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Physiotherapie SO2

****aza Mann
3.096 Beiträge
Themenersteller 
Physiotherapie SO2
Hi, ich hab mal ne Frage an die zahlreichen Physiotherapeuten hier...

Ich hab ne junge Patientin, der nun bei Colitis ulcerosa aufgrund eines Ileus praktisch das gesamte Colon reseziert wurde. Recht tief, so wie's ausschaut. Ihr geht's gut und sie fühlt sich wohl.
Mit einer Einschränkung: Sie hat eine leichte nächtliche Stuhlinkontinenz. Der willkürliche Sphinkter scheint also keine Probleme zu machen und abgesehen von den allgemeinen Tips (abendliche Defäkation, Stuhlandickung, abendliches Loperamid bei Bedarf) hab ich ihr auch physikalische Therapie bei Ausscheidungsproblemen (Schlüssel SO2) mit ggf. unterstützend Elektrotherapie zur Sphinktertonuserhöhung und Beckenbodenstärkung aufgeschrieben.

Nun die Frage:
Macht das jeder Physio? Wie sieht da die Elektrotherapie aus? Wie oft kommen Patienten mit Inkontinenz? Ist das bei Euch eine Standardbehandlung, so daß es egal ist, wo sie hingeht oder ist das schon was Spezielles, so daß wir uns lieber nach einem Physiotherapeuten mit diesbezüglicher Erfahrung umsehen sollten?

Freu mich auf Eure Antworten!
Bo
eine
berechtigte frage.in der regel machen das alle physio´s,wobei sich die inkontinenz sowie die daraus resultierende beckenbodengymnastik mehr in richtung harnwege orientiert.strom dürfte m.E.nicht das problem sein.ist in der regel ein schwellstrom bzw ein mittelfrequenter strom.erkundige dich aber doch mal beim vpt oder einem ähnlichen berufsverband über pt´s mit speziellen weiterbildungen.sie geben sicherlich auskunft
****aza Mann
3.096 Beiträge
Themenersteller 
Ah, der VPT. Guter Tipp, danke!
hallo bo
deine frage bezieht sich auf einen, in der pt äußerst selten indizierten therapiebereich.
offiziell sollten (machen) alle pts solch eine behandlung. in der praxis sieht das jedoch mehr wie kompliziert aus.
aus berufspolitischem hintergrund rate ich dir eher von berufsverbänden wie vpt, zvk, ifk, vdb, ... ab, da diese nur allgemeine qualifikationen und in besonderen fällen noch "kostenträger relevante zertifikatsfortbildungen ihrer mitglieder gelistet haben".

vom grunde her ist ein portfolio kombinationstherapeut. maßnahmen ein sinnvoller und erfolgversprechender therapieansatz.
Ziel sollte die allgemeine Beschwerdefreiheit, geregelte Darmperestaltik mit Defäkationsaktivitäten sowie einer Lebensqualitativen Situationsoptimierung (Verständnistraining) sein.
Von daher empfiehlt sich ein multidisziplinärer internventionsansatz zwischen arzt, psychotherapeut (verhaltenstrainer), pt, ökotroph, gesundheitspädagogik aber vor allem auch der patientin selbst sowie deren familieneinbezug.

Gut ist die Kombination zwischen sog. aktiven und passiven therapiemaßnahmen, in kombination vorweg benannten, venetzt agierendem therapieteams und deren jeweils speziellen interventionskonzeptionellen ansätzen.
Die frühzeitige Kontaktanbahnung zu Selbsthilfegruppen kann hilfreich und gut sein. ist jedoch mit vorsicht abzuklären.

aus dem potpourrie des pt-bereichs kann z.b. (kleines extrakt) folgendes maßnahmenbündel vorgeschlagen werden:
aktiv:
• allgemeine bauch- & rückenmuskelkräftigung. (brunkow, pilates, ...)
• spezielle becken-boden-gymnastik (sphiktertraining (kasparsky = hinterer beckenboden (hüfte = flex, abd, arot + knie = flex)
ggf. in kombination mit perineometer bzw. biofeedback
• gesundheitstraining und sporttherapie (reha-sport)

passiv:
• dampfkompressen über verkrampten bauch-darmabschnitten.
• entspannungslagerungen sowie entspannungsarbeit in kombination mit atemtherapeut. techniken und körpertastarbeit (scharschuch-haase; middendorf; fuchs; ...)
• ansteigende bäder mit anschließender Packung
• warme sitzbäder mit anschließendem Leibwickel, ggf. in kombination mit sog. sitz-reibe-bädern.
• als zusatz kann brombaldrian gegeben werden, um die parasymat. reaktionslage zu sedieren.
• uv-ganzbestrahlung
• segmenttherapie (gläser-dalicho; quillitsch; ...)
• bindegewebsmassage (teiricht-leube; dicke; ...)
• periostbehandlung (vogler-krauss; ...)
• elektrotherapeutisch ((interferenzstrom; spasmotron; diadynamik; ...) = afterschließmuskelstimulation besonders des levatormuskels
-- schwell-/exponentialstromapplikation 16 Imp/min; tan 200ms; t 200 ms; tab ca. 20 ms)
-- funktionelle elektro stimulation (

empfehlenswert ist auch die kontaktaufnahme zu pts im bereich
gynäkologie (unterbauchproblematik; inkontinenz; ...) bzw. adominalchirurgie oder onkologische schwerpunktsbereiche
sehr gute anlaufadressen sind z.b. bundeswehrkrankenhaus ulm, uniklinik tübingen, charité berlin, mhh hannover, ...
@frohwein
kannst du mir bitte sagen welche kk dies bezahlt?
es sollten realistische massnahmen indiziert werden.sicherlich gibt es eine bandbreite diverser möglichkeiten aber es es muss im rahmen bleiben
@cornerback
... hallo erstmals.
verzeih die frage zum verständnis.
bist du ein allgemeiner kk-pt oder ein spezialisierter kl/wm-pt?
zu deiner information.
ein großteil dieser leistungen kann bzgl. kk appliziert und abgerechnet werden. dies über die standardleistungen der pt (ein verdienst der verbände, dass viele ehem. gut honorierter therapiemaßnahmen freiwillig gegenüber den kk´s aus dem leistungskatalog genommen wurden).
zudem sind viele leistungen im bereich der niedergelassenen ärzte, sofern dir bekannt sein sollte, über ebm bzw. igel abbild-, verord- und somit auch abrechenbar.
im klinischen bereich sind derartige maßnahmen durchaus interventionsbestandteil der drg-basierten honorierung. speziell in der darstellung des umfassenden cm´s.
last-but-not-least befinden wir uns im ersten drittel der umstrukturierungsphase für honorarleistungen im gesundheitswesen. somit besteht die, seit jeher anwendbare möglichkeit, der privathonorierung entsprechend ärztl. begründeter und verordneter leistungen. ausnahmslos übernehmen alle privatkassen diese leistungen, sofern sie nach wanz-kriterien verordnet wurden; gleichwohl eine vorabkostenübernahmeerklärung eingeholt, und weiterhin eine adäquate evidence-stufe und eingruppierung besteht bzw. nachgewiesen wurde.
weiterhin gibt es noch andere möglichkeiten der leistungsabrechnung inner- und außerhalb budgetierter eingriffsbereiche. hier empfiehlt und bewährt sich das mn-konzept in der zusammenarbeit transsektoraler, multiprofessioneller und interdisziplinärer kompetenzteams, wie das seitens der gesundheitspolitik seit mehreren jahren bereits gefordert und in entsprechenden publikationen auch nachzulesen ist.
hoffe, dir damit einige gedankenanregungen bzgl. praktikabler, allseits akzeptabler und ökonomisch basierter möglichkeiten zur honorierung entsprechender hm-/hmr-katalogbasierter leistungen an die hand gegeben zu haben.
unterhalte mich gerne mit dir über sozio- und gesundheitsökonomisch basierte leistungsapplikationen auf basis vorweg genannter qualitativer leistungsportfolios und basal feststehender gesundheit-politischer tatsachen.
@frohwein
nun denn-ich bin physiotherapeut mit diversen weiterbildungen sowie sporttherapeut.mir ist schon bekannt das ärzte schon in dem von dir angegeben rahmen rezeptieren und verordnen können.teils zu lasten ihres budgets-wenns optimal läuft auch über igel ect...mein ABER ist allerdings ,ob der pat es mittragen kann.ich finde schon das dass gesundheitsbewusstsein in good old germany noch nicht so entwickelt ist.anderseits,ich komme aus den neuen bl,sind auch die finanziellen mittel bei weitem beschränkter.
ich hätte bohemier auch eine liste diverser möglichkeiten empfohlen-sehe aber imer die praxis,sowie deren beschränkte mittel vor meinen augen.
theoretisch stimme ich dir vollkommen zu-liege völlig auf deiner welle.
nur praktisch ist es kaum um zusetzen,wenn der pat nicht die finanziellen möglichkeiten hat.im regelfall genehmigt die kk18therapien,danach kommt die ausnahmeregel zum tragen.das dies auch immer kk abhängig ist und auch vom bearbeiter entschieden wird,muss ich dir nicht sagen.ich bin sehr engagiert in meiner tätigkeit und reisse mir für meine klienten gern den a.. auf.wenn mich aber ein sachbearbeiter ausbremst,da er doch am längeren hebel sitzt,sind mir oft die hände gebunden.daher argumentiere ich rein praktisch.sicherlich kann man dem pat in den übungsfolgen eine basic vermitteln-hü programme ect,die es ihm/ihr ermöglichen diese aufgaben zuhause weiter zu führen.allerdings setzt das die nötige compliance der/des pat voraus.
****aza Mann
3.096 Beiträge
Themenersteller 
Hi, vielen Dank für die Tips und Beiträge. Es bringt hier definitv mehr als im Allgemeinmed-Forum ;-).
Auch die Kostendiskussion freut mich, weil ich zugebe, mich darum nie wirklich zu kümmern und deshalb auch nur begrenzt Ahnung habe...
Vielen Dank!
****ula Frau
8 Beiträge
natürlich kannst du bei den Verbänden z.B.ZVK aber da den zuständigen Landesverband nachfragen wer evtl. Elektrotherapie in diesem Bereich macht.
Also ich kenne keine Physio die das macht, gibt aber bestimmt die ein oder andere die dafür ausgebildet ist.
Ausserdem habe ich gute Erfahrung mit Visceraler Osteopathie gemacht, da durch die OP und die Narben , viel Spannung ism Faszienbereich besteht. Wenn diese Spannung gelöst wird durch gezielte viscerale Techniken, kann es sein das das schon hilft beim Inkontinenzproblem.
Eine Theorie in der Osteopathi besagt, das Inkontinenz aufgrund von zuviel Spannung im Beckenbodenbereich entsteht.
Die Erfahrung habe ich auch bei Patienten gemacht.
Für weitere Fragen Bitte fragen.
Bindegewebsmassage
Hallo,

ich habe bei Stuhl- und Harninkontinenz sehr viel über Bindegewebsmassage erreicht. Erstmal über den klassischen Aufbau alles durchgetestet und dann die betroffenen Zonen behandelt. Dazu Beckenbodentraining und ADL-Tipps. Bisher hat das als Kombi immer ganz gut geholfen...
Und es wird bezahlt von den Krankenkassen!
Grüße aus Lüneburg
Das Thema ist zwar schon etwas älter und ich komme erst jetzt dazu, es genauer zu lesen.

Ich finde es hochgradig fragwürdig, wenn jemand aus "berufspolitischer Sicht" davon abrät, sich an den/einen Berufsverband zu wenden. Wenn nicht an den Berufsverband, an wen sonst?

Es gibt Praxen, die sich auf Inkontinenzproblematik spezialisiert haben. Diese findet man, oh Wunder(!), über die Berufsverbände die sehr wohl auch Spezialisierungen listen.

Der u.g. osteopathische Ansatz ist mit Sicherheit ein Versuch wert. Ebenfalls ist ein gezieltes BeBo-Training (Kognitives, isoliertes, reaktives (altags) Training) sinnvoll. Da würde ich zu einem Physio gehen, der sich spezialisiert hat. Ein guter Anlauf dafür sind z.B. die Arbeitsgruppen der Berufsverbände.


Vielleicht noch ein kleiner Gedankenanstohs zur Diskussion:

Wenn die Patienten im Alltag (Treppe etc) keinerlei Probleme mit dem Stuhlhalten hat, liegt das Problem wohl weniger am Sphinkter externi. Lediglich bei erhöhter Parasymathikusaktivität (Schlafen) und reduziertem Muskeltonus der quergestreifen Muskulatur, tritt das Problem auf. Hier sollte eigentlich der Sphinkter interni vorrang die Abdichtung übernehmen.
Meine Erfahrung reicht da bei weitem nicht zu beurteilen, ob ein "Auftrainieren" des Sphinkter externi reicht, um der Parasympathikusaktivität entgegen zu wirken.


Meine Empfehlung für die Patientin:
Physio:
* Spezialisiert auf Inkontinenzprobleme suchen (Anlaufstelle z.B. die Arbeitsgruppen der Landesverbände der Berufsverbände)
* BeBo-Training nach aktuellem Stand der Wissenschaft unter Einbeziehung der "Inneren Einheit" (Rücken, Bauch, Diaphragma). Gerne auch Biopfeedback.

ärztliche Therapie:
* Dafür kenn ich mit zu wenig aus. So weit ich weiß gibt es doch die Möglichkeit der Tonusmessung, medikamentive Therapie, etc.

Osteopathische Therapie:
* visceraler Ansatz.

ggf. Psychotherapie für korrekte mentale, kognitive Verfassung.


Grüße,
Uwe
Da man ja keine Links einstellen darf, empfehle ich das Suchen nach "ag ggup" Dort findet man z.B. eine Therapeutenliste *zwinker*
****aza Mann
3.096 Beiträge
Themenersteller 
Vielen Dank für Eure Tips!
Die Patientin hat bereits eine sehr gute Besserung angegeben unter der Physiotherapie... Beckenbodentraining, Elektrostimulation und Biofeedback.
Klappt scheints prima. Sie war das erste mal seit Jahren wieder im Schwimmbad.

Lieben Gruß,
Bo
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