Studien zeigen Hinweise für die Progression nach Allgemeinanästhesien (z.B.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4181446/ und weitere Links von dort aus).
Es ist daher kritisch abzuwägen, ob eine Allgemeinanästhesie für den Eingriff (v.A. wenn es nur eine Kontrolle ist) erforderlich ist (kann bei incomplianten Patienten und desolatem Zahnstatus im Rahmen einer Sanierung schon erforderlich sein), bei complianten Patienten wäre die Lokalanästhesie (wenn eine schmerzhafte Prozedur erfolgt) zu bevorzugen. Des weiteren muss bei einer Allgemeinanästhesie der generelle cardiopulmonale Zustand incl. der Vorerkrankungen in die Abwägung der Narkoserisiken einbezogen werden: Narkose machen kann man bei jedem, nur haben die Patienten dann ein entsprechendes Risiko zu tragen.
Allerdings kann nicht nur von einem infizierten Atherom sondern auch von einem abgestorbenen und kariösen Zahn eine lebensgefährliche Entzündung ausgehen, eine entsprechende Zahnhygiene und -sanierung ist daher auch bei dementen Patienten erforderlich.
Ethisch hat auch ein dementer Patient das Anrecht auf eine dem Stand der Wissenschaft entsprechende Therapie seiner Erkrankungen - wobei der bestellte Betreuer oder Vorsorgebevollmächtigte im Sinne und nach dem mutmasslichen Willen des Patienten über die Durchführung des Eingriffes entscheiden muss, wobei nicht dringliche Eingriffe bei geringem Leidensdruck und niedrigem Risiko einer krankheitsbedingten Zustandsverschlechterung durchaus abgelehnt werden können.
In diesem Fall aber "alle Zähne raus" zu sagen, um einer zukünftigen Karies "vorzubeugen", ist nicht indiziert - denn Essen ist ein wichtiges soziales Ereignis, zu dem auch das Kauen und die Nahrungsaufbereitung mit der dadurch verbundenen Geruchsfreisetzung und damit dem Geschmackserlebnis im Mund gehört, welches die Lebensqualität erhält - und darum geht es ja letztlich. Oder wie es Alexis Carrel (28.06.1873 – 05.11.1944, Französischer Chirurg und Nobelpreisträger) sagte: „Es kommt nicht darauf an, dem Leben mehr Jahre zu geben, sondern den Jahren mehr Leben zu geben.“