Tiefgreifende Abhängigkeit im BDSM–gewollt oder gefährlich?
Oft wird mit dem Thema Abhängigkeit etwas Negatives assoziiert: Drogenabhängigkeit, Spielsucht, Medikamentenabhängigkeit, oder Co-Abhängigkeiten. In der Vanilla-Welt sind das Themen, die oft auf einen zerstörerischen oder selbstschädigenden Pfad führen.In der BDSM-Welt jedoch gibt es Beispiele, in denen Abhängigkeit nicht nur akzeptiert, sondern bewusst gesucht und genossen wird.
Dies ist ein Aspekt, der von Außenstehenden oft kritisch beäugt wird, aber für die Beteiligten tief mit einem Gefühl der Erfüllung und Selbstverwirklichung verbunden ist.
Ein klassisches Beispiel dafür findet sich in der Geschichte der O (sinngemäß wiedergegeben):
O empfindet ihre völlige Unterwerfung als Ausdruck von Liebe. Ihre Identität, ihr Selbstwertgefühl und ihr Dasein hängen vollständig davon ab, wie René oder Sir Stephen sie sehen und behandeln. Ihr ganzer Sinn im Leben besteht darin, ihnen zu gefallen und ihre Wünsche zu erfüllen. Sie empfindet keinen Willen mehr, der unabhängig von ihnen existiert.
In diesem Abschnitt zeigt sich die tiefgreifende Abhängigkeit, die O erlebt. Für sie wird die vollständige Kontrolle durch ihren Herrn zu einem unerlässlichen Teil ihres Glücks und ihres Selbstverständnisses. Ohne diese Herrschaft empfindet sie keinen inneren Frieden und keine Freude.
Hier stellt sich die Frage:
Kann eine so extreme Form der Abhängigkeit in einer BDSM-Beziehung gesund und erfüllend sein, solange sie einvernehmlich und von beiden Seiten gewollt ist?
Oder bewegt sich diese Abhängigkeit auf einem schmalen Grat, der möglicherweise gefährlich werden kann?
Wo ist die Grenze zwischen erfüllender Hingabe und dem Verlust der eigenen Identität?