Warum?
ich versuche mal meine Erfahrungen zu beschreiben...
Nun, ich kann mich noch sehr deutlich an eine Begebenheit im zarten Alter von 15 Jahren, oder so, erinneren. Aus irgendwelchen Gründen bin ich in der Zeit mit ner Schiebermütze rumgelaufen, hatte zu der Zeit schulterlanges Haar und habe in ner Rockband getrommelt. Und wollte natürlich cool rüberkommen
Ich hatte dann auch die Angewohnheit mir die Schiebermütze nach vorne ins Gesicht zu ziehen. Dabei habe ich wohl auch die Haare am Hinterkopf mit nach vorne gezogen, so daß eine "kahle" Stelle enstand. Das Entsetzen packte mich dann, wie ich eines der heißen und angesagte Mädels sagen hörte: "Ihhh, der hat ja ne Glatze"... das führte dann bei mir, im zarten pupertierenden Alter, zu:
a) die Schiebermütze darf nie mehr auf den Kopf...
b) Glatze ist ja echt übel, das mögen die Mädels nicht...
c) alle meine männlichen Vorfahren haben nen ausgedünnten Haarwuchs, hoffentlich bleibe ich davon verschont... Angst, Schauder....
nun, die lange Matte ging beim Bund vom Kopf, danach habe ich mir nie mehr eine wachsen lassen... Kurzharfrisur fand ich dann auch viel besser als die Matte... und irgendwann schlug das genetisch bedingte Schicksal zu... der Scheitel wurde immer breiter... zu der Zeit lies ich da eh nur zwei, drei Milimeter stehen, deswegen habe ich das wegbleiben auch nicht so drastisch wahrgenommen... das wahr wohl zu Beginn meiner Dreissiger... Ein Freund (mit noch heute vollem Haar) riet mir: "Mach den Rest weg, du siehst aus wie`n alter Mann"... nun, seitdem wird täglich rasiert...
Das einzige das mich wirklich "stört", ist die tägliche Rasur, wobei die auch zur täglichen Gewohnheit geworden ist. Aber meinetwegen könnte das nachwachsende Resthaar auch gerne komplett verschwinden.
Ich habe mich mit dem kahlen Schädel zu keinem Zeitpunkt meines Lebens unwohl gefühlt, vom praktischen Nutzen mal ganz abgesehen. Gut, man hat keinen Kontakt mehr zu Friseusen... spart sich dadurch gewissermaßen auch Zeit und Geld...
Wenn ich bilanziere, denke ich daß mir die Glatze eher Vorteile verschafft hat. Liegt sicher auch an meiner Statur und Kopfform, vielleicht auch an meiner Persönlichkeit selbst. Auch beruflich hatt mich das nie beeinträchtigt.
Zurück zum Thema: Meine in der Jugend bereits entstandenen Ängste haben sich nie bewahrheitet. Ich fand diese Werbung für Resthaarverpflanzung und Koffeinschampoos schon immer albern. Ich habe es eben wie ein Mann "getragen" und pflege die Glatze. Ich habe auch nie Ablehnung erfahren, auch bei Frauen nicht. Sicher es gibt Frauen die das nicht mögen, es gibt auch so einiges das ich nicht mag. Das passt dann schon.
Ich kann Männer mit Kränzchen, oder noch schlimmer mit Kunsthaar nicht ganz verstehen... denke mir aber, das diese klischeebehafteten Ängste in deren Köpfen diese armen Kerle ganz ordentlich quälen.
Vielleicht hat die Glatze an sich auch in den letzten Jahren ein positiveres Image bekommen, auch medial, man denke da mal an Bruce Willis, van Diesel etc, Käptn Picard :-).
Der Nazi Assoziation kann man leicht mit der Kleiderauswahl entgehen. in den 80-zigern wäre das wohl nicht so leicht gewesen wie heute...
Zur Ausgangsfrage, die damit vielleicht doch nicht beantwortet ist, weil mir das komplette erkahlen nicht schwer gefallen ist... es war eher eine wesentliche Selbsterfahrung und -findung... ich weiß auch nicht, warum sich einige Männer damit (für sich) schwer tun. Ich denke aber,es hat eher etwas mit Ängsten und Unsicherheit zu tun, denn mit Gedankenlosigkeit.