In der Humanmedizin gilt er aber als überholt.
So pauschal würde ich diese Aussage nicht unterschreiben: neben den bereits genannten Indikationen findet der Aderlass humanmedizinisch z. B. auch im Sinne von Blutegeltherapie bei der Wundbehandlung oder bei Gefäßpatienten oder durch unblutiges Schröpfen in der TCM immer noch oder sogar vermehrt statt. Aber den Verfahren hängt ein paarmedizinischer Ruf an.
Es steigt einfach das Verlangen nach Evidenzstudien und rationalen Erklärungen (die es für das Schröpfen m. E. in Ansätzen durchaus gibt, man kann sich über bestimmte Mechanismen durchaus eine Verbesserung der Mikrozirkulation durch einen Aderlass vorstellen und das wird ja auch z. B. als Wirkmechanismus bei der Hufrehe wohl angenommen). Dabei geraten traditionelle und vielfach auch mythenbehaftete, heute nicht mehr akzeptierte Thesen aber als Erstes auf den Prüfstand. Die Miasmenlehre als (durchaus fragwürdige) Begründung in sich wird z. B. heute nicht mehr akzeptiert. Deshalb wird auch niemand mehr einen Aderlass als Akutbehandlung z. B. beim Herzinfarkt oder bei Asthma unternehmen, es sei denn er will danach zwingend im Knast landen.
Verblüffend übrigens, wie inkonsequent das Verlangen nach Evidenz vielfach ist: Akupunktur bezahlt mittlerweile jeder Kostenträger, Homöopathie hat irrsinnig viele Anhänger aber von wissenschaftlich evidenten Belegen der kausalen Wirkung (abgesehen vom Placeboeffekt) ist man Lichtjahre entfernt (duck: das hagelt jetzt wieder böse Repliken ...).