Wie es mir ging...
Hallo Fliegerkollege
mich haben sie drei Mal mit dem Heli wegfliegen müssen!
Aber da Gleitschirmfliegen ja süchtig macht...
Ich bin seit 1987 mit dabei und hatte gleich am Anfang einen Unfall, der nicht direkt mit Fliegen zu tun hatte, weil ich auf dem Weg zum Startplatz auf einem schmalen schneebedeckten Grat ausrutschte und 250m in Tiefe gestürzt bin. Da konnte ich mir sagen, dass es ja nichts mit Fliegen zu tun hatte.
1997 klappte der Schirm kurz vor der Landung und ich war zunächst ohne Bewusstsein und brach mir 7 Rippen. Wir verfilmten das 6 Jahre später für RTL-Notruf.
1998 drehte der Wind während der Startphase (Skistart) und ich hing in einer senkrechten Wand nach dem Startplatz, wo sie mich mit der Heliwinde wieder rauszogen.
Von den "kleineren Unfällen" rede ich hier jetzt gar nicht.
Ich sagte mir danach, dass ich einfach ausprobiere, wie es mir selbst nun psychisch geht. Ich musste weder mir noch anderen etwas vormachen.
Oft wird geraten an den Übungshang zu gehen, aber da hier nur ganz kurze Phasen zwischen Start und Landung herrschen und das ja die kritischen Phasen beim Fliegen sind, ging ich immer lieber an meinen Hausberg, den ich vom Start- und Landeplatz gut kannte und suchte mir einen ziemlich ruhigen Tag aus. Als ich dann merkte, dass ich keinerlei Angst, sondern die unbändige Freude am Fliegen verspürte, flog ich weiter.
Allerdings beschäftige ich mich seit Jahrzehnten mit diversen Entspannungsmethoden, Meditation etc. Diese setzte ich nach den Unfällen konsequent ein und blieb so ohne Posttraumatisches Belastungssyndrom.
Die menschliche Psyche ist so individuell, dass wahrscheinlich jede/r selbst ausprobieren muss, wie es ihm geht und was einem gut tut.
Interessant war die Tatsache, dass ich meine Unfälle immer dann produzierte, wenn ich meiner "inneren Stimme" nicht folgte und mich, vor allem beruflich, meinte mich dem "Mainstream" anpassen zu müssen. Danach hatte ich REHA-Phasen, wo ich wieder meinen wahren Interessen folgte... Als ich diesen Zusammenhang erkannte, produzierte ich auch keine Unfälle mehr.
Ok - ich wurde auch älter, wurde vorsichtiger hatte mehr Erfahrung, das Internet kam und der Zugriff zu Meteo-Daten wurde immer besser etc.
Heute höre ich sehr auf meine Intuition und wenn es Zweifel gibt, dann starte ich nicht. Inzwischen hatte ich 100e von Flügen und möchte das Fliegen auch noch im Ruhestand betreiben, dass ich wegen eines Fluges kein unnötiges Risiko eingehen möchte. Wichtig war auch die Schulung der Reflexe durch Sicherheitstrainings.
Ich wünsche dir weiterhin alles Gute für deine Genesung, wieder viel Freude bei unserem tollen Hobby und immer Happy Landings!
Falls du noch weitere Fragen hast, kannst du mich auch gerne hier persönlich anmailen.