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Ich brauche euren Rat in eigener Sache

*******ous Frau
71 Beiträge
Themenersteller 
Ich brauche euren Rat in eigener Sache
Thematisch Unfallchirurgie und Orthopädie

Ich hatte vor 11 Monaten einen schweren Unfall:

U. A. wurde eine geschlossene Lisfranc-Luxationsfraktur, Trümmer-Fraktur des Os cuboideum und des Os cuneiforme mediale diagnostiziert.

Versorgung durch Fix. externe und transfixierende Spickdrähte, Entfernung des Osteosynthesematerials nach 8 Wochen.

Ich habe immer noch starke Belastungsschmerzen im Fußwurzel- und Mittelfußbereich, so dass Verdacht auf Pseudoarthrose bestand.

Ein kürzlich erstelltes CT zeigt an den Gelenkflächen der Tarsometatarsalbereiche Unregelmäßigkeiten mit kleinen cystoiden Strukturen. Laut Befundbericht wird hier eher an dystrophische Veränderungen als an Zeichen einer Arthrose gedacht.

Soweit zu Diagnose und Verlauf.



In der Unfallchirurgie (gleiches Team hat mich auch Erstversorgt) rät man mir nun zur Versteifung des Lisfranc-Gelenks, indem man die Gelenkflächen abschleift und Knochensubstanz aus Tibia oder Hüfte in den Spalt verpflanzt, das ganze wird wiederum fixiert.

Diese OP bedeutet für mich ein weiterer schwerer Eingriff, eine Woche stationär und mind. 6-8 Wochen evtl. auch 3 Monate Entlastung durch Gehstützen.

Aber laut den Ärzten die einzige Möglichkeit für mich Schmerzfreiheit zu erlangen.

Jetzt zu meiner Frage:

Kennt ihr Alternativen zu einer solchen OP?
Ist dieser geplante Eingriff evtl. verfrüht ?
Oder braucht ein Assistenzarzt nur eine weitere OP dieser Art zu seinem Facharzttitel?

Ich bin skeptisch und habe natürlich auch Angst vor diesem Eingriff, da ich mittlerweile stark sensibilisiert bin für Schmerzen.

Ich wäre euch dankbar für ein paar Ratschläge, soweit dies aus der Ferne und ohne Bilder (CT, Rö) überhaupt möglich ist.

Herzlichst

Stupendous
*******njoe Mann
616 Beiträge
OP? Nur im Notfall!
Hallo stupendous,

bevor du dich darauf einlässt, würde ich an deiner Stelle wirklich alle konservativen Therapiemöglichkeiten ausschöpfen:

Manuelle Therapie, Krankengymnastik, Lymphdrainage, Kohlensäurebäder, notfalls im Rahmen eines stationären Aufenthaltes oder einer ambulanten Reha über den Rentenversicherer.

TENS und Hilfsmittel wie Sprunggelenksbandage.

Ausreichende Schmerzmedikation! Bis Stufe II WHO (Tramadol oder Tilidin) + NSAR wie Diclo oder Ibuprofen.

Wenn die Dystrophie nicht nur inaktivitäsbedingt ist, kann man auch über den Einsatz eines Bisphosphonates nachdenken (nur im universitären Rahmen möglich, da off label use).

Viel Erfolg

Joe
****zz Mann
39 Beiträge
kacke
ist natürlich eine schwere verletzung für den fuß...
aber erfahrungsgemäß bringt auch eine arthrodese keine schmerzfreiheit...
frag den arzt immer, was er machen würde, wenn es sein fuß wäre.
bei mir käme keiner zu arthrodese dran. es dauert ewig, bis sich die knochen / bänder/ gelenke der fußwurzel erholt haben, sowohl von der verletzung, als auch von der langen ruhigstellung ( inaktivitäts-osteoporose und dystrophie). stell dich lieber auf noch ein jahr konservative / funktionelle therapie ein, die arthrodes kann man immer noch machen, aber rückgängig machen läßt sichs nicht...

(ist ein rat vom unfallchirurgen)
& weitere alternativen ...
hi supendous.

... die hinweise von webcamjo kann ich nur voll und ganz bestätigen.

ich würde dir auch anraten mit physiotherapie erstmals anzufangen.
das ganze kombiniert mit einer schmerztherapie und orthopädischer schuhversorgung, wie z.b. individueller schuhsohlen- und sog. fußbettanpassung / einlagen.
ideal wäre jedoch erstmals eine gute laufanalyse vorher machen zu lassen. (könnte hierzu ein sehr gutes zentrum empfehlen).
weiterhin gäbe es noch die möglichkeit für einen gezielten knorpelaufbau durch hyaluronspritzen. dazu müsste jedoch auch eine teilentlastung von ca. 2-4 wochen (= gehstützen) stattfinden.
alternativ wäre auch a) an eine impulierte stoßwellentherapie mit ultraschall (ärzte) zu denken, gleichwohl b) im rahmen der physiotherapie auch mit einer unterstützenden behandlung mit therapeutischem ultraschall.

du selbst kannst, um die mobilität des fußes zu erhöhen, folgende dinge selbst zur unterstützung machen.
im schwimmbad: gehen in schulter- bis hüfttiefem wasser.
im gelände (wald, flussufer, ...): gehen mit einem leichten bis mittelschweren sportschuh auf unterschiedl. bodenbeschaffenheiten, damit das koordinative zusammenspiel der fußmuskeln und dadurch der verschiedenen fußknochen untereinander harmonisiert wird.

bei allen maßnahmen mußt du erstmals mit einer zustandsverschlimmerung im rahmen der umstellungsreaktionen des körpers rechnen. dies ist normal und dauert in der regel ca. 1 - 3 wochen an.

guten besserung.
Kann mich....
...Lutzzz und WebcamJoe nur anschließen!
Eine erneute OP in diesem wohl schon recht heftig vernarbten Tharsus / Metatharsus erhöht das Risiko für noch heftigere Probleme in Sachen Vernarbung und Wundheilung!
Dystrophie? Vedacht auf M. Sudeck? Könnte auch einen Teil der Schmerzen erklären!

Als Physiotherapeut mache ich häufig die Erfahrung, daß die Schmerzen nach solchen Ereignissen gerne von den Ansätzen völlig überlasteter Muskeln herrühren! Wenn Du recht lange unter ENTLASTUNG gelaufen bist (Fix-Ex!) und folglich sehr lange keine wirkliche Bewegung stattgefunden hat, dann wirst Du vor Ansatzentzündungen und -Reizungen schier verrückt!

Gebe Dir einen ehrlichen Tip:
Such Dir einen guten PT (Nicht wichtig, was der alles an Fortbildungen gemacht hat, sondern ob er wirklich alles durchpalpiert und auch wirklich nach den Schmerzpunkten sucht und die dann auch angeht!!!) und laß Dir erst die Muskeln mit ihren Sehnen und Ansätzen zur Ruhe bringen! Das kann dauern!
Erst wenn sich hierbei nichts mehr tut, bleibt DEIN Restschmerz über. Unter Umständen bleibt auf gar keiner übrig. Dann hast Du gewonnen. Bleibt ein Restschmerz, dann mußt Du Dich fragen, ob Du so klarkommst oder nicht!

Wenn Du nicht so weit weg wärest, würde es mich wirklich reizen, Dich therapeutisch in die Finger zu bekommen!

Dein Bad
*******ous Frau
71 Beiträge
Themenersteller 
Vielen Dank erstmal für die große Resonanz
Vielleicht hätte ich auch schreiben sollen, was ich bisher alles versucht habe.

Physiotherapie bekomme ich seit dem Unfall, dabei auch manuelle Therapie.

Habe im Oktober eine dreiwöchige stationäre Reha gemacht, in der u.a. physikalische Therapie (Ultraschall, Lasertherapie und Megnetfeldtherapie).

Seit Anfang des Jahres auch Funktionstraining im Fitnessstudio, in dem ich auch Laufbandtraining mache.

Medikamente: Ibuprofen und Tramal n.B..

Es liegt definitiv auch eine knöcherne Dystrophie vor, ich belaste die Füße seit einigen Monaten aber gleichmäßig, laufe seit Dezember '07 ohne Gehstützen, aber nie ohne Schmerzen.

Ich denke auch darüber nach, mir erstmal die restlich verblieben Schrauben entfernen zu lassen (Os cuneiforme und Calcaneus).
Evtl. Entzündungsreaktionen durch diese Schrauben verursacht?

Herzlichst

Stupendous
*****_by Frau
100 Beiträge
@stupenduos
hm, als wichtigstes - falls du es noch nicht gemacht haben solltest - wäre eine zweite bzw dritte meinung eines facharztes nicht schlecht.

zum anderen wegen der dystrophie - einlagen bzw stützen zum laufen wären angebracht (habe das auch schon hinter mir, das hilft)

ähm, wenn alle stricke reißen - es gibt im internet möglichkeiten sich an die sprechstunden verschiedener fachkliniken zu wenden (haben wir bei der lungenerkrankungen meiner stiefmutter gemacht - top beratung, diagnose die vorher keiner gefunden hatte und spitzen behandlung folgten ...)
beispiel - bei google "fachklinik für fußorthopädie" als suchbegriff eingeben ...

wenn du möchtest helfe ich dir gerne beim suchen !

PS: natürlich auch anonym bzw per clubmail ...

gruß
m.
*******njoe Mann
616 Beiträge
Schrauben raus?
Nach der langen Zeit kann es durchaus sinnvoll sein, die Schrauben entfernen zu lassen.

Eine zentrale Frage ist wohl: Liegt ein CRPS (früher M. Sudeck vor) oder nicht? Stichwort Brühl Kriterien (Pain 1999, 81 S 147-1549
Falls ja, hängt daran auch ein verändertes Behandlungskonzept mit Schwerpunkt auf Schmerzreduktion inklusive der Möglichkeit einer lumbalen Sympathikusblockade entweder als single shot Technik oder Kathetertechniken.

In jedem Falle bei einer eventuellen Operation solltest Du vom Anästhesisten Schutz durch lumbale Kathetertechnik perioperativ über einige Tage haben.

Hast Du einen orthopädischen Schuh? Dieser ist ja vom Ergebnis ähnlich wie eine Arthrodese, aber den kannst Du eben wieder ausziehen, die Arthrodese bleibt dir.

Mit Laufbelastungen über die Schmerzgrenze hinaus wäre ich eher zurückhaltend, also die hier empfohlenen Waldläufe würde ich mit so einem Fuß nicht unbedingt durchziehen.

Rückfragen gerne auch per pm, wir können gerne auch telefonieren.

Liebe Grüße

Joe
arthrodese
kurz meine meinung:
1. im ct ist ein crps schlecht zu diagnostizieren, mrt wegen metall nicht möglich --> evtl szinti bzw. klinische symptomatik führend.
2a. bei crps: cave re-op; vorgehen wie von webcamjoe empfohlen.
2b. soweit fraktur stabil und kein v.a. crps --> erst metall raus!
3. bei restbeschwerden: nach einer arthrodese kommst du ohne schuhzurichtung oder gar orthopädischen schuh voraussichtl. nicht aus --> bereits vorher probieren, ob diese massnahmen nicht ausreichen. problem: bei deinem aussehen, deiner figur, deinem outfit und lebensstil lt. profil wirst du dich mit orthopädischen massschuhen als alltagsschuhwerk schwer anfreunden können.
==> soweit noch nicht erfolgt, sollten feste, bequeme und einigermassen modische schuhe mit fussbettung und mittelfussrolle zugerichtet werden. nicht sehr sexy, aber funktionell!
gegen gelegentl. tragen von pumps bei festivitäten ist nix einzuwenden, wird aber auf dauer schmerzvoll sein nach dem motto schönheit muss leiden.
4. die arthrodese würde ich als letzten ausweg sehen,da keine erfolgsgarantie und no way of return!
gruss
rodiro
Arme Socke
Ich kann mich Webcam Joe nur anschließen !
Erst mal ist wichtig ob ein CPRS vorliegt wenn ja brauchst Du einen guten Schmerztherapeuten.
Liegt nur eine Inaktivitätsosteoporose vor hilft Calcitonin.

Vor einer Arthrodese solltest Du einen Versuch mit einem Arthrodesenstiefel versuchen - der simuliert die Arthrodese.

Wird es dadurch besser - gut ...
wenn nicht und nach ausschöpfung aller konservativer Methoden ist dann einen Arthrodese fällig. Früher oder später wird das wohl auf Dich zukommen ! nach einer so schweren Verletzung ist das häufig !
Ich war Jahre in einer sehr großen BG Unfallklinik tätig und muss sagen daß es langfristig oft dazu kommt.
Zum Thema OP Katalog also 1. eine solche OP machen meistens sowieso nur die Oberärzte (und die haben den Katalog voll!) 2. macht die keiner gerne weil die Ergebnisse grade bei jungen sehr aktiven Patienten nie so wie gewünscht sind !
Falls Du noch Tipps brauchst gerne per PM
Sonsten viel Glück !
drvoodoo

PS bin selber Oberarzt an einer Uniklinik
Blutegeltherapie
Hallo Stupendous!

Schliesse mich meinen Vorgängern an.
Du solltest- auch wenn die Schmerzen dich sicherlich mittlerweile ganz mürbe machen- jegliche konservative Methode nutzen.

Komme zwar auch aus dem schulmedizinischem Bereich, habe aber schon sehr gute Erfahrungen mit Blutegelthreapien gemacht.
Wende die kleinen ekeligen Freunde regelmässig im Freundes-und Familienkreis an.

In der Regel wird diese Methode von Heilpraktikern durchgeführt.
Bei Interresse deinerseits solltest du dir aber unbedingt einen suchen, der darin Übung hat. Du wirst wahrscheinlich über einen längeren Zeitraum mehrere Sitzungen benötigen.

Wünsche dir viel Kraft für deinen Genesungsweg!
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