Zum ersten mal im Rock unterwegs!
Ein völlig normaler Morgen
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Ein Dienstagmorgen vor ein paar Wochen.
Sonnig, aber noch etwas leicht kühl.
Würde aber “binnen einer Stunde” warm sein.
Ich brauche einige Sachen aus einem Geschäft im größten der 5 Stadtteile.
Bus fahren war angesagt.
Plötzlich weigern sich meine Hände meine Jeans anzuziehen!
Ich schnappe meinen schwarzen, wadenlangen Rock aus dem Schrank, zieh ihn über meine Strumpfhose und die neuen flachen Ballerinas aus der Elektronikbucht schlüpfen um meine Füße.
Für Highheels reicht mein Können noch nicht!
Passendes schwarzes T-Shirt dazu angezogen und meine Spielzeugdaumenschellen an die Armbanduhr eingeklinkt.
Geldbeutel, neues Handy und Schlüssel in die zwei Rocktaschen gequetscht und schnell zur Bushaltestelle.
Begrüße jeden freundlich mit einem “Guten Morgen!” der mir entgegen kommt und werde fast immer genau so freundlich zurück gegrüßt, lächelnd, wie ich lächelte.
Den anderen sah man an, dass sie gar nicht bemerkt hatten, was ich trug, sondern voll mit sich selbst beschäftigt waren.
Hinter meinem Rücken höre ich kein Gekicher oder sonnst etwas, weder von den Ersten noch von den Zweiten.
Mein Gott, ich bin ein Stino!!!!!
In dem Outfit?????
Der Busfahrer gibt mir mein Ticket und das Wechselgeld, nach dem “Guten Morgen!” - Austausch und meiner Preisstufenangabe.
Kundenbedienung wie normal.
An der Zielhaltestelle fehlen mir noch 3 Straßen bis zu dem Laden.
Viele Jugendliche auf dem Weg in meine Richtung, vor mir ein paar Jungs so um die 18, kümmern sich um nix außer sich, hinter mir 2 Frauen, eine um die 18, die andere Mutter oder ganz große Schwester, reden über sich und anderes, verstehe nicht alles, es wird aber nicht gelacht oder gekichert.
Dann vor einer Bäckerei 2 Jungmänner zwischen 20 und 25 und eine Frau gleichen Alters.
Jungmann mit Krawatte und Gelhaarschnitt wird von mir im Nachhinein verdächtigt, als ich nach dem “Guten Morgen” Hin und Her an denen vorbei war, gekichert zu haben.
Sehr freundliche Bedienung in dem Geschäft, aber nicht freundlicher als normal, also nicht “bemüht freundlich”.
Einlegesohlen wechseln in dem Schuhgeschäft den Besitzer.
Ihr scheint das Verkaufen Spaß zu machen!
Mein Outfit lässt sie kalt!
Schaue mir noch die neue Damenstiefelmode an, natürlich alles nicht meine Größe.
Absatz ist oft mit dabei, es wird viel mit Spitzenstoff als Verzierung über dem Stiefelleder gearbeitet.
Schöne Designs!
Massiv viel Zeit, bis ich wieder an der Bushaltestelle sein muss.
Auf der anderen Straßenseite ein Textildiscounter.
Haufenweise Frauen ab 30 aufwärts unterwegs vor dem Laden.
“Guten Morgen!” - langsam wird es schwer jede einzelne zu Grüßen, doch der Gruß kommt immer mit dem Spiegelbild meines Lächelns zurück.
Ach Mist, nur drei Schals, ich brauch doch vier, es ist definitiv keine richtige Seide und die Troddeln dran gefallen mir auch nicht, für den Nutzungszweck ungeeignet.
Ich gehe weiter in das Geschäft rein.
Oh, nanu, Feinstrumpfhosen in meiner Übergröße für 1,- Euro das Stück ( Nein, kein 1,- Euro Laden )!
Kassiererin beim Ware auspacken, die gerade reinkommende Geschäftsführerin ruft ihren Namen “… Kundschaft an der Kasse!”.
Kassiererin desorientiert, aber nicht wegen mir, sondern verwechselt die Ware der Kundin, der die Geschäftsführerin den Weg zur Toilette gezeigt hatte, weil ihr kleiner Sohn mal dringend musste, mit meiner.
Irrtum geklärt, Kassiererin wieder “Online”.
10,- Euro wechseln den Besitzer gleichzeitig mit meiner Beute.
Immer noch eine Menge Zeit.
Nein, das Teilchen aus der Bäckerei, kommt nicht in Frage, bin zu “schwanger”.
Ohne Kaufabsicht den Zeitungsladen betreten.
Schaue mich um, die Kassiererin begrüßt mich freundlich nach meinem “Guten Morgen!” beim Entern des Ladens.
Auf der anderen Seite des Ladens überblicke ich bustrophedon die Zeitschriften auf den Regalbrettern.
Auf dem Regal über den Comics das “Feigenblatt”, Thema der Ausgabe: “Macht & Hingabe“, Heft Nr. 17.
Die Herausgeberin ist eine Frau, das Magazin nennt sich im Titelzusatz “Magazin für Erotisches”, ich vermute ein wertvolles Frauenerotikmagazin vor mir zu haben, das Thema der Ausgabe scheint sich jedenfalls mit Ansage ins Heft gemogelt zu haben, wie das Editorial vermuten lässt.
Ich werde noch eine Woche brauchen, bis ich alles gelesen, durchgearbeitet und verwertet habe.
Geld und Beute wechseln an der Kasse den Besitzstatus.
Die Kassiererin und ich lächeln um die Wette.
Ich bin versucht, das Heft auf dem Weg zur Bushaltestelle direkt zu lesen, doch das würde meine Sicherheit im Straßenverkehr mindern, also wandert das Heft erst mal in die Einkaufstüte.
Auf dem kleinen Umweg zur Bushaltestelle merke ich, dass die Adresse des Eiskaffees aus dem Internet nicht mehr stimmt.
Hätte das Magazin gerne dort durchgeblättert.
So bleiben mir 20 Minuten an der Bushaltestelle zum Lesen.
“Frei - Willig” - steht noch auf dem Titelblatt!
Dieser Stadtteil scheint morgens ab 10:00 nur noch von Frauen bewohnt zu sein!
Ich grüße, das Lesen unterbrechend, werde genau so lächelnd gegrüßt.
Dann kommt der Bus.
Die Fahrerin hatte ich schon letzte Woche, da noch in Jeans und Herrenschuhen, ohne mein "Armband".
Sie erkennt mich wieder, begrüßt mich freundlich, Ticket und Wechselgeld kommen.
Sie fragt mich, ob ich mir vorstellen könnte, wo sie mich jetzt gerne anketten würde.
Ich stutze, bin verwirrt, sie schnappt sich mein “Armband”, mein Gott, bin ich begriffsstutzig, sofort ist alles klar.
Ich breche in Lachen aus, meine Vermutung trifft nicht ins schwarze, ich soll noch mal weiter überlegen.
Eine Domina auf dem Busfahrersitz!
Sorry, keine Chance bei mir, ich liebe meine Liebste!
Meine Haltestelle ist erreicht, muss nämlich noch bestellte Medikamente aus der Apotheke abholen.
Ein “Tschööööö!” und winke, winke.
“Guten Morgen!” beim Betreten der Medizinversorgungsräumlichkeit.
3 Kunden vor mir in der Apotheke, doch schnell ist eine der 3 Angestellten frei.
Ich reiche meinen Abholzettel.
“Bitte schön Herr …! Das macht … Euro!”
Kein Kommentar der anderen Anwesenden.
Ich verabschiede mich mit einem “Auf wieder sehen! Einen schönen Tag noch!“ freundlich lächelnd aus meiner Stammapotheke.
Ich fühle mich sauwohl, doch ich habe Hunger und neben der Apotheke ist das zweitbeste Eiscafe der 5 Stadtteile.
Mit meinem Becher setze ich mich draußen an einen Tisch, doch der Tisch ist zu klein zum Lesen.
So löffele ich langsam mein Eis, eine Kugel davon ist “Whiskey”.
Keine Ahnung, ob da wirklich Alk drin ist.
Neben mir sitzen hauptsächlich alte Damen, doch hinter mir im Cafe bei offener Tür sitzen auch jüngere Frauen.
Himmel, um 11:00 morgens besteht die Welt auch nur aus Frauen!
Nein, stimmt nicht, jetzt merke ich, dass ich die Männer einfach übersehen habe.
Hauptsächlich sind es Jugendliche und Rentner mit Y-Chromosom.
Mein Eis ist gelöffelt, ich gebe meinen leeren Becher der Bedienung, verabschiede mich höflich und wir lächeln freundlich.
Noch 500 Meter schlendere ich zu meiner Wohnung.
Was für ein stinknormaler Morgen!
Stinknormal?
Nein!
Das war das erste Mal, dass ich im Rock außerhalb der Wohnung war, wenn man mal die 2 Minuten lange Fotosession vor meinem Wohnsilo vom Vorabend nicht mitzählt.
Herzlichst!
Muwatalis