Da stimme ich zu...
Der Honigblütenfan irrt sich.
Der TE sprach von fehlendem Benehmen im JC und den Konversationen. Mittlerweile sprechen wir hier von Benehmen im Alltag. Warum?
Weil das eine nicht gelingt, wenn das andere gar nicht da ist.
Benehmen wird oft mit Etikette oder Höflichkeit umschrieben.
Etikette und Höflichkeit sind aber nicht dasselbe. Etikette ist Nachahmung, ist das Vorführen von gutem Benehmen, von Konventionen, die gelernt und beherrscht werden.
Höflichkeit ist etwas ganz anderes, etwas viel Aktiveres. Sie erfordert Aufmerksamkeit, ist ein Beitrag zu einer angenehmeren Lebensabwicklung, in dem es vor allen anderen eine Regel zu beachten gilt oder besser - zu leben: Höflichkeit benötigt Angemessenheit. In jeder Situation gilt es von neuem zu bedenken, was zu tun, was zu lassen ist.
Natürlich gibt es Verhaltensformen, die immer richtig sind und nie diskutiert, also nicht bedacht werden müssen, wenngleich auch sie keineswegs im Alltag schon durchgesetzt sind. Gemeint sind die schlichten Gesten: Das Grüßen am Arbeitsplatz - der, der kommt, sagt "Guten Tag". Natürlich überlässt man in U- oder S-Bahn seinen Platz dem Älteren, Gebrechlicheren, der Frau mit Kind. Natürlich wendet man sich um, wenn man durch eine Tür geht, zu sehen, ob jemand folgt, ihr oder ihm die Tür aufzuhalten - das nennt man Höflichkeit und bedeutet Rücksichtnahme.
Wer sich anders verhält, wird ein einsames Keben führen, wird nicht geachtet und wird - manchmal sogar ohne daß er das selbst wahrnimmt ausgegrenzt. Wer will schon ein durch und durch großen Unsympath um sich haben.
Natürlich beginnt man nicht ohne zu fragen zu essen, während die anderen auf ihre Teller warten. Natürlich sagt man bitte, wenn man etwas möchte - auch zum Postbeamten, zur Stewardess, zur Verkäuferin; und natürlich sagt man danke, wenn man erhalten hat, was man wünschte und selbst dann, wenn man es nicht erhalten hat oder einem trotz aller Bemühungen nicht geholfen werden konnte.
Solche Gesten zur Erleichterung der sozialen und kommunikativen Abläufe im öffentlichen wie privaten Raum sind meines Erachtens Grundvoraussetzung.
Klare Situationen erfordern aber also klare Zeichen und Gesten.
Anspruchsvoll wird es, wenn man mit diesem Standardprogramm nicht mehr allein auskommt. Dann gilt es zu überlegen, was für den Gegenüber in dem Moment das größere Vergnügen ist, die größere Annehmlichkeit, das richtige Zeichen für Aufmerksamkeit und Wertschätzung. Und wer solche Menschen kennenlernt, wird von diesen ebenfalls in der selben Form profitieren, so daß man selbst Nutznießer seines eigenen Handels und Verhaltens wird.
Höflichkeit besteht nicht aus starren Konventionen. Sie verlangt vor allem Achtung vor den Anderen, Toleranz und Rücksichtnahme, sie erfordert diskrete Beobachtung, rasche Einschätzung der Lage und ebenso entschlossenes Reagieren.
Angemessenheit bedeutet, daß man sich einstellt auf die anderen, ohne sich zu verstellen; auch in der Art sich zu kleiden, sich zu unterhalten, Gespräche zu führen, Konversation zu betreiben.
Das Verhalten muss in einem richtigen Maß sein zu den Menschen, mit denen man sich umgibt, denen man begegnet, oder zu denen man eingeladen ist.
Angemessenheit setzt Achtung voraus. Und ein großes Maß an Sensibilität. Diese Art der Höflichkeit - und sie ist meiner Meinung nach die einzige, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt und nicht die Manieren - gründet in dem Bemühen, stets zuvorkommend zu sein.
Die Einhaltung bestimmter Konventionen ist nötig, aber daneben gilt es sich selbst einer Reflexion auszusetzen unter der Massgabe in seinem Handeln stets die Redlichkeit in den Vordergrund zu stellen.
Wer dabei sich selbst und sein Handeln liebt, erfährt große Glück und zufriedenes Leben.