gegen mich entscheidet. Und wir konnten uns nicht so oft sehen, aber es hieß immer: Das ist nix fürs Telefon, das müssen wir face to face besprechen. Toll, wann denn wohl?
Irgendwann hatte ich die Faxen dicke und schrieb ihm nen 1-Zeiler. Inhalt: Ich wünsch dir alles Gute, und möchte dazu nix mehr sagen.
Reaktion: NULL
Danach fiel ich in ein Loch. Es dauerte ein paar Tage, denn anfangs war ich stolz auf mich, weil mein Kopf gesiegt hatte. Nach 3 Tagen aber, war es nix mehr mit stolz.
Es fiel mir danach wirklich sehr schwer, mit anderen etwas zu unternehmen. Und: ich wollte mich verlieben. Das ging aber nicht. Nix mit öffnen oder so. Ich fand mal Typen toll, aber das hielt nicht lange vor. Nie bin ich auf einen davon zugegangen. Es war ein "sich einreden", "den finde ich toll".
Nach 5 Monaten war ich in der Lage, SEINEN Klingelton aufm Handy zu löschen, er klingelte ja eh nicht mehr. Es dauerte noch ein paar Tage, da konnte ich seine Fotos von den Wänden nehmen, alles in ne Kiste packen, ich wollte es ihm per Post schicken, auch viele viele andere Dinge, die mit ihm zu tun hatten.
Dann kamen wir wieder zusammen, im März. Ich wünsche mir sehr, dass wir eines Tages zusammen kommen, aber ich erwarte es von ihm nicht mehr, ich akzeptiere unsere Art der Beziehung. Und weil ich das jetzt tue, kann ich auch mit anderen Menschen etwas unternehmen, warte nicht aufs Klingeln usw.
Wir haben gerade ein wunderschönes Wochenende hinter uns. Das ist selten genug. Es stört mich nicht, wenn er zwischendurch zuhause anruft. Es stört mich nicht, denn er verheimlicht es nicht vor mir. Er erzählte mir von einer Auseinandersetzung, die er mit ihr hatte, und was er sagte, meine Reaktion irritierte ihn, aber es hatte nix damit zu tun, dass ich von ihm erwarte, dass er sich trennt, sondern, dass, wenn sich zuhause was ändert, ich "ausgedient" hätte. Denn diese Angst ist trotzdem präsent.
Das haben wir aber geklärt.
Mein Fazit: ich kann heute besser seine Liebe genießen, ja, ich bin 2. Geige. Aber ich bin mit anderne Leute unterwegs, weil ich keine Entscheidung von ihm erwarte.
Genauso gibt es Dinge, die er bei mir zu akzeptieren hat.
Eine klitzekleine Kleinigkeit hat mich an diesem wunderschönen WE voll runtergerissen: wir spielten mit seinem neuen Handy, hörten Musik, Klassik. Da war das STück bei, dessen Anfang früher SEIN Klingelton bei mir war. Ich hatte das seit damals nie nie wieder gehört und plötzlich hörte ich das wieder in seinem Handy. Das war ein Flash-Back. Total und total schmerzlich, ich hab plötzlich geheult, wie nix Gutes. Und sagte nur: Mach das weg. Ich hätte das vorher nie vermutet, wie solche Kleinigkeiten, dieses Schlimme von damals präsent zu machen.
Biestchen, ich kann dir keinen Rat geben, denn du leidest und die Wahrheit, die du vor dir siehst, ist unbegreiflich aus deiner Sicht; aber wichtig ist: Kotz dich aus!! Immer und immer wieder, hier im Forum, per CM bei Usern, zu denen du Vertrauen hast, denn wenn man seine Gedanken schriftlich formuliert, dann hilft es einem selbst, zu merken, was wo und wie weh tut.
LG
Nonne