Die Frage scheint - leider - zu sein, wo Gewalt beginnt.
Wie würde ihr das sehen, wenn eine Pflegefachkraft ...
... einer Bewohnerin sagt: "Wenn du nicht aufisst, hole ich dich heute nicht aus dem Bett." ?
... eine Bewohnerin gegen ihren Willen um 20 Uhr ins Bett bringt mit der "Begründung", dass sie "fertig werden muss", wo diese Bewohnerin sich wünscht, in Nachthemd und Bademantel noch ihre Lieblingssendung zu sehen ?
... einer Bewohnerin einen Body anzieht, den diese nicht öffnen kann (oder sogar das Nachthemd zwischen den Beinen zuknotet), damit diese Bewohnerin nicht "mit der Scheiße schmiert" ?
Ich arbeite seit 29 Jahren in der Altenpflege und muss sagen, dass ich einmal eine solche Kollegin hatte. Ich empfand ihren Umgangston den Bewohnern gegenüber extrem schroff und in meinen Augen übte sie - verbal - mehrfach Gewalt aus gegen die Menschen, die sich nunmal nicht wehren können.
Mehrfach berichteten mir weinende Bewohner dann solche Vorkommnisse, aber immer mit der Bitte, nichts gegen die Kollegin zu unternehmen, denn da herrschte Angst.
Meist wurde zu mir gesagt: " Wenn du was sagst, wird die sich bestimmt rächen und es wird noch schlimmer...."
Wie gruselig!
Nach einem ganz gravierenden Vorfall (da ging es dann nicht mehr "nur" um verbal) redete ich mit der Kollegin - zuerst alleine.
Ich erntete ein Lächeln und die Antwort: "Du als Teilzeitkraft kannst den Stress einer Vollzeitkraft wohl kaum nachvollziehen...".
Außerdem wurde ich vor anderen Kollegen als "Spaßbremse" und "schulmeisterlich" bezeichnet. So wurde das Ganze dann doch von der Wohnbereichsleitung in einer Teambesprechung angesprochen und es kam - einige Zeit später - sogar zu von Psychologen begleiteten Gesprächen - "Supervision", weil es "im Team Unstimmigkeiten gibt".
Die Kollegen kamen fast alle NACH diesen Gesprächen zu mir und gaben mir recht, wollten aber IN DER RUNDE nichts gegen die Kollegin sagen, weil "sie ja so oft einspringt" etc.
Ich war zu dem Zeitpunkt schon echt verzweifelt - habe extrem GEzweifelt, was da so abging....
Ich gebe zu:
Ich musste - nach Mobbing und Erfahrungen, die hier zu einem Roman führen würden - aufgeben, nachdem sich das Team gegen mich gewendet hatte und ich mich total im Abseits und handlungsunfähig sah.
Das Argument (in einer Teambesprechung angesprochen), dass alte Menschen sexuelle Bedürfnisse haben und zugeknotete Nachthemden ihnen diese absprechen .... wurde veralbert und ich belächelt.
Ich habe mich versetzen lassen (und diesen Wunsch auch mit dem Erlebten bei der Pflege- und Heimleitung begründet!) und habe auf dem neuen Bereich ganz tolle Kollegen.
Diese Erfahrung stimmt mich aber sehr nachdenklich und traurig und hinterlässt einen ganz üblen Nachgeschmack...