Gestern war es wieder soweit: Merzbrück - Essen Mülheim und zurück ist geplant.
Das Fazit zu Beginn:
• Autopilot ist cool, um mit ner Papierkarte zu navigieren oder Fotos zu machen. Oder weil ein Fuß eingeschlafen ist...
• Der Korridor zwischen den kontrollierten Lufträumen von Düsseldorf und Köln ist schmal, aber man kann recht entspannt da durch fliegen.
• Das Sonnborner Kreuz eignet sich als Wegpunkt nur, wenn man auch genau drüber fliegt. Ansonsten liegt das im Tal. Naja, Wuppertal eben.
• Auch wenn man "einen langen Endanflug" genehmigt bekommt, heißt das in Essen, dass man nördlich der Autobahn bleibt und auch den Knick, den die Platzrunde hat, mitnimmt.
• Beim nächsten Flug zu einem unbekannten Platz werde ich mir Satellitenbilder anschauen, um die Platzrunde in die Realität zu transferieren. Minimize surprises.
• Auf der Wunschliste steht die ICAO Karte "Rhein Ruhr" im Maßstab 1:250.000. Die 1:500.000 sind etwas grob. Da verliert man schnell die Übersicht.
Aber der Reihe nach. In Merzbrück macht eine Firma im Moment Hubschrauberrundflüge. Nach dem fatalen Unfall mit mutmaßlicher Verwicklung eines Hubschraubers vor einem Jahr, habe ich tierischen Respekt vor den Dingern. Der auch in Merzbrück stationierte Rettungshubschrauber Christoph Europa 1 ist mit seiner Besatzung eine Ausnahme. Die Jungs sagen immer, wo sie sind und was sie machen. Der setzt auch sofort auf, wenn er an seinem Landeplatz ist. Gestern habe ich erlebt, welchen Unterschied das macht, ob ein Heli noch steht (mit laufendem Rotor) oder ob er schwebt. Da ist mir an der Tankstelle fast mein Flieger umgekippt. Der wiegt nur 600kg.
Nachdem der Stau an der Tankstelle abgearbeitet war, bin ich mit etwas Verspätung in die Luft gekommen. Da ich Richtung Essen immer platteres Land vor mir hatte, habe ich das mit der Flughöhe mal nicht übertrieben. Die kontrollierten Lufträume von Düsseldorf und Köln kommen bis auf 2500ft herunter, so dass ich mit 2300ft einfach mal darunter bleiben wollte. Ermöglicht es, bei navigatorischen Fehlern nicht gleich aktenkundig zu werden und Mecker zu bekommen.
Da war die Anspannung also etwas größer, ob ich das auch alles aus der Luft so finde. Ich hatte mich bei Langen Information angemeldet und hoffte daher, dass mir da jemand Bescheid sagt, bevor es ganz schlimm wird. Die Lotsin war wieder ausgesprochen nett und hatte Spaß an ihrem Job. Das nimmt schon einiges an Spannung heraus, wenn man da nicht jemanden am anderen Ende hat, der einem schon durch den Klang der Stimme deutlich macht, dass er keinen Bock auf die ganzen Privatflieger hat.
Kurz nach dem Start fliegt man auf direktem Kurs über den Forschungsreaktor in Jülich. Das Beschränkungsgebiet geht nur bis 2300ft, also kann man da bequem mit 2500ft drüber fliegen. Nach dem kleinen Hüpfer dann wieder auf 2300ft, Autopilot rein und mal schauen, ob der Wind in Realität auch so weht, wie er bei der Flugplanung eingegeben wurde. Passte ungefähr. Ich bin etwas nach rechts vom Kurs abgekommen, was man aber schnell bemerkt und dann korrigieren kann.
Ich habe mir dieses Mal vorgenommen, meine Wegpunkte eher links von der geplanten Route liegen zu lassen, damit ich sie besser sehen kann. Das hat im großen und ganzen funktioniert. Das Sonnborner Kreuz war der Punkt, an dem ich nach Nordnordwest abbiegen wollte, um Richtung Essen zu kommen.
Ich kenne das Kreuz auch als Autofahrer. Mir ist aber noch nie aufgefallen, wie sehr das Ding "im Loch" liegt. Wenn man etwas seitlichen Versatz hat, dann sieht man vielleicht noch ein paar Autobahnen in der Ferne, aber was sich so groß anhört (Autobahnkreuz), verliert sich im Wupper"Tal".
Ein Tipp für den Anflug nach Essen Mülheim: Von Süden kommend östlich der A535 bleiben. Damit kann man sich in einem Kringel von Norden in die Platzrunde einordnen, ohne versehentlich mit dem abgesenkten Luftraum C zu kollidieren, der dort bis auf sportliche 1500ft herunter kommt. Bei einer Platzrundenhöhe von 1400ft wird man sonst vielleicht zum "Geisterflieger", was man ja wohl eher vermeiden will.
Als ich mich bei Essen Radio über Funk gemeldet habe, wurde mir "ein langer Endanflug" vorgeschlagen. Da sagt man ja nicht nein, weil man nicht unbedingt eine fette Kurve über Essen fliegen muss. Was einem der Türmer nicht sagt: In Essen Bredeney, also südlich der A52, wohnt der Essener Adel, der ganz unbedingt und dringend von Fluglärm verschont werden muss. Der Anflug ist also mitnichten ein langer Endanflug, sondern sollte nördlich der A52 stattfinden und man sollte dann zum Schluss erst auf Pistenrichtung eindrehen.
Nachdem mich der Türmer im Anflug darauf hingewiesen hat, war es mit meiner Ruhe erst mal vorbei. Neu sortiert, nördlich der Autobahn geflogen, Endanflug dann doch gefühlt etwas kurz, zu hoch rein gekommen, mit Airbrakes gar kein Problem, eine massiv versetzte Schwelle tut das ihrige dazu, dass es passt. Dann habe ich mich wohl ein paar Sekunden zu früh entspannt, Ausrunden nicht ideal, Maschine etwas weggestiegen, egal, passt noch, erstes Aufsetzen dann etwas härter als normal und weggehopst... Menno. Ich wollte nicht ne mittlere Landezeit aufschreiben. Also go around.
Zweite Chance, die unglaubliche Platzrunde von Essen noch mal zu erleben. Bloß nicht höher als die 1400ft steigen, Querabflug vor der Ruhr, auf den Wasserturm zu fliegen, genau zwischen den bebauten Gebieten durch auf ein größeres Gebäude hinter der Autobahn zu, final abknicken und den gleichen Spaß von eben noch mal. Airbrakes sind was feines. Das hat dann sehr schön gepasst und ich habe versucht, den ersten Rollweg zu erwischen. Bremsen funktionieren ganz gut an dem Eimer.
Man rollt dann bis zum Vorfeld, wo es hübsch markierte Stellflächen für Kleinflugzeuge und auch größeren Kram gibt.
Die Landegebühr habe ich dann am Automaten im Tower bezahlt und mich wieder auf den Rückweg gemacht. Funfact: Die Abbuchung läuft über App2drive, den Car Sharing Anbieter, der oft an Flugplätzen zu finden ist.
Vor dem Anlassen habe ich mich dann noch mal auf meine Abflugroute konzentriert: Da im Süden vom Platz Segelflug stattfand, habe ich den Gegenanflug verlängert und mich dann Richtung Baldeneysee wieder auf den Weg nach Hause gemacht. Da ist dieser Luftraum C mit 1500ft schon wieder kein Problem. 1500ft ist echt tief. Ein emergency briefing vor dem Abflug geht in Essen schnell: "lieber nicht". Ich wüsste nicht, wo ich da hin sollte, wenn der Motor ausfällt... Platz wäre sicher im kleinsten Garten, aber wenn es nicht sein muss, verzichte ich da gerne.
Auf dem Rückflug hat mir die Sonne den Spaß am nach vorne Schauen eher vermiest. Ein paar Fotos hat es noch gegeben. Nachdem ich mich bei Langen Information wieder abgemeldet hatte, stellte ich fest, dass in Aachen ein bisschen was los war. Mein Anflug auf die Piste 25 ist durch einen Kringel über Stolberg noch etwas verlängert worden. Zu allem Überfluss kam in meinem Queranflug noch ein Segelflieger rein. Der ist aber zügig gelandet. Ist klar, da hat man ja nur einen Versuch. Endanflug etwas konzentrierter als in Essen und "welcome home".
Die angehängten Fotos ähneln irgendwie den schon zuvor geposteten. Also irgendwann wird dieser Thread sein natürliches Ende finden, nachdem er ja "ein paar Fotos" heißt. Im Moment habe ich noch Spaß am Verfassen von Flugberichten. Ist für mich ja auch etwas Aufarbeitung und Debriefing in einem. Man lernt ja nie aus.
Hängen geblieben ist bei mir, dass ich mir die Platzverhältnisse bei unbekannten Landefeldern vorher mit Satellitenbildern anschaue. Die riesige "Luftschiffhalle" in Essen Mülheim ist aber auch so nicht zu übersehen. Des Weiteren würde ich versuchen, noch eine Sonnenkappe unter das Headset zu bekommen. Das Schirmchen hätte mir sicher geholfen. Da ich aber um jeden Millimeter Sitzhöhe kämpfen muss, könnte das knapp werden.
So, genug geschrieben, jetzt die Fotos und: Always happy landings.