Mit Verlaub: Ich kann diese deutschen Neiddebatten nicht mehr so gut ertragen!
Ja, Piloten verdienen relativ gut! RELATIV...
Ja, Piloten müssen ihre Ausbildung schon jetzt größtenteils und demnächst komplett selbst tragen!
Wenn Sie (die meisten übrigens als "freie Mitarbeiter" ohne Anstellung) in's Berufsleben starten, sind sie bis über die Ohren und auf viele Jahre verschuldet!
Ja, die Aufnahmeprüfungen schaffen nur die Allerwenigsten! Was sagt uns das? Naaaa? Genau: Wenige Menschen, die in Berufen arbeiten, die nur wenige schaffen könnten (!) verdienen sehr gut! Hat damit jemand ein Problem? Warum genau, bitte?
Ich erinnere mich daran, dass ein Spitzen-Fußballprofi und Nationalspieler, gefragt wurde, ob er "nicht zu viel Geld" verdiene.
Seine Antwort war klar und deutlich. Und auch wenn manche das als arrogant ausgelegt haben, so traf er den Nagel doch auf den Kopf:
Er fragte nach dem Beruf des Fragenden. Antwort: Facharbeiter Metallbearbeitung.
Daraufhin fragte der Profi den Facharbeiter, ob dieser sich vorstellen könne, dass es vermutlich Millionen andere Facharbeiter gebe, die, nach der Schule 3 1/2 Jahre bezahlte Ausbildung gemacht hätten und nun arbeiten würden. Auch er (der Profi) glaube, dass Arbeiter größtenteils mehr verdient hätten, als sie tatsächlich bezahlt bekämen.
Aber, demgegenüber stünden Millionen Fußballer, von denen ca. 1.000.000 gerne Profi werden würden und vielleicht ca. 200.000, welche dieses Ziel ernsthaft verfolgen würden und nur weniger, als 2000, die es zumindest in den bezahlten Fußball der 1. - 3. Liga geschafft hätten! Wobei das Durchschnittsgehalt eines Drittliga-Spielers bei vielleicht 4000 bis 6000 € liegen würden. In der 2. Liga bei ca. 10.000 - 12.000 € und in der 1. Bundesliga bei ca. 25.000 - 40.000 €! DURCHSCHNITTLICH!
Nur Spitzenspieler, die regelmäßig Stammspieler seien und deren Leistung jedes Wochebende von Millionen Menschen öffentlich bewertet werden (!) kämen auf die vielgescholtenen Jahresgehälter im Millionen-Bereich! Und nur absolute internationale Topspieler, die auch weltweit quasi jeder kennt, verdienen tatsächlich so viel Geld wie er. Und das seien in Deutschland ungefähr 20-30 Spieler!
Angesichts dessen, dass zusätzlich in dieser Branche Milliarden-Umsätze gemacht werden, ist es da wirklich ungerecht, wenn von den Allerbesten der Allerbesten Millionen verdient werden, obwohl sie bereits morgen Sportinvalide sein können und deren Körper mit ca. Anfang 30 Jahren diese enormen körperlichen Belastungen nicht mehr bringen können und dann ihr Geld verdient haben sollten, weil sie ihren Beruf dann nicht mehr ausüben können? Oder wer sollte denn die Gewinne einstreichen? Insgesamt bleibt der Löwenanteil der Gewinne bei Verbänden und Spitzenvereinen, die inzwischen sowieso schon weitgehend Unternehmen und teilweise Aktiengesellschften sind.
Ich finde diese Vergleiche nachvollziehbar!
Ja, sie verdienen sehr viel Geld! Aber wieviel ist "zuviel"? Und wer legt das fest?
Und wo fängt das an und wo hört das auf?
Neiddebatten über Piloten und andere Ausnahmequalifizierten (!) die auch Ausnahme-Gehälter verdienen und bekommen
halte ich abstoßend und für wenig zielführend!
Sollten nicht vielmehr die Debatten und Überlegungen darüber geführt werden, dass ganz unzweifelhaft in ALLEN SOZIALEN BEREICHEN zu wenig verdient wird und warum das so ist?
Ich meine ja!
Sicher dürfte unstrittig sein, dass dann aber zuallererst nicht über Pflegekräfte, sondern über Anfangsgehälter von Ärzten (!) gesprochen werden muß!
Wenn ich sehe, wie verdammt hart und wie verdammt lang das Studium ist, wie schrecklich das RIESIGE Damoklesschwert Pysikum bzw. "Staatsexamen" 2 x in der Zeit über den angehende. Ärzten schwebt!
Bitte an alle: Schließt mal kurz die Augen und überlegt, wie es sich für Euch anfühlen würde, wenn 2 x in Eurem sehr, sehr langen Studium (welches nur von sehr guten Abiturienten schnell aufgenommen werden kann!) eine sehr schwere Prüfung auf Euch wartet, die Ihr schaffen MÜSST! MÜSST! MÜSST! Und falls Du sie nicht schaffst, darfst Du sie nur noch einmal wiederholen!
Und wenn Du es dann nicht geschafft hast, dann wirst Du kein Arzt mehr werden! Gut, es gibt Ausnahmen. Aber dies ist die Situation! X Jahre Studium, mit der Gefahr, am Ende an einer Punktzahl zu scheitern...
Und dann erinnere ich mich noch gut an die Ausbeutung und Stiefelleckerei namens "AiP", dem "Arzt im Praktikum"... Ohne Worte!
Und wenn dann ein junger Arzt auf die Station kommt und nicht einmal das bezahlt bekommt, was viele -weit weniger lange und gut ausgebildete und viel früher verdienende- examinierte Pflegekräfte erhalten, ist DAS gerecht?
Hast Du Dich darüber schon einmal ähnlich echauffiert, Al_dente_69?
Und weißt Du, wie lange es dann noch dauert und was es bedeutet, was ein Arzt sich dann noch von anmaßenden Professoren bieten lassen muss, damit er irgendwann seinen Facharzt hat???
Und nun komme ich zu denebenfalls völlig unterbezahlten Examinierten.
Es geht Ihnen, wie auch Altenpflegern, Erziehern, Sozialarbeitern, ja sogar auch Sozialpädagogen, die immerhin auch studiert haben, betrifft das!
In all diesen Bereichen wird gesellschaftlich EXORBITANT WICHTIGE Arbeit geleistet! Und in all diesen Bereichen erhalten die Angestellten eine völlig unzureichende Entlohnung! Warum? Polemisch gesagt könnte man sagen, dass das so ist, weil diese sozialen Berufe von Menschen nicht nur einfach als Beruf, sondern vielfach als ihre "Berufung" angesehen werden! Kein Witz: Auch wenn alle (mit Recht) klagen: Ich kenn e nicht wenige Kolleginnen und Kollegen, die ihre Arbeit auch für noch weniger Geld machen würden! (Das schließt Ärzte ausdrücklich mit ein!) Einfach, weil sie hier ihre "Erfüllung" finden... Altruismus eben.
Damit wir uns nicht missverstehen: Ich mache mich keinesfalls lustig darüber! Ich beschreibe lediglich was ich erlebt habe.
Die wahren Ursachen beschi...ner Entlohnung liegen natürlich eigentlich anderswo:
1. - Im Gesundheitswesen keine "berechenbaren", also monetären Werte schafft, die am Ende genau gezählt werden könnten!
2. - Größtenteils aufbauend auf alten Strukturen aus Staats- bzw. Landeseigenen Trägerschaften, des Öffentlichen Dienstes also, sind Gehaltsstrukturen eben sehr speziell.
3. - Dort, wo Punkt 2 noch zutrifft, hat man es nach wie vor mit "Vater Staat" zu tun, der über zunehmend weniger Geld verfügt und traditionell speziell im Gesundheitswesen wenig auszugeben bereit ist.
4. - Dort wo inzwischen (oder von Beginn an) ein privates Unternehmen bzw. Zumeist ja ein Konzern bzw. dessen Tochter, der Träger ist, wird Gewinn maximal abgeschöpft, wie es der Sinn eines Unternehmens ist.
5. - Last but not least: Solange die Pharma- und Medizin-Industrie immer wieder Wege findet, den staatlichen Gesundheitsetat optimal zu schröpfen, wird trotz immer neuer Rekordausgaben auch stets bei den Beschäftigten im Gesundheitswesen zu wenig ankommen! Krumen, wo andere Strukturen die fette Torte anschneiden und Champagnerkorken knallen lassen.
Eine kleine Zusatzbemerkung:
Diejenigen von uns, die sogar bei einem konfessionellen Träger arbeiten, sind in Grubde genommen aus Arbeitsrechtlicher und Tarifvertraglicher Sicht die Ärmsten unter uns allen! Und auch diese Grundlagen mit unfassbaren Sonderrechten in einem angeblich laezistischen Staat, gehören abgeschafft!
DIESE DISKUSSIONEN, mit all ihrer Komplexität wäre die Richtige! DIE könnte uns vielleicht weiterbringen. Aber die ist viel, viel weniger schlicht, als Pilotenschelte!
Übrigens ist es noch gar nicht lange her, da fiel das halbe Land über Lokführer und ihre Gewerkschaft her! Ebenso emotional. Ebenso unsinnig.
Es sollte nie darum gehen, anderen abhängig Beschäftigten ihr Gehalt zu meiden und darüber nachzudenken, ob sie nicht Zuviel verdienen, sondern darum, wie man es hinbekommen könnte, seine Situation im Kollektiv (!) zu verändern!
Warum im Kollektiv? Glaubt wirklich einer, dass er das alleine kann?
Und wo wir gerade bei dem Thema sind... Besser ich frage lieber nicht danach, wer denn eigentlich noch gewerkschaftlich organisiert ist, was!?
Bei aller berechtigten Kritik an Gewerkschaften: Ohne sie haben wir schon verloren!
Womit sich der Kreis schließt, denn die Ursprungsfrage war ja, ob es nicht möglich sei, Piloten Streiks zu verbieten, richtig!? Antwort: Nein! Und das ist auch gut so!
Denn auch wenn der Wirtschaftsflügel der CDU genau das gerade fordert (denk mal kurz drüber nach, Al_dente_69, ob Dir etwas auffällt, dabei!? Wenn diese Leute das fordern. Denkst Du wirklich, dass die Folgen gut für Dich und letztlich für uns alle wären?)
Würde das Grundgesetz hier eingeschränkt (wozu in diesen Tagen sehr viele uninformierte Menschen applaudieren würden!) wäre für genau diese Menscheb die Folgen fatal! Oder glaubt etwa ernsthaft jemand, dass dies nicht früher oder später auch bei anderen Tarifverhandlungen angewandt würde? Gerade das Gesundheitswesen sähe sich wohl sehr schnell damit konfrontiert, befürchte ich.
Also: Polemik klingt oft toll! Einfache Fragen auf komplizierte Fragen sind aber fast immer Bullshit!
Ich hoffe jedenfalls, das ein Kommentator dessen Gedanken ich gerade in der "Zeit" gelesen habe, unrecht hat!
Er befürchtet nämlich, dass wir uns nun auf dem Weg in eine "postrationale Epoche" befinden. Nachdem bisher Wissenschaft und gute Argumente das Maß aller Dinge waren, sieht er nach dem Trump-Wahlkampf, nach europaweiten Erfolgen von Polizikern, die keine guten Argumente haben, ja sich nicht einmal darum bemühen, sondern niedere Instinkte und dumpfe Ängst bedienen, schrieb dieser Kommentator d in, dass "emotionale Befindlichkeiten" Grundlage von Entscheidungn und Wahlen sein könnten.
So kam mit der Eingangs-Thread auch vor.