Die Schwester aus der Notaufnahme hat mir dann erklärt, dass es auf der Onkologie keine Betten gäbe und man einer "Normalen" Station keinen Sterbenden zumuten kann
oh man... das ist wieder mal harter tobak.
dieser "sterbetourismus" ist ein sehr großes problem in den KH´s/ Pflegeheimen. Keiner fühlt sich zuständig und Viele sind einfach total überfordert mit solchen Situationen- besonders wenn es Sachen wie ne GI- Blutung sind und es plötzlich kommt.
Eine "normale" Station ist in sofern nicht geeigent, weil sie
a) wirklich selten Kapazitäten haben um ein "würdevolles Sterben" zu ermöglichen. Gerade am WE ist die personelle Situation sehr eng und eine Exe krebst mit ner KPH und nem Schüler auf ner 40- Betten Station rum und hat wirklich keine Zeit sich dem Sterbenden anzunehmen. Nachts ist es natürlich noch viel enger.
b) Einfach Niemand die unangenehmen Sachen post mortem erledigen möchte. Auch wenn Pflegepersonal noch so lange im geschäft sind, ein Toter ist und bleibt ein Toter und die trauernden Angehörigen kommen, ob man will oder nicht.
Ich würde es als Schwester der Peripherie auch nicht einsehen, wieso die Leute zum abnippeln alle zu mir geschickt werden. Die Inneren Stationen sind idR eh die "Kuschelstationen" mit sehr hohem Pflegeaufwand und psychischer Belastung der Pflegekräfte.
Gerade die Inneren Stationen sind oft überbelegt. Soll man nachts noch einfangen mit Privaten zu verhandeln wieso er das Einzelzimmer räumen muss? Soll man beginnen aus 3- Bett- Zimmern 4- Bett- Zimemr zu machen?
Soll der Sterbende auf dem Flur stehen oder ins Stationsbad geschoben werden?
Somal die Zeit eh nicht da ist um sich ans Bett zu setzen und die Hand zu halten.
Genauso verstehe ich die Intensivstationen.
Die haben zwar genug Personal, aber der Aufwand einen Sterbenden aufzunehmen ist sehr hoch. Das ganze Prodcedere mit Aufnahme durch den Arzt, Monitoring, Infusionen, Aufnahme usw rentieren sich oftmals wirklich nicht- das ist diese "unter 12 Stunden- Klausel".
Alle stöhnen das die Arbeit immer mehr wird und das Geld gleich bleibt, aber Maximalmedizin bei Präfinalen muss noch sein? Mit welchem Zweck? Den Todeszeitpunkt 3 Stunden nach hinten zu verschieben?
Zudem sind die Intensivstationen dazu angehalten ihre paar Betten nicht mit "Sowas" zu belegen, da man dem Sterben dort eh nicht mehr helfen kann, denn wenn die Beine schon mamorieren, kann auch der beste Monitor und die teuerste Infusion nicht mehr viel bewirken und des weiteren müssen Notaufnahmen auch immer damit rechnen, dass ein "echter" Notfall auftritt und/ oder viele Betten auf einmal benötigt werden (Verkehrsunfall z.B).
Unsere Intensivstationen haben einen "Raum der Stille" in den Sterbende verlegt werden. Der Raum ist in einem sanften Farbton, es gibt einen CD- Player, nette Bilder an der Wand und eine Sitzecke für die Angehörigen.
Natürlich kommt auch der geistige Beistand wenn gewünscht, nur kann der sich auch nicht immer zerteilen.
Egal wie man es dreht und wendet, das Problem mit den Sterbenden ist nicht erst seit gestern vorhanden und es wird auch noch lange bestehen, außer es gäbe wirklich Stationen die nur für sowas ausgelegt sind, mit genügend Personal, Platz und Zeit. Aber welche Pflegekraft möchte auf einer "Sterbe- Durchgangs- Station" arbeiten? Das hält doch kein Mensch lange durch.
Ob Sterbende nun auf eine Palliativstation sollen oder nicht kann ich nicht sagen, da ich weder Räumlichkeiten noch Personalschlüssel kenne.
Ich finde aber, dass der Sterbetourismus dringend aufhören muss. Man darf keine Sterbenden hin& her schieben. Das ist sowas von würdelos.
Allerdings fehlen oft die Mittel um dieses Verfahren zu ändern.
Es sollten die Stationen aufnehmen, die zu diesem Zeitpunkt noch die Möglichkeit haben.
Definition Palliativstation:
Ihr Ziel ist es, Menschen mit einer fortgeschrittenen unheilbaren Krankheit (wie beispielsweise Krebs, AIDS oder ALS) eine Linderung der Symptome zu gewähren, so dass sie den Rest ihrer Lebenszeit mit einer möglichst guten Lebensqualität verbringen können, und - sollte das nicht mehr möglich sein - einen angemessenen Raum zum Sterben zur Verfügung zu stellen.
Man soll den Patienten auf seinem Weg begleiten und ihn die restliche Zeit erleichtern. Palliativ heißt nicht = Last- Minute- Verrecken. Aber es steht ja auch nirgendwo geschrieben wie lange der Prozeß dauern darf/muss um palliativ werden zu dürfen.
Dennoch scheint mir, dass es dort vielleicht wirklich mehr Raum, Personal und Zeit gibt als auf einer normalen Station?
Aber der Job dort ist schon hart genug und es wäre ungerecht, wenn man jeden Präfinalen dort hin schieben würde. Das ist dann auch nicht mehr der Sinn der Sache.
Ob nun ITS, Peripherie oder Palliativstation, der Sterbende muss dahin wo die Situation noch eingermaße ein würdevolles Sterben zulässt, da sollten die Betroffenen hin und dann auch da bleiben und nicht sobald die Frühschicht kommt auf Grund eines an den Haaren herangezogenen medizinischem Hintergrundes in die nächste Fachabteilung verlegt werden und wieder zurück.
Ja, ein sehr schweres Thema über das sich bei uns das Ethikkomitee oft den Kopf zerbricht und Besserung verspricht...
Der Tod gehört nunmal zum Leben dazu und man muss lernen damit umzugehen.
Es darf aber nicht so sein, dass immer nur eine Station die Arschkarte zieht und zur Sterbekammer verkommt.
Ich selber bin da auch sehr ratlos, komme aber auf Grund meiner Stelle im OP nicht mehr mit sowas in Berührung.
lg, nys.