dünnes Eis
Was ist denn Wahrheit für dich?
Inwiefern sind deine Aussagen als Wahrheit zu bezeichnen?
Inwieweit wird hier "Wahrheit sagen" gleichgesetzt mit "Recht haben"?
Sind es unwiderlegbare Fakten über die du "wahre" Aussagen machst?
Beispiel: "Rosenkohl ist ein Gemüse, dass mit Ballaststoffen zur Verdauung beiträgt und, bei schonender Zubereitung, den Körper mit wertvollen Vitaminen versorgt."
Oder denkst du, deine Einschätzungen und Urteile über etwas treffen so gut wie immer zu? Sind das dann auch Wahrheiten?
Beispiel: "Rosenkohl ist das schmackhafteste Gemüse."
Beim ersten Beispiel gibt es sicher viel Zustimmung, beim zweiten allerdings werden sich nicht wenige zu heftigem Widerspruch aufgerufen fühlen, denn es soll ja tatsächlich Menschen geben, für die Rosenkohl das Allerletzte ist.
Und trotzdem ist der 2. Satz für dich Wahrheit, nur wird sie nicht uneingeschränkt geteilt.
Ebenso wie Tiana70 bin ich stets vorsichtig, wenn ich es mit "zertifizierten" Wahrheits-Sagern zu tun habe, die das möglicherweise mit unsichtbaren "anerkannter Verkünder der Wahrheit"-Abzeichen am Revers vor sich her tragen.
Es ist sicher schön, wenn jemand so breit im Wissen aufgestellt und so sicher im Urteil ist, dass sein Wort etwas wiegt.
Sobald ich aber merke, dass ich 'abgebügelt' werden soll, nur weil ich etwas völlig anders als mein Gegenüber sehe, blocke ich ab.
Ich höre aber gern zu, setze meine Meinung dagegen, lerne hinzu, und manchmal lasse ich mich von den besseren Argumenten überzeugen. Manchmal.
Im Fall von Rosenkohl bleibe ich standhaft dabei: der ist verdammt lecker!
Und wer den nicht mag, bekommt was anderes.
Richtig gut ist für mich jemand, der seine Recht-Haberei nicht zum Dogma macht, sondern sich auf einen Austausch einlässt, der verschiedene Ansichten zunächst gleichberechtigt stehen lässt und hinterfragt, warum wohl die eine Ansicht zutreffender als eine gegensätzliche sein könnte.
Das macht Mühe. Da muss man reden. Da ist das Gespräch nicht mit einem Statement zu Ende, sondern es beginnt erst. Und dabei kann man manchmal richtig viel lernen! Zum Beispiel auch, dass die eigene Position nicht die einzig mögliche ist. Obwohl aus der Sicht der Gegenspieler beide Positionen (aus der ganz persönlichen Sicht) die "richtigen" sind.
Da gibt es auch noch die Wörter "klug" und "wissend" ... darüber nachzudenken wäre auch interessant, aber das lasse ich aus Zeitgründen jetzt mal