Mein erster Gedanke war, dass die Jungs total frustriert waren: Sie freuen sich, dass sie endlich mal ein Kompliment bekommen. Da es meistens dann doch Sparbrötchen sind, können sie selbst keine Kommunikation starten, sondern sie sind darauf angewiesen, dass sie angeschrieben werden. Ein Like auf irgendetwas von ihnen ist für sie der einzige Startpunkt, um mit jemandem mailen zu können. Tja. Und dann sehen sie, dass Du so weit weg wohnst und sie bei Dir auch aus anderen Gründen nicht landen können. Danach müssen sie sich erstmal wieder beruhigen... Meine Oma sagte bei ähnlichen Vorkommnissen immer: Nicht ärgern - nur wundern!
Denn:
Ja, Komplimente werden oft missverstanden. Ich wurde sogar schon mal richtig angekackt, was mir denn einfallen würde, ein Bild von einer Frau zu liken. Ob ich denn nicht lesen könne und gesehen hätte, dass sie lesbisch sei und nicht auf Männer stehen würde. Sie würde mich melden, wenn ich sie weiter anmachen würde. Als ich ihr dann erklärte, dass ich durchaus lesen könne, ein Kompliment aber etwas anderes sei als eine Aufforderung zum Geschlechtsverkehr. Ich habe ihr dann vorgeschlagen, selbst mal zu lesen, was unter ihrem Bild stünde. Auf dem Klick-Button hätte nicht "will ficken" gestanden, sondern "gefällt mir". Sie hat mich dann geblockt.
Ich fand das es eher lustig. Aber eigentlich ist es symptomatisch für die virtuelle Welt. In der echten Welt benehmen sich die meisten Mitmenschen schon schlecht. Hier fallen dann die letzten Beisshemmungen und das Hirn ist so auf den Dopamin-Fluss durch die bunten Anregungen eingeschossen, dass nur noch konsumiert wird. Außerdem gibt es hier keine Sanktion für schlechtes Benehmen, sondern ich darf mich in einem vermeintlichen Machtgefühl suhlen, wenn ich es geschafft habe, jemanden "gekonnt" vorzuführen und grob zu behandeln.
Seien wir mal ganz ehrlich, was würden wir mit jemanden machen, der in einer vergleichbaren Situation so handelt:
An der Tür zu einem Raum steht ein Schild: Männer mit Brustbehaarung. Im Raum befinden sich Personen, die auf ihrem T-Shirt ihren Namen, ihren Wohnort und ihre sexuellen Vorlieben stehen haben. Ein Mann steigt auf das Podest, das mitten im Raum steht, hebt die Arme und dreht sich langsam um. So, dass ihn alle sehen können. Einige klatschen, ein paar andere stehen nur rum, zwei rufen "Buh, Du hast ja Pickel am Arsch" und einer glotzt nur und masturbiert dabei. Plötzlich zeigt der Kerl auf dem Podest auf eine Frau und schreit sie an, was ihr den einfallen würde, zu klatschen, da seine sexuellen Vorlieben von dem abweichen würden, was auf ihrem T-Shirt stünde.
Wie Du siehst, hat meine Oma vollig Recht: Nicht ärgern - nur wundern...