Eine emotionale Zeitbombe...
... sehr treffend, @****orf!
Ich denke allerdings, das diese nicht nur in der offenen, sondern auch in einer heimlichen Parallelbeziehung tickt. Bei dieser ewigen Gratwanderung zwischen den Welten ist es nie leicht, die Balance zu halten. Die Beispiele dafür finden sich in meinem Leben wie in vielen Forenbeiträgen unserer Gruppe.
Zur Gewissensfrage: Nach meinen ersten Schritten in der Schattenwelt der Lover&Cheater hab ich in mich reingehört und auf das schlechte Gewissen gewartet. Nichts, niente, pas du tout.... Und ich halte mich weder für amoralisch noch asozial noch rücksichtslos gegenüber den Bedürfnissen und Gefühlen anderer. Deshalb hat mich das schon erschreckt. Und meine Bestrebungen zur Öffnung meiner Ehe haben weniger mit dem Bedürfnis nach Erleichterung meines Gewissens zu tun (in diesem Fall hielte ich es auch für fragwürdig, dem Partner diese Last aufzubürden), sondern mehr mit der Hoffnung auf organisatorische Vereinfachungen.
Natürlich hab ich mich gefragt, warum mich kein schlechtes Gewissen plagt. Vorläufiges Ergebnis:
Das Zweitleben ist nicht plötzlich "über mich gekommen", sondern ich hab mich sehr lange damit beschäftigt. Gelesen, mich umgehört, in mich reingehört, ob das ein Weg für mich ist. Vorher und parallel dazu hab ich versucht, meine Ehe wieder lebendiger zu machen, mit mehr Nähe und Erotik anzureichern. Aber das war überaus mühsam (Nun, nach fast 10 Jahren gibt es viel Nähe und Wärme, auch Zärtlichkeit, aber immer noch kaum Erotik, die von Anbeginn unserer Ehe schon mühsam war). Als ich dann innerlich wirklich zum "Fremdgehen" bereit war, hat sich das für mein Gewissen so "selbstverständlich", normal und richtig angefühlt, daß es nicht in Konflikte kam. Das, was mir das Zweitleben gibt, steht mir nach meinem Empfinden ganz einfach zu.
Allerdings hat mein Mann auch eine (heimliche) Geliebte, das mag es vereinfacht haben. Dennoch hatte ich in keinem Moment das Gefühl, einen Ausgleich schaffen zu müssen, gar Rache üben zu wollen, sondern ausschließlich den Wunsch, eigene Bedürfnisse zu befriedigen. Ich denke, nur deshalb geht das schon so lange Zeit ganz gut.
Bei einem anderen Aspekt des Zweitlebens meldet sich jedoch mein Gewissen eher mal: Wenn es um finanzielle Ressourcen geht. Wir leben aufgrund besonderer Umstände seit einiger Zeit in einer derart angespannten Situation, daß jegliche "Privatvergnügen" möglichst kostenneutral sein sollten. Das gilt unausgesprochen für beide...
Soviel zum Gewissen bezüglich Erstbeziehung. Im zweiten Leben vermeide ich Gewissensnöte durch Ehrlichkeit. Aber ich habe auch vor längerer Zeit eine 2.Beziehung beendet, weil ich diese nicht mehr mit meinem Gewissen in Einklang bringen konnte. Mein Da-Sein hat diesen Mann zu sehr blockiert, eine wirkliche Alltags-Lebenspartenrin zu finden, die er so deutlich brauchte...
Ein sonniges Wochenende allen - innerlich und äußerlich. Hier jedenfalls strahlt der Himmel blau über dem Schnee
Anima