Nähe annehmen
Gewalt ist auch eine Form von Nähe...von Zuwendung...von Aufmerksamkeit
So ganz ohne SM-Bezug formuliert, lässt mich der Satz kräftig schlucken. Gewaltausübung als Herstellen von Nähe zu bezeichnen, nivelliert das zugefügte Leid, beschönigt es. Wenn ich im SM das destruktive, zerstörerische Element abziehe, bleibt dennoch übrig, dass bei gewalttätigen Handlungen eine Form von distanzierter Zuwendung erfolgt. Nähe gefühlt wird vermittelt durch starke bis überstarke Sinneseindrücke, vielleicht gerade deshalb, weil durch das ungleiche Machtverhältnis Distanz gewahrt bleibt.
Ich empfinde Gewalt im Rahmen von S/M als eine besonders intensive Form von Nähe - die ich tausendmal besser aushalten/annehmen kann als "normale" Streicheleinheiten oder Zärtlichkeiten....
Es gab eine Zeit, wo ich dies für mich genauso beschrieben habe. Verändert hat sich für mich die Ausschließlichkeit und verbreitert die Ebene, auf der ich Nähe nicht nur annehmen kann, sondern ein Bedürfnis danach fühle.
Ich empfinde nicht jede SM-Behandlung als besondere Form der Nähe, ich fühle Nähe zu meinem Gefährten nicht ausschließlich in unseren SM-Begegnungen, ich fühle mich ihm ebenso nah im kuscheligen Beieinander, in der zärtlichen Berührung so ganz nebenbei. Ich kann diese Zartheit, diese Zärtlichkeiten nicht nur zulassen, sondern habe ein Bedürfnis danach. Beides besteht nebeneinander ohne Widerspruch: SM und schmusige Zärtlichkeit. Mir behagt das.