Unken
Ein Scheit nach dem anderen nehme ich in die müde Hand, wiege ihn, wäge ab, ob er verquer ins Kröpfchen oder geordnet ins Karrenschübchen kommt, die sich jetzt schon ochsenschwer gebärdet, um mir zu sagen, dass ich noch viel mehr abwägen soll, welcher der Scheite nur gescheit auf dem inzwischen kleinen Haufen daher liegt und welcher von ihnen wirklich gescheit ist, weil er sich ebenmäßig gebärdet und gut geeignet zum aufstapeln ist.
Und irgendwann, fast am Ende dieses Geschehens, halte ich die Unke in den Händen, die mir währenddessen in einem fort ins linke Ohr geunkt hat, dass die aufgeschichtete Holzscheitwand gar nicht so klug ist, wie sie jetzt tut und dass sie einstürzen wird, wenn ich Löcher in diese fabriziere, weil mir mal wieder kalt ist und ich mir Feuerholz in die gute Stube holen mag.
Doch ich lass die Unke unken und setze sie für den nächsten Scheiterhaufen, der da ganz gewiss in einem Jahr kommen wird, ins hohe Gras, damit sie ihrer Wege ziehen kann.
Zum Abschied küsst sie mir noch die behandschuhte Hand und meint gescheit zu mir, dass ich mich noch umschauen würde, wenn ich wieder mit mir selbst alleine und auf meine eigenen Füße gestellt wäre, dann gäbe es niemand mehr, der mich beratschlagen tät und mir sagte, wie spät es sei, …. weil ich dann von der Abgelenktheit müde und vom Weg abgekommen sei, ohne die unterschiedliche Wichtigkeit der Dinge zu peilen ...
Ich lasse die Unke unken, nehme meine Karre in die Hände und schiebe sie weiter.
© CRK, BS, 04/2020
Unke