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Erfolgreiche Hepatitis c Therapie und trotzdem risikopatien!

******lou Frau
3.210 Beiträge
Themenersteller 
Erfolgreiche Hepatitis c Therapie und trotzdem risikopatien!
Ich bin gerade am straucheln. Hep c Patienten gelten nach erfolgreicher Therapie als geheilt. Aber in der Praxis werden sie trotzdem als infektiös gehandelt.

Ich verstehe nicht warum. Könnt ihr mir weiterhelfen?
****ra Frau
2.705 Beiträge
Du hast eine Interferon-Therapie gemacht und bis dauerhaft unterhalb der Nachweisgrenze?
******lou Frau
3.210 Beiträge
Themenersteller 
Nicht ich. Die Mutter einer Kollegin. Und man will mir weiß machen, dass ich ohne besonderen Schutz Injektionen machen kann.

Und ja, die Therapie wurde gemacht, alles ist angeblich gut und sie ist nicht ansteckend.
****ra Frau
2.705 Beiträge
Hmmm, ich hatte 2002-4 eine Bekannte, die erfolgreich HepC mit Interferon therapiert wurde, also längerfristig < der Nachweisgrenze lag und der wurde damals gesagt, sie sei nicht mehr infektiös, arbeitete bei einem Frisör (ex-Junkie, hatte auch während ihrer "aktiven" Zeit dort gearbeitet hatte)
******lou Frau
3.210 Beiträge
Themenersteller 
Und genau so ist es in dem Fall auch. Aber mir sagen so viele Ärzte und Dozenten, dass ich im corona schutzausrützungsmodus arbeiten muss. Ich bin mir so unsicher, was ich der Kollegin sagen soll.
******lou Frau
3.210 Beiträge
Themenersteller 
Ich habe gerade etwas gefunden! Es können Virus RNA Reste überbleiben und die können andere infizieren.
*****owl Paar
778 Beiträge
Das liegt daran das Spuren von Virus-RNA, die mit den üblichen Messmethoden nicht nachweisbar sind, noch Jahre nach erreichtem SVR im Blut von Patienten auftauchen.

Dazu gab es mal eine interessante Studie.
Die Patienten oder (Ex) Patienten können möglicherweise dennoch andere mit dem Virus anstecken auch wenn sie grundsätzlich geheilt sind.

Deswegen sind heute ja auch die betroffenen von Blutspende ausgeschlossen.

LG (:
**11 Frau
2.800 Beiträge
Es gibt doch ein neues Medikament...nicht das Hormon Interferon....
Das Medikament ist sehr teuer und die Therapie dauert 3 Monate. Gibt es erst seit ein paar Jahren.
Weiss es nicht genau aber ich glaube diese Patienten sind 100%sauber.
****ZH Frau
155 Beiträge
Ja, es gibt schon paar Jahre Therapie mit DAAs, welche je nach preparat 8 oder 12 Wochen dauert. Und die heilungsrate liegt beinahe bei 100%. Allerdings habe Menschen nach jahrelanger chronischer Hepatitis C eine Zirrhose entwickelt, welche ein hohes Risiko hat, sich in einem bösartiger Tumor zu entwickeln. Deshalb müssen diese Leute, trotz geheilter HCV noch regelmässig untersucht werden.
Relapse nach erfolgreicher DAA Therapie kommen vor, sind aber sehr selten. Einmal geheilt bedeutet allerdings nicht, dass man sich nicht wieder anstecken kann.
****E3 Mann
109 Beiträge
Ich war mal bei einer Vorlesung von Dr. Gero Moog ( Praxis in Kassel). Der hat sich in Studien beteiligt, und sich auch mit der Pharma angelegt, da es sehr günstige und bessere Therapien gibt, die aber blockiert werden.
Wer tiefergehende Fragen hat kann ihn anschreiben. Googlen-finden-schreiben.
Lg
Greg
**********eiber Mann
206 Beiträge
So, dann auch mal von mir was zum Thema.

Fakt ist, daß es nicht DAS Hepatitis-Virus gibt. Auch hier gibt es verschiedenen Geno-Typen, die der behandelnde FACHarzt abklärt, bevor mit einer angepaßten, adäquaten Therapie begonnen wird.
Zur Therapie gehören die üblichen Verdächtigen: Interferon, (humanisierte) monoklonale Antikörper, Polymeraseinhibitoren, Entry-Inhibitoren, Rezeptorantagonisten, Nukleosidanaloga.. Vielen davon befinden sich in Europa noch in der "Pipeline", die in den USA bereits mehr oder weniger erfolgreich eingesetzt werden.
Wie bei allen Viren bilden sich natürlich auch hier Resistenzmechanismen direkt der Wirtszelle bzw während des Replikationszyklus aus.

Fakt ist auch, daß wir noch nicht genau wissen, an welcheM bzw welcheN Rezeptore(n) diese Viren andocken.
Sehr wahrscheinlich ist die große Familie der Lipoprotein-Rezeptoren involviert.

Zum Nachweis: Standardmäßig wird bei begründetem Verdacht ein Nachweis auf virusspezifische Antikörper gemacht. Ist dieser negativ, gilt die Person als negativ.
Ist dieser positiv wird die PCR (Polymerasekettenreaktion) zum direkten Nachweis virösen Erbmaterials verwendet.

Tatsächlich gilt ein Patient, der medikamentös therapiert wurde und der nach einer gewissen Zeitspanne (ja nach Definition) keine nachweisbaren virösen Fragmente mehr aufweist als geheilt. Aber nicht zwingend als nicht mehr infektiös!

Aber ACHTUNG. Man muß hier differenzieren.
Tatsächlich gibt es bei meßbaren Werten (nicht nur in der Medizin) nie einen absoluten Nullwert. Nur eine nicht mehr nachweisbare (also meßbare) Menge.
Das bedeutet: Wenn ein Patient keine nachweisbare Viruslast mehr hat, heißt das nur, daß unsere Meßgeräte zum aktuellen Stand nicht genauer messen können - der Patient kann durchaus noch eine unter dieser Grenze liegende Menge "tragen".


Zudem wissen wir immer noch nicht, ob und wie genau das Virus mit seiner Wirtszelle in einen lysogenen Zyklus (das Virus ruht bzw vermehrt sich, zerstört dabei die Wirtszelle nicht) übergeht.

Neber der aktuellen Richtlinien der verschiedensten Fachgesellschaften gilt für den Alltag.
Keine Panik vor diesen Patienten! Bei Alltagsberührungen ist der Patient (analog zu HIV) NICHT ansteckend.
Trotzdem Achtung bei Kontakt mit Blut und Schleimhäuten!
(Siehe Richtlinien der Transfusionsmedizin)

Für nähere Informationen hier nachfragen oder entsprechende FACHliteratur bemühen.

--------------------------------------------
Um den Juristen genüge zu tun:
Disclaimer/Obacht: Dies ist kein offizieller Therapievorschlag. Ersetzt auch keine persönliche ärztliche Konsultation. (Fachliche) Fehler sind nicht ausgeschlossen.
Bei begründetem Verdacht auf die Krankheit oder konkreten Therapiefragen muß ein Arzt persönlich, vor Ort kontaktiert werden.
--------------------------------------------

In diesem Sinne wünsche ich euch allen ein schönes Pfingstwochenende!

Just my 2 cents..

Da oide Doc
******lou Frau
3.210 Beiträge
Themenersteller 
****rna Frau
6.195 Beiträge
Gruppen-Mod 
Das Medikament ist sehr teuer und die Therapie dauert 3 Monate. Gibt es erst seit ein paar Jahren.

Ledipasvir/Sofosbuvir vulgo Harvoni®
in besonderen Fällen zusammen mit Ribavirin
****386 Mann
23 Beiträge
Die frühere Therapie mit Interferon, oftmals in Kombination mit den damaligen Virustatika, hat eine Heilungsrate von bis zu 50% gebracht. Relapse, also neuerliches aufflackern ohne neuerliche Infektion, waren recht häufig. Die Therapie war sehr nebenwirkungsreich - man muss sich das so vorstellen, wie ein Jahr lang einen schweren grippalen Infekt zu haben.
Die aktuelle Therapie mit DAA (direkt antiviral wirksamen Substanzen) wirkt zuverlässig, ist nahezu nebenwirkungsfrei und hat eine Erfolgsrate von knapp 100%. die Kosten sind hoch, anfangs ca. € 100.000 pro Patient, mittlerweile etwa noch 1/10 davon. Als Arzt sind mir die Kosten einer Therapie, die zuverlässig heilt und nahezu keine Nebenwirkungen hat, ehrlich gesagt vollkommen egal. Es ist Sache der Politik, die Preise zu verhandeln, nicht Sache der Mediziner. Und dass die Pharmafirmen Geld verdienen wollen, ist nichts Neues.
Soweit es keine vermehrungsfähigen Viren mehr gibt, ist die Infektion geheilt. Der heutige Virennachweis mit PCR ist extrem empfindlich und man kann davon ausgehen, wenn das Ergebnis negativ ist, ist tatsächlich Heilung eingetreten.
Bei Patienten mit Leberfibrose kann sich die Leber wieder weitestgehend erholen, auch komplette Remissionen sind möglich. Soweit bereits Leberzirrhose eingetreten ist, ist eine Heilung nicht mehr möglich, die Zirrhose schreitet aber nicht mehr, oder viel langsamer fort.
Leider gibt es sehr viele Fehlinformationen, gerade was die Hygiene betrifft. Besondere Maßnahmen sind bei Hepatitis C Patienten von Hause aus nicht erforderlich, da im medizinischen Bereich sowie auch in anderen Bereichen, wo eine Übertragung stattfinden kann, stets so gearbeitet werden muss, dass das Risiko einer Übertragung minimiert wird. Man darf nicht vergessen, dass viele der Hepatitis C Infizierten das gar nicht wissen, da die Erkrankung auch komplett symptomlos oder zumindest über viele Jahre symptomlos verlaufen kann. Besondere Schutzmaßnahmen im Einzelfall sind daher nicht effektiv.
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