„Mir nicht schlüssig. Ist das eine übliche Vorgehensweise??
Bei einer Harnleiterläsion würden die konzentrierten Stoffe mit dem Urin in die Wunde gelangen und mot dem Wundsekret austreten. Sie werden aber durch das Wundekret/Serum etc ja wieder verdünnt. Ich kann also bei urintypischen Werten von einer Verletzung ausgehen.
Zum Ausschluss allerdings taugt das nix.
Dein Gedankengang ist nur fast richtig.
Außerdem hast du dir deine Frage schon selbst beantwortet. Die im Urin vorhandenen Stoffe würden durch Wundsekret verdünnt werden. Aber eben nur verdünnt im Vergleich zum Harn, nicht aber so verdünnt, wie die Konzentration im Serum. Der Urin wird ja durch die Peristaltik das Harnleiters mit Druck in den Bereich „gepumpt“.
Wenn solch eine extreme Verdünnung stattfinden würde, hätte der Patient ein ganz anderes Problem als seine Harnleiterverletzung.
Üblicherweise sezernieren Wunden nur relativ wenig und im laufender Wundheilung wird die Menge stetig weniger.
Wenn also die Wunde über einen längeren Zeitraum oder massiv sezerniert, dann muss man sich fragen warum.
Wenn eine Wunde in der Bauchdecke lange und sehr viel sezerniert, was bei sehr adipösen Bauchdecken durchaus vorkommen kann, dann schaut man natürlich nicht nach harnpflichtigen Substanzen. Diese können aufgrund der Anatomie und der Art wie die Bauchdecke vernäht wird dort (normalerweise) nicht hin gelangen.
Generell muss man sich natürlich immer fragen, ist eine Verletzung des Harnleiters bei der OP überhaupt möglich oder wahrscheinlich gewesen.
Jetzt zwei klassische Beispiele
Pat. hat eine LSK oder eine Laparotomie erhalten, es wurde im Bereich des Harnleiters operiert und postoperativ bildet sich immer wieder freie Flüssigkeit im Abdomen. Dann kann man tatsächlich mal schauen, ob vermehrt harnpflichtige Substanzen in der Flüssigkeit sind. Wenn es nicht eindeutig ist, und trotzdem der begründete Verdacht besteht, kann man einen Farbstoff i.v. Spritzen, der nur über die Niere ausgeschieden wird. Ist der Farbstoff im Bauchraum zu sehen, hast du den Beweis für eine Läsion von Harnleiter oder Harnblase.
Variante zwei.
Da der Harnleiter extraperitoneal liegt, kann es postoperativ zu Zysten oder besser ausgedrückt, zu extraperitonelen Flüssigkeitsansammlungen im Bereich des OP Gebietes kommen. Sind sie groß oder machen sie Beschwerden, werden sie entweder punktiert, oder es muss eine Revision erfolgen. Wenn eine Harnleiterverletzung Ursache für die Flüssigkeitsansammlung ist, sind dort eindeutige erhöhte harnpflichtige Substanzen in sehr hohen Mengen nachweisbar. Der Urin wird ja mit Druck dort hin transportiert.
Um wieder zu deiner Frage zurück zu kommen, es ist keine Routine. Aber wenn man den Verdacht auf eine Läsion des Harnleiters, oder auch der Blase hat, ist es eine kostengünstige und elegante Lösung. Führt die nicht zum gewünschten Ergebnis und hat man weiter den begründeten Verdacht, kann man das wie beschrieben mit dem Farbstoff machen.
Ansonsten kann man ja auch andere Stoffe in der Flüssigkeit bestimmen um weitere Verdachtsdiagnosen auszuschließen oder zu bestätigen.
Dabei natürlich immer daran denken, häufiges ist häufig und seltenes ist selten.
Wenn man in Deutschland hufgetrappel hört nicht gleich an Zebras denken. 😉
So, dass war nun sehr viel Text, ich hoffe mit wenig Rechtschreibfehlern und ausreichend verständlich. 🙈
Wenn etwas nicht klar ist, einfach fragen, kostet ja nix.
Liebe Grüße
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