@CaCestMoi
Ich gebe Dir Recht, wenn Du hier Lenins berühmte Worte anführst: Was tun?
Doch dann hören die Gemeinsamkeiten auch schon auf.
Die Aussage des EP (
Massage: Wir sind alle Prostituierte) "Wir sind alle Prostituierte" bezieht sich auf die professionellen TantrikerInnen, die Massagen sowie Seminare anbieten und, zum Teil, eigene Studios betreiben. Es geht explizit um die Probleme und Veränderungen, die das neue Prostitutionsgesetz ab 2017 für diese mitsich bringt.
Wie ich in meinem erste Post
Massage: Wir sind alle Prostituierte auf Seite 1 dieses Threads schrieb:
Grundsätzlich ist bei dieser Diskussion zu trennen zwischen privatem, unentgeltlichen Tantra, zwischen Partnern und Freunden. Dazu zählt auch die private Tantragruppe die sich trifft und sich nur die Kosten für die Räumlichkeiten teilt, jedoch darf hier kein Geld für tantrische Dienstleistungen fließen. Das alles ist keine Prostitution.
Und genau auf Beiträge wie den Deinen beziehe ich mich auch in Post
Tantra: Massage abgebrochen - zum wiederholten Mal in Folge, wenn ich dort schreibe:
Ich finde es immer wieder überraschend, wie hier über Tantra geschrieben wird, vielmehr verwundert es mich wie jeder "sein Tantra", seine Sichtweise, als die einzig wahre darstellt.
Wenn wir uns das ursprüngliche Tantra ansehen, über Jahrtausende entstanden, Teile eine ganzheitlichen Körper-Geist-und-Lebensphilosophie, die stark in Religion und Kultur verwurzelt ist, hat das mit dem was hier im Westen praktizierten Tantra in den wenigsten Fällen etwas zutun. Hier hat SMusebaer zurecht gesagt, das "unser indischer Tantriker" in der Gruppe oftmals schmunzelnd und verwundert auf unsere Ansätze sehen wird.
Auf der anderen Seite ist es aber gerade schlüssig: Tantra hat sich über so lange Zeit entwickelt und auch Bestand gehabt, weil es sich entwickelt und mit der Kultur und anderen Philosophien interagiert hat.
Tantra kann in seiner ursprünglichen From für die wenigsten hier im Westen funktionieren, da die religiöse und die kulturelle Komponente zur ganzheitlichen Philosophie fehlen. Das schöne ist aber, dass Tantra die Möglichkeiten bietet, sich "seinen Tantraweg" zu suchen und sein eigenes ganzheitliches Lebenskonzept zu erschaffen, in dem das Tantra einen wichtigen Teil einnimmt.
Was soll nun das ursprüngliche Tantra sein, das ältere, hinduistisch überformte, oder das buddistisch adaptierte?
Besonders erheiternd finde ich Deine Ansatz:
Langer Rede kurzer Sinn:
laßt uns eine Plattform finden für diejenigen, die spirituelles Tantra praktizieren. Ja, es wird ein Eliteclub sein. Meditation wird Pflicht. Körperübungen werden Pflicht. Pranajamas werden Pflicht. Diverse andere Dinge werden Pflicht. Und wer da nicht mitkommt, kann nicht rein.
Wer sich also ernsthaft interessiert für Meditation und Pranajamas und Körperübungen und die anderen tantrischen Schlüssel, die es gibt, und diese auch nachweislich übt, den bitte ich um Info, um eine Gruppe ins Leben zu rufen...
Zeigt doch dieser Ansatz wie weit Du vom ursprünglichen Tantrischen Gedanken entfernt bist und nur die "Wekzeuge" siehst, nicht aber das eigentlich Wertvolle.
Denn was ist die Basis? Sind es nicht "Achtsamkeit", "sich emotional aufeinander einlassen" und vorallem eben nicht "zielorientiert" zu sein, dass das "kann" was beiden gut tut? Ist es nicht vorallem auch die Offenheit alle so anzunehmen wie sie sind?
Ich möchte Dir nicht absprechen, dass Dein Ansatz intressant ist, jedoch hat er mit ursprünglichem Tantra eben nur die Werkzeuge gemein.
Im übrigen waren und sind private Tantragruppen, genauso wie private Singerpartys oder auch private BDSM-Zirkel von den gesetzlichen Regelungen zur Prostitution ganz klar ausgeschlossen, da hier keine bezahlte, sexuelle Dienstleistung stattfindet.
Deine elitäre Tantragruppe ist ein legitimer Ansatz, aber sicher nicht als Antwort auf das Prostitutionsgesetz. Denn solltest Du die sexuellen Aspekte des Tantra, also eben das Einbeziehen der sexuellen Energien in die Energiearbeit und die damit verbundenen sexuellen Handlungen, inkludieren und kommerziell tätig werden, so bist du trotzdem wieder in der Prostitution.
Und ich greife an dieser Stelle Dein Punkt Inklusion auf und Frage Dich:
Wie ist das mit Deinen Gedanken zur Inklussion vereinbar?
Du schreibst:
Gut ist, dass das Rotlicht-Tantra wieder klar erkennbar ist.
Weniger gut ist, dass Behinderte, Senioren, Alleinstehende, die Wärme, Nähe, Geborgenheit suchen und auch sexuelle Wünsche haben, wieder einmal ausgeschlossen werden.
Soviel zum Thema Inklusion in Deutschland.
Ich habe das beim Ministerium angefragt, das das neue Gesetz auf den Weg brachte, und die lapidare Auskunft erhalten: "Behinderte mögen doch dann die Dienste einer Prostituierten in Anspruch nehmen."
Ach ja, und dann ist da noch das Abstimmungsergebnis im Bundestag zum Prostitutionsgesetz: einstimmig angenommen! Wie?? CDU, CSU, SPD, Grüne und Linke - alle dafür?!? So ist das also: wer will schon in seinem Wahlkreis den Wählern erklären, dass und warum er/sie gegen das Prostitutionsgesetz stimmte.
Hier kann ich nur sagen, dass sich an dem von Dir umschriebenen Punkt der Inklusion nichts ändert. Sexualbegleiter waren immer schon dem Gesetz nach Prostituierte. Denn die Definition hat sich da auch nicht wirklich geändert.
Also ist hier Deine Argumentation,
dass Behinderte, Senioren, Alleinstehende, die Wärme, Nähe, Geborgenheit suchen und auch sexuelle Wünsche haben, wieder einmal ausgeschlossen werden.
nicht wirklich nachvollziehbar. Da stellt das neue Bundesteilhabegesetzt die erheblich größere Bedrohung für die Inklusion dar.
Die wenigsten, der von dir genannten, werden zu privaten, elitären Tantragruppen gehen. Sie werden wenn dann den Weg zum Tantra über professionelle Tantraanbieter finden und erst in einem möglichen 2., 3. oder 4. Schritt den Weg zu privaten Gruppen finden.
Noch mal ganz klar:
Es muss getrennt werden zwischen Privatem und Komerziellem/Professionellem.
die Prostitutionsdebatte betrifft eben nur die professionellen TantrikerInnen primär.