Bist du schon mal an schlechtem Sex gewachsen?

Spannendes Thema! Da teile ich doch mal was.
Ich hatte jemanden online kennengelernt, mit dem ich mich gut verstand und den ich optisch sehr attraktiv fand. Es war für uns beide klar, dass es nur um Spaß gehen sollte und es schien so, als seien wir diesbezüglich auch auf einer Wellenlänge und hätten ähnliche Vorstellungen von heißem, guten Sex. Z.B. dass wir uns Zeit dafür nehmen wollten, ausgiebig einander auf unterschiedlichste Art erkunden und uns gegenseitig verwöhnen und Gutes tun wollten.
Soweit der Plan. (Expliziter formuliert, aber ihr könnt es euch sicher in Etwa vorstellen. )
Als Frau trifft man seine Vorsichtsmaßnahmen bei solchen Treffen und eine davon war, dass ich mich mit ihm zunächst draußen treffen wollte - auf ein Getränk in der damals offenen Gastronomie. Das war für ihn schwierig, weil er belebte Plätze nicht mochte. (Möp! Erstes rotes Fähnchen!) Ich hab das ungute Gefühl ignoriert und ihm weitere Vorschläge gemacht, einen von ihm: "Ich hol' dich mit dem Auto ab und dann fahren wir an einen abgelegenen See!" abgelehnt (Nein, danke! Ich bin TrueCrime-Fan!) und mich schließlich auf: Lass uns durch deine Nachbarschaft spazieren gehen und bei Sympathie zu dir." eingelassen (+ zusätzliches heimliches Cover unterwegs durch einen Freund...)
Um es vorweg zu nehmen: Nein, er war kein Mike Myers oder ähnliches, aber:
Als wir dann letztlich in meiner damaligen WG gelandet sind und es in meinem Zimmer endlich heiß her gehen sollte, legte sich der Online-Adonis auf mein Bett, zog sich die Hose runter, patschte auf die Matratze neben sich und gab folgenden (Achtung Ironie!) extrem erotischen Satz zum Besten: "Na dann mach' jetzt auch, Alte, und blas' mir einen!"
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Irgendwo zwischen "Viel Zeit, gegenseitigem Erkunden und sich gegenseitig Gutes tun" und diesem Satz war mir offenbar irgendwas Wichtiges entgangen. -.-
Das "Vergnügen" fand sehr bald darauf ein Ende und ich schwor mir, aus dieser Erfahrung zu lernen!
Gelernt habe ich:
1) Geilheit macht unachtsam: in Zukunft mache ich keine Dates aus, ohne vorher ausgiebig masturbiert zu haben. Das ist sonst wie hungrig einkaufen gehen: Man würde grundsätzlich alles nehmen, solange es nur schnell aufzureißen und zu vertilgen ist und ärgert sich nachher, dass in der schönen Verpackung nur heiße Luft und Fast Food steckte.
2) Klare Kommunikation, immer!
Ich werde nicht mehr nur andeuten, was ich will, nicht mehr irgendwelche Vorstellungen offen lassen, auch wenn das fürs Kopfkino heißer ist, sondern ganz klar äußern, wonach mir der Sinn steht.
3) Wenn irgendwelche roten Fähnchen aufploppen oder mir mein Bauchgefühl auch nur den geringsten Grund bietet, misstrauisch zu sein, werde ich darauf hören und ggf. auf ein Date verzichten. Das Leben ist einfach zu kurz für schlechten Sex und Ärgernisse dieser Art!
und
4) Wer beim Sex die Egonummer fahren will, wird hochkant rausgeworfen! No Bullshit!
Frei nach L'Oreal: Weil ich es mir wert bin.
Und ich hoffe, ihr es euch auch!

Ich kann das total gut nachvollziehen, was Du schreibst. Man will es einfach, man wünscht es sich so sehr, daß man geneigt ist, einen oder zwei Kompromisse einzugehen. Einen oder zwei Abstriche zu machen. Aber wenn man einmal damit angefangen hat, geht es immer weiter. Weil, Kompromisse eingehen, Abstriche zu machen, bedeutet doch nichts anderes, als, über seine eigenen Grenzen zu gehen. Ich glaube, ein Schlüsselsatz zum darauffolgenden Desaster ist der mit dem ersten roten Fähnchen, das Du ignoriert hast.

Ich möchte Euch von einer Begegnung erzählen, die ich gestern hatte. Eine wirklich hübsche Frau, wenige Jahre älter als ich, und mein erster Eindruck war, daß da mit Sicherheit ein kleiner fieser Drache drinsteckt, den ich nur rauskitzeln muß. Aber der Punkt ist doch: nein, ich muß ihn nicht rauskitzeln. Und wenn mir eine Frau von Anfang an erzählt, daß sie sich noch nie viel aus Sex gemacht hat, und ich mir dann denke: hohoho, die hat einfach noch keinen richtigen Kerl erlebt und der werd ichs schon zeigen, wer ist dann der absolute Vollidiot ? Na ich !

Mein Gefühl sagte mir, daß ich keine Sex – triefende, rauschende Nacht verbringen werde. Aber ich hatte durchaus das Gefühl, daß ich wunderbare und zärtliche Küsse tauschen kann und eine sehr kuschlige Nacht haben werde. Und Bingo. Noch vor ein paar Jahren wäre ich wahrscheinlich total frustriert gewesen, hätte versucht, die Dame irgendwie auf Touren zu bringen, hätte ihre Grenzen überschritten, mich selbst zum Affen gemacht. Und eine riesen Abfuhr kassiert, vielleicht sogar rausgeschmissen worden. Aber so war wirklich einfach alles gut. Andere, völlig gegenteilige Begegnungen hatte ich auch schon. Z.B. wenn ich aus tiefster Seele gefühlt hatte, sobald ich ihre Schwelle überschreite, frißt sie mich. Und es war auch so. Daß ich überlebt habe und jetzt hier erzählen kann, liegt nur daran, daß ich um Gnade gewinselt habe.

Was ich daraus gelernt habe ist: es gibt garkeinen schlechten Sex. Nur völlig idiotische Erwartungshaltungen.