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Hygiene/ MRSA/ Pflegeeinrichtung

****rna Frau
6.195 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Hygiene/ MRSA/ Pflegeeinrichtung
Ich hätte auch im Header "Pflegestandards" schreiben können.
Hab ich aber nicht. Es gibt sie zwar, die Pflegestandards bzgl. MRSA, aber die Erfahrung zeigt, daß jede Einrichtung das anders macht.

Nun kommt es immer wieder vor, daß Bewohner mit MRSA in den Pflegeeinrichtungen leben, und das sich irgend jemand mit denen beschäftigen muss. Sei es Pflegepersonal, Betreuungspersonal und/ oder Hauswirtschaft (den Hausmeister, der da vielleicht auch mal rein muss, lassen wir jetzt mal außen vor).
Wie sieht es mit den Mitarbeitern aus, die aufgrund irgendwelcher Erkrankungen ein geschwächtes Immunsystem haben? Oder Mitarbeitern die Hautläsionen haben? Wie ist da der allgemeingültige Standard ?
Meines Wissens nach, sind die in solch Ausnahmefällen "befreit". Oder weiß da jemand was anderes?
Wird das anderswo anders gehandhabt?
Was sagen unsere Hygienefachleute?

Und wie sehen bei Euch die Vorgehensweisen mit dem Geschirr aus? Geht das in die Stationsküche? In die Hauptküche? Mit welchen Vorsichtsmaßnahmen?
Kittel auf links gedreht im Zimmer lassen? Oder doch lieber auf rechts?
Und so weiter.......
**********er_nw Mann
601 Beiträge
Ein sehr trauriges Thema besser nicht nachfragen...was mir aufgefallen ist, je mehr MRSA etc. um sich greift desto mehr werden die allgemeinen Pflegestandards herunter gesetzt . Meine persönliche Meinung.


Es grüßt euch

Le chevalier
****rna:
Und wie sehen bei Euch die Vorgehensweisen mit dem Geschirr aus? Geht das in die Stationsküche? In die Hauptküche? Mit welchen Vorsichtsmaßnahmen?

Hierzu kann ich beitragen:

Dieses Geschirr ist beim abräumen direkt und abgedeckt in die Spülküche zu bringen, als belastetes Geschirr zu kennzeichnen. Hierdurch soll innerhalb des Hygienekonzepts verhindert werden das innerhalb der Küchen zu Kreuzkontaminationen kommt. Dies setzt voraus, das auch alle Spül- und Reinigungskräfte entsprechend eingewiesen sind. Das Geschirr selbst kann und darf in der gleichen Gewerbespülmaschine gespült werden [/wenn: u] sowohl die Reinigungstemperatur als auch Klarspültemperatur regelmässig gemessen und dokumentiert wird und die nötigen Temperaturen eingehalten werden. Die einfache Ablesung am Spülmaschinendisplay ist nicht ausreichend.

Eine MRSA-wirksame, thermische Desinfektion mit feuchter Hitze über die Spülmaschine ist möglich. Hierzu muss ein A0-Wert von 60 erreicht werden. (Anmerkung: Der A0-Wert ist der physikalische Parameter, der für die Reduzierung von Mikroorganismen steht.)

Die Soll-Temperatur innerhalb der Spülmaschine beträgt während des Reinigungsvorgangs ca. 60°C +-2°, wird aber von bereits in die Jahre gekommenen Anlagen kaum noch erreicht. Die eigentlich wichtige Temperatur für die thermische Desinfektion ist die Temperatur der Klarspülung. Werksseitig ist die Temperatur auf >80 bis 85°C. eingestellt. Bei einer Klarspültemperatur von 85°C. und einer Klarspüldauer von 19 Sekunden ist der A0-Wert von 60 erreicht. Bei einer Klarspültemperatur von 90°C. ist der A0-Wert 60 bereits nach 6 Sekunden ereicht. Liegt die Klarspültemperatur allerdings unter 85°C., so sollte das belastete Geschirr/Besteck vorher im Tauchbad (z.B. Chlordesinfektion) desinfiziert werden.

Zum Schutz der Mitarbeiter an den Spülmaschinen sind während der täglichen Endreinigung der Spülmaschine Handschuh zu tragen.

Fertig!
Grüße vom Hygienefuzzi
Hygienestandards
Es gibt vom RKI ( Robert Bosch Krankenhaus ) die Standards für MRSA in Pflegeeinrichtungen als Download-
Geschirr muss vorher desinfiziert werden, bevor es in die Küche geht.
Schutzkleidung muss bei Bewohnern mit MRSA getragen werden.
Usw.
*********13AB Mann
553 Beiträge
RKI
... das ist aber wohl immer noch das Robert Koch Institut. *zwinker*
****or Mann
319 Beiträge
ch versuche mich mal kurz zu fassen und so diplomatisch wie möglich auszudrücken, ansonsten führt das nur zu einem neuen Shitstorm...

Es gibt sogenannte Expertenstandards, das ist korrekt. Korrekt ist aber auch, dass sie nur so lange Gültigkeit besitzen, wie das entsprechende Haus keine eigenen Standards besitzt.
Hat das Haus eigene, so gelten diese als Dienstanweisung.

Diese wird aber immer weiter "gelockert", wie du sagst, und zwar in dem Maße in dem die Infektionsfälle steigen.
Das ist so nicht ganz korrekt. Die Anweisungen werden nicht gelockert, sie werden zunehmend ignoriert.
Das liegt einfach daran, dass die Pflege an dieser Stelle (wie auch in vielen anderen) nicht ausreichend qualifiziert ist.
Und das ist nicht einmal die Schuld der Pflege, sondern die der Politik, da die entscheidenden Unterrichtsinhalte für die Pflege nicht oder in nicvt ausreichendem Maße vorgesehen sind.

Mikrobiologie ist in der Pflege leider kein Unterrichtsfach. Das halte ich aber - angesichts dessen, dass die Pflege tagtäglich mit multiresistenten Keimen verschiedenster Art konfrontiert ist - für absolut unerlässlich.

Die Pflege weiß einfach nicht genug (entsprechende Fachweiterbildungen sind an DIESER Stelle seöbstredend davon ausgenommen) über Zellpopulationen, Zellvermehrung, Bakterienstämme Antibiotika und ihre Wirkmechanismen und und und, als dass sie den Sinn und Zweck eines Hygienestandards richtig begreifen könnte.
Sie bekommt immer nur gepredigt "Keime sind gefährlich, resistente erst Recht."
Und dann stellt sie aber fest, dass man gar nicht krank wird, wenn man da auch ohne Kittel rein geht und schwupdiwup wird die Schutzkleidung weg gelassen.
Dann werden diesbezüglich immer mehr Vorschriften ignoriert, bis sich die Keime munter in alle Richtungen ausbreiten können.

Das traurige ist, dass die Pflege damit zufrieden zu sein scheint (Stichwort: "Das muss ich nicht wissen" oder "Das interessiert mich doch nicht")

Die Pflege gehört einfach an eine Universität und nicht an ekne Schule.
@Drazor
Im Kern hast Du den wunden Punkt getroffen. Ich ergänze Dich da nur noch mit den Stichworten "kostendeckend", "gewinnoptimiert", "personelle Überbelastung". die alle mitverantwortlich für die unzureichenden Hygienestandards sowohl in pflegenden als auch medizinischen Einrichtungen sind.
*******ros Mann
21 Beiträge
je mehr MRSA etc. um sich greift desto mehr werden die allgemeinen Pflegestandards herunter gesetzt

Ist ja auch normal: MRSA ist in der Allgemeinbevölkerung angekommen, in der Viehzucht sowieso (Landwirte sind mittlerweile einer der Hauptrisikogruppen). Eine strikte Eindämmung ist also eh nicht mehr möglich. Und zumindest aktuell gibt es mit Linezolid eine zuverlässige Therapieoption. Es macht also keinen Sinn mehr, mit sehr großem Aufwand etwas verhindern zu wollen, was längst passiert ist.

Natürlich ist MRSA-Hygiene wichtig, gerade im Pflegeheim. Aber die richtig großen Bedrohungen sind doch mittlerweile im Gram-negativen Bereich (MRGN). Ein "entkommener" 4MRGN ist doch 10-, wenn nicht 100mal bedrohlihcer als ein MRSA. Von daher muss man wohl auch einfach Ressourcen gezielt einsetzen.
****or Mann
319 Beiträge
Es mag sein, dass Linezolid ganz gut funktioniert, aber erstens angesichts der doch ziemlich hohen Kosten nicht flächendeckend einsetzbar und zweitens kann kein Medikament und sei es noch so gut eine vernünftige Hygiene ersetzen.
Gerade dann, wenn man sich vor Augen hält, wie Resistenzen überhaupt erst entstehen.

Es mag richtig sein, dass manche Erregerstämme pathogener sind als andere (was in der Klinik eher zweitrangig ist), ein umfassender Hygienestandard erfasst aber nicht nur einen Stamm oder gar einzelne Erreger, sondern möglichst alle.

Und eine Lockerung der Hygienestandards wegen hohen Aufkommens als "normal" zu bezeichnen halte ich für äußerst fragwürdig; im Gegenteil: je mehr Leute sich infizieren, desto strenger muss isoliert werden. Ich halte auch nichts von Kohortenisolationen.
Unser Nachbarland, die Niederlande, hat dieses Prinzip verstanden. Dort sind multiresistente Keime kein Problem und schon gar keine Volkskrankheit.
******011 Frau
3.084 Beiträge
Ich finde es erschreckend,
DasS sich so viele Menschen in Krankenhäusern anstecken.

Meist werden auch die falschen Desinfektionsmittel angewendet!
Wie kann das sein, so viele Menschen werden kränker entlassen, als sie das Krankenhaus betreten haben. Eine Zumutung. Viele ältere Menschen verkraften es Gesundheitstechnisch nicht so gut, wie ein 20 jähriger!


Da müsste es viel mehr Richtlinien zur Bekämpfung geben! Alle Krankenschwestern, Pfleger, Ärzte und Reinigubgskräfte sollten diese HygieneStandards einhalten.



Ich bin da einfach traurig und wütend zu gleich, wie man so grob fahrlässig handeln kann!


Wünsche einen guten Start in die neue Woche


Ebba
**********er_nw Mann
601 Beiträge
Leider sind ja die Hygienebeauftragten und die Pflegekräfte total überlastet und gute Hygienerichtlinien könnnen nur bei ausrechender Personaldecke geleistet werden aber die ist nicht vorhanden und das ist zum größten Teil unser Politok schuld.....
**********er_nw:
Leider sind ja die Hygienebeauftragten und die Pflegekräfte total überlastet und gute Hygienerichtlinien könnnen nur bei ausrechender Personaldecke geleistet werden aber die ist nicht vorhanden und das ist zum größten Teil unser Politok schuld.....


Solange man immer wieder zeigen muss, wie kontaminierte Handschuhe (ohne eigenen Hautkontakt mit der Handschuhaußenflache) auszuziehen sind und auch noch erklären warum, liegt es wohl nicht an der Politik sondern an den Kräften selbst. Besonders wenn dann als Reaktionen der Mitarbeiter kommt: Ach ja, hatte ich vergessen. *headcrash* Hauptursache für Infektionsausbreitungen ist nach wie vor eine mangelnde Handhygiene.
**********er_nw Mann
601 Beiträge
Das stimmt,aber auch mein Argument ist richtig folglich haben wir beide recht.
Also
meist ist es ja eh so, wie schon so mancher festgestellt hat, jedes Haus, jede Einrichtung hat Ihre eigenen Richtlinien dafür.
Ich muss sagen dass es oft schon daran hapert, dass noch nicht mal alle gescreent sind, bzw bevor das Ergebnis da ist, trotz alledem weiter, munter im Haus umeinander geschoben werden, egal ob Röntgen, EKG etc. Und wir als nicht pflegeinvolviertes Personal es oft erst mitkriegen wenn schon der nächste Patient im Raum ist. KLar desinfiziert man Hände usw und auch die Geräteoberflächen werden abgewischt, aber das ist einfach unzureichend finde ich.
Laxe Handhabung
Wenn ich mitunter mitbekomme wie lax das Thema vor allen Dingen in Altenheimen gehandelt wird...Schlimm ist das. Es wundert mich nicht, dass MRSA mittlerweile eher nur ein desinteressiertes Schulterzucken bei vielen Kolleginnen und Kollegen hervorruft.
*****cue Mann
487 Beiträge
Niederlande
Die Niederlande mit Deutschland zu vergleichen, funktioniert nicht. Dort wird anders abgerechnet als bei uns. Daher gibt es unvergleichlich mehr Personal als bei uns. Und gerade die mangelnde Personaldecke öffnet hygienischen Problemen Tür und Tor.
Laxe Handhabung
Naja...Ich bin mir nicht sicher, ob es nur an der Personaldecke liegt ? Wenn ich ab und an Kolleginnen und Kollegen sehe, die mit dem selben Paar Handschuhe von einem Patienten zum nächsten wechseln, bzw. erst garkeine Handschuhe anziehen bei der gesamten GP und dann auch noch nen riesen Bogen ums Sterilium machen...Nee, ich bin mir da echt nicht so ganz sicher, ob's nur am Geld und der Personaldecke liegt.
Wenn man bedenkt, dass eine Pflegekraft mitunter 150 wechselnde Patientenkontakte an einem Arbeitstag hat, die einer Händedesinfektion würdig sind und man hochrechnet, dass dies allein mindestens 75 Minuten der Arbeitszeit kostet (bei mindestens 30 Sekunden Einwirkzeit), wundert es doch nicht, dass es kaum durchgehalten wird. Und dann arbeitet man in chronisch unterbesetzten Schichten bei der Versorgung von mindestens 13 Patienten pro Pflegekraft (im Akutkrankenhaus) und rechnet noch nichtmal die Isolationspatienten ein, die ein entsprechendes Einkleiden erfordern. Diese sind dann meist noch diejenigen Patienten, die zudem häufiger Zuwendung bedürfen. MRSA ist schon fast das geringste Problem, schlimmer sind 3- und 4-MRGN, aber selbst von ärztlicher Seite wird darauf wenig Rücksicht genommen, um die Bettenzahl zu erfüllen. Sorgsame und hygienisch einwandfreie Pflege kann nur mit ausreichender Personalbesetzung erfüllt werden, das ist aber offensichtlich noch nicht im Versorgungssystem angekommen (obwohl es viel teurer ist, einen kontaminierten Patienten mit allen Komplikationen gesund zu pflegen). Also ich möchte derzeit in keinem Krankenhaus liegen.
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