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Palliativstation = Sterbestation?

******ght Frau
2.160 Beiträge
Themenersteller 
Palliativstation = Sterbestation?
Ich hab mit der Suchfunktion darüber nichts gefunden, falls doch, dann bitte einfach verschieben!

Also, mich beschäftigt aus aktuellem Anlass grad die Frage, ob die Palliativstation immer noch als Sterbestation angesehen wird. Ich meine damit nicht von Patienten oder Angehörigen sondern von fachlichem Personal (Ärzte, Pflegepersonal).
Ich hatte am Wochenende Dienst (arbeite auf der Palliativstation) und es kam ein Anruf aus der Notaufnahme sie hätten einen Patienten der was für die Palliativ wäre, auf die Frage warum und was er denn hätte kam die Antwort: "na er liegt im Sterben!". Ich hab der Schwester dann erklärt, dass es für uns aus mehreren Gründen nicht geht den Patienten aufzunehmen, da wir ohne Palliativmediziner (den wir am Wochenende nicht haben) keine Aufnahmen aufnehmen und zum anderen weil wir kein Geld für Patienten bekommen, die unter 12 Stunden Aufenthalt versterben (letzteres ist markaber, ich weiss).
Die Schwester aus der Notaufnahme hat mir dann erklärt, dass es auf der Onkologie keine Betten gäbe und man einer "Normalen" Station keinen Sterbenden zumuten kann.

Ca. eine Woche davor hab ich mitten in der Nacht einen Anruf bekommen von einem Arzt einer Allgemeinstation, sie hätten einen Patienten, der grad am verbluten ist, den würden sie gerne zu uns bringen zum sterben. Als ich nachfragte meinte er, es wäre eine akute GI Blutung und der Patient würde eh in den nächsten Stunden versterben und mache ja somit keinen großen pflegerischen Aufwand. Auch ihm habe ich erklärt, dass wir keine Sterbestation sind, wo man die schnappenden Patienten hinbringt, damit sie ja würdevoll bei uns sterben könnten (denn allein den Transport überleben zu müssen finde ich schon unwürdevoll) und das wir ohne Palliativmediziner nicht aufnehmen. Darauf folgten Überredungsversuche der feinsten Art.
Auch er begründete seine Motivation für die Aufnahme, da er kein Einzelzimmer auf Station habe, konnte allerdings auch nicht erklären, warum man nicht einfach das Zimmer räumt (Patienten können es durchaus verstehen wenn sie eine Nacht im 4 Bett Zimmer verbringen müssen). Kurz danach kam der Anruf vom Chefarzt der Abteilung und wieder Überredungsversuche, den verblutenden Patienten aufzunehmen, denn alle Einzelzimmer im gesamten Krankenhaus seien ja belegt mit Iso-Patienten und somit wären wir die einzige Möglichkeit ein würdevolles sterben zu ermöglichen.


Nach diesen zwei Beispielen (sicher zwei von vielen, aber dennoch die, die mich am meisten geärgert haben), frage ich mich wirklich, wie sehen die fachlichen Kreise die Palliativstation? Ist es wirklich immer noch die Sterbestation?
Woran liegts? Fehlende Aufklärung? Ignoranz so mancher Einzelpersonen?
*****ree Frau
13.377 Beiträge
Die Schwester aus der Notaufnahme hat mir dann erklärt, dass es auf der Onkologie keine Betten gäbe und man einer "Normalen" Station keinen Sterbenden zumuten kann

oh man... das ist wieder mal harter tobak.

dieser "sterbetourismus" ist ein sehr großes problem in den KH´s/ Pflegeheimen. Keiner fühlt sich zuständig und Viele sind einfach total überfordert mit solchen Situationen- besonders wenn es Sachen wie ne GI- Blutung sind und es plötzlich kommt.

Eine "normale" Station ist in sofern nicht geeigent, weil sie

a) wirklich selten Kapazitäten haben um ein "würdevolles Sterben" zu ermöglichen. Gerade am WE ist die personelle Situation sehr eng und eine Exe krebst mit ner KPH und nem Schüler auf ner 40- Betten Station rum und hat wirklich keine Zeit sich dem Sterbenden anzunehmen. Nachts ist es natürlich noch viel enger.

b) Einfach Niemand die unangenehmen Sachen post mortem erledigen möchte. Auch wenn Pflegepersonal noch so lange im geschäft sind, ein Toter ist und bleibt ein Toter und die trauernden Angehörigen kommen, ob man will oder nicht.

Ich würde es als Schwester der Peripherie auch nicht einsehen, wieso die Leute zum abnippeln alle zu mir geschickt werden. Die Inneren Stationen sind idR eh die "Kuschelstationen" mit sehr hohem Pflegeaufwand und psychischer Belastung der Pflegekräfte.

Gerade die Inneren Stationen sind oft überbelegt. Soll man nachts noch einfangen mit Privaten zu verhandeln wieso er das Einzelzimmer räumen muss? Soll man beginnen aus 3- Bett- Zimmern 4- Bett- Zimemr zu machen?
Soll der Sterbende auf dem Flur stehen oder ins Stationsbad geschoben werden?

Somal die Zeit eh nicht da ist um sich ans Bett zu setzen und die Hand zu halten.


Genauso verstehe ich die Intensivstationen.

Die haben zwar genug Personal, aber der Aufwand einen Sterbenden aufzunehmen ist sehr hoch. Das ganze Prodcedere mit Aufnahme durch den Arzt, Monitoring, Infusionen, Aufnahme usw rentieren sich oftmals wirklich nicht- das ist diese "unter 12 Stunden- Klausel".

Alle stöhnen das die Arbeit immer mehr wird und das Geld gleich bleibt, aber Maximalmedizin bei Präfinalen muss noch sein? Mit welchem Zweck? Den Todeszeitpunkt 3 Stunden nach hinten zu verschieben?

Zudem sind die Intensivstationen dazu angehalten ihre paar Betten nicht mit "Sowas" zu belegen, da man dem Sterben dort eh nicht mehr helfen kann, denn wenn die Beine schon mamorieren, kann auch der beste Monitor und die teuerste Infusion nicht mehr viel bewirken und des weiteren müssen Notaufnahmen auch immer damit rechnen, dass ein "echter" Notfall auftritt und/ oder viele Betten auf einmal benötigt werden (Verkehrsunfall z.B).

Unsere Intensivstationen haben einen "Raum der Stille" in den Sterbende verlegt werden. Der Raum ist in einem sanften Farbton, es gibt einen CD- Player, nette Bilder an der Wand und eine Sitzecke für die Angehörigen.

Natürlich kommt auch der geistige Beistand wenn gewünscht, nur kann der sich auch nicht immer zerteilen.

Egal wie man es dreht und wendet, das Problem mit den Sterbenden ist nicht erst seit gestern vorhanden und es wird auch noch lange bestehen, außer es gäbe wirklich Stationen die nur für sowas ausgelegt sind, mit genügend Personal, Platz und Zeit. Aber welche Pflegekraft möchte auf einer "Sterbe- Durchgangs- Station" arbeiten? Das hält doch kein Mensch lange durch.

Ob Sterbende nun auf eine Palliativstation sollen oder nicht kann ich nicht sagen, da ich weder Räumlichkeiten noch Personalschlüssel kenne.

Ich finde aber, dass der Sterbetourismus dringend aufhören muss. Man darf keine Sterbenden hin& her schieben. Das ist sowas von würdelos.

Allerdings fehlen oft die Mittel um dieses Verfahren zu ändern.

Es sollten die Stationen aufnehmen, die zu diesem Zeitpunkt noch die Möglichkeit haben.

Definition Palliativstation:

Ihr Ziel ist es, Menschen mit einer fortgeschrittenen unheilbaren Krankheit (wie beispielsweise Krebs, AIDS oder ALS) eine Linderung der Symptome zu gewähren, so dass sie den Rest ihrer Lebenszeit mit einer möglichst guten Lebensqualität verbringen können, und - sollte das nicht mehr möglich sein - einen angemessenen Raum zum Sterben zur Verfügung zu stellen.

Man soll den Patienten auf seinem Weg begleiten und ihn die restliche Zeit erleichtern. Palliativ heißt nicht = Last- Minute- Verrecken. Aber es steht ja auch nirgendwo geschrieben wie lange der Prozeß dauern darf/muss um palliativ werden zu dürfen.

Dennoch scheint mir, dass es dort vielleicht wirklich mehr Raum, Personal und Zeit gibt als auf einer normalen Station?

Aber der Job dort ist schon hart genug und es wäre ungerecht, wenn man jeden Präfinalen dort hin schieben würde. Das ist dann auch nicht mehr der Sinn der Sache.


Ob nun ITS, Peripherie oder Palliativstation, der Sterbende muss dahin wo die Situation noch eingermaße ein würdevolles Sterben zulässt, da sollten die Betroffenen hin und dann auch da bleiben und nicht sobald die Frühschicht kommt auf Grund eines an den Haaren herangezogenen medizinischem Hintergrundes in die nächste Fachabteilung verlegt werden und wieder zurück.

Ja, ein sehr schweres Thema über das sich bei uns das Ethikkomitee oft den Kopf zerbricht und Besserung verspricht...

Der Tod gehört nunmal zum Leben dazu und man muss lernen damit umzugehen.

Es darf aber nicht so sein, dass immer nur eine Station die Arschkarte zieht und zur Sterbekammer verkommt.

Ich selber bin da auch sehr ratlos, komme aber auf Grund meiner Stelle im OP nicht mehr mit sowas in Berührung.

lg, nys.
****aza Mann
3.096 Beiträge
Das Thema ist goldrichtig hier ;-)
Ich denke mal, daß die Palliativmedizin hier in Deutschland erstaunlicherweise immer noch in den Kinderschuhen steckt und vielerorts tatsächlich mit Sterbemedizin gleichgesetzt wird. Auf die Palliativstation geht's zum Sterben, weil die da genug Einzelzimmer und nen Aussegnungsraum haben.
Was tatsächlich dahintersteckt ist vielen sicher nicht ganz klar. Palliativmedizin war auch bisher nichts, was Ärzten beigebracht wurde! Das ändert sich gerade zaghaft. Ich selbst habe es lange Zeit auch so gesehen: Wer stirbt oder der Normalstation nicht zuzumuten ist, geht auf die Spezialstation - palliativ. Außerdem sieht man als Arzt oder Pflegepersonal seine Aufgabe eher darin, Leben zu retten und zu erhalten. Für das "Sterben lassen" muß also irgend jemand anderes zuständig sein. Erst, als ich eng mit einer Palliativstation zusammengearbeitet habe bzw. auch teilweise auf der Station tätig war, habe ich gemerkt, was dahintersteckt und welche Patienten da sinnvoll hingehen sollten.

Andererseits habe ich auch oft Hemmungen gehabt, einen Patienten der Palliativ oder einem Hospitz zu empfehlen, weil ich mir dachte... vielleicht lebt er ja tatsächlich noch länger als 3 Monate - wer kann das schon so genau sagen?

Ich denke mal, Du solltest das mit Eurem leitenden Arzt besprechen. Eine Möglichkeit künftige Mißverständnisse (denn das ist's ja letztlich) zu vermeiden, wäre ein kurzes Rundschreiben an die Kollegen des Hauses, was die Palliativstation ist und welche Patienten geeignet sind. Noch besser natürlich z.B. im Rahmen einer in vielen Kliniken üblichen Morgenfortbildung ein (verpflichtender?) kurzer Vortrag über die Station, die Möglichkeiten und Grenzen. Oder eine Führung für die Kollegen des Hauses, damit sie sich selber ein Bild machen können.

Aus meiner jetzigen Erfahrung kann ich sagen, daß viele Patienten zunächst ablehnend sind, weil sie denken, zum Sterben abgeschoben zu werden. Erst wenn ich's in Ruhe erkläre, Ihnen schmackhaft mache und Ihnen zusichere, daß sie jederzeit wieder nach Hause zurück können, lassen sie sich drauf ein - und sind dankbar, wenn sie erstmal dort sind.
Mein onkologischer Oberarzt sagte mir mal: Er liebt sein Fach, weil er den Menschen da am meisten helfen kann. Er kann sie nicht heilen, sie werden sterben. Aber das ist ihnen klar. Und wenn man so jemandem das Leiden auch nur lindert, ihm ein wenig Ausgeglichenheit verschafft und Zeit für ihn hat, dann ist er dankbarer und das Verhältnis vertrauensvoller als bei jedem Schnupfen, Rheuma oder Knochenbruch...
******ght Frau
2.160 Beiträge
Themenersteller 
@**S, kurz zur Personalsituation (zumindest da wo ich arbeite). Wir haben 10 Betten, in der Regel (so sollte es sein, ist es aber oftmals nicht) sind wir zu 3. im Frühdienst, zu zweit im Spätdienst und zu zweit in der Nacht (dies liegt daran, dass wir nicht im Haupthaus sind sondern in einem Altbau etwas abgelegen und somit Nachts niemanden holen könnten vom Haupthaus zum helfen).
Ich hab vorher auf ner 42 Betten Vollblutchirurgie-Onko gearbeitet, wos eigentlich immer stressig war, somit kann ich also den Vergleich ziehen und sagen, im Endeffekt isses net so stressig auf Palliativ, aber körperlich/psychisch anstrengender. Somit gleicht sich des in Etwa aus.

Last-Minute sterben, schöner Begriff....
Ich will auch niemanden nen schwarzen Peter zuschieben! Also so wars net gemeint. Keine Frage, ich kenn die Zeiten auch noch, wo Sterbende schnell noch ins Bad geschoben wurden (hauptsache nicht sichtbar, denn was man nicht sieht, das passiert auch nicht) und vor allem versteh ichs aber auch, dass nicht Jeder mit Sterben und Tod umgehen kann. Gestorben wird im Krankenhaus immer, des weiss ich auch, meistens nicht so wie mans gerne hätte (aus welchen Gründen auch immer, Personalmangel is natürlich der oberste und Platzmangel der nächste Kritikpunkt, den ich allerdings nicht machen will, denn genau da wären wir beim schwarzen Peter). Mir gehts darum, dass es mich interessiert wie die Palliativ unter Kollegen und Ärzten angesehen wird, was fehlt, was helfen würde zum aufklären (an dieser Stelle danke Bohemier).
Dennoch muss ich auch ganz ehrlich sagen, ich hab 3,5 Jahre auf dieser Chirurgie verbracht und gut 80% aller Sterbenden sind in meinen Diensten gestorben, auf unterschiedlichste Arten und Weisen, nicht immer hatte ich perfekte Situationen und manchmal musste ich auch Kompromisse schliessen. Aber auf den Gedanken jemanden mit einer akuten GI Blutung zu verlegen, der wahrscheinlich den Transport gar nicht übersteht, wäre mir niemals in den Sinn gekommen. Ich hab auch Nachts um 3 schon Zimmer geräumt und bislang immer Verständnis dafür bekommen und ja, ICH würde ein 4 Bett Zimmer aufmachen, wenn es eine kurze absehbare Zeit ist (was bei einer akuten GI Blutung z.B. der Fall ist).
Aber wie gsagt, um des gehts eigentlich net, was man machen würde wenn. Die Umstände sind bescheiden, daran wird sich so schnell nichts ändern.


@*****ier: danke erstmal, dann bin ich ja froh wenner hier richtig is *g*
Mit unserem leitenden Oberarzt haben wir mindestens einmal am Tag eine Diskussion drüber. Er hat bei uns des Rotationsprinzip eingeführt wo sozusagen Ärzte von drüben aus dem Haupthaus für 1 Jahr zu uns auf Station kommen. Hat halt auch alles Vor- und Nachteile. Nachteil für uns is definitiv: Wir haben keinen Palliativmediziner greifbar, denn unser OA ist nur zu einem Bruchteil bei uns und müssen uns sozusagen auf den Arzt von drüben verlassen, dass er zumindest soweit zugänglich ist und unsere Vorschläge im bestenfall umsetzt.
Aber des is personelle Situation, des muss ma hinnehmen. Andererseits find ich ist es schonmal ein guter Anfang das man sich Ärzte auf die Station holt, ihnen zeigt und erklärt, sie an die Materie heranführt. Das es mittlerweile sogar ein Teil im Studium ist, des hab ich auch schon mehrfach gehört (was ich natürlich sehr sinnvoll und gut finde).
Danke auch für deine Ideen, die find ich sehr gut und mal gucken was davon in welchem Rahmen umsetzbar ist!
*****ree Frau
13.377 Beiträge
Ich hab auch Nachts um 3 schon Zimmer geräumt und bislang immer Verständnis dafür bekommen und ja, ICH würde ein 4 Bett Zimmer aufmachen, wenn es eine kurze absehbare Zeit ist (was bei einer akuten GI Blutung z.B. der Fall ist).

wenn du zeit und platz dafür hattest ist das löblich....

aber die realität.... auch, du weißt was ich meine....
******ght Frau
2.160 Beiträge
Themenersteller 
Nys.....lass uns etz hier net drüber diskutieren wie und was, dafür hab ich den Thread net aufgemacht *zwinker*
Meine Meinung ist und bleibt, dass es immer irgendwie geht.
Hallo *zwinker*

also ohne klug reden zu wollen, ist der Name Palliativstation ja schon angelehnt an den Begriff Sterben. Es is ja nunmal das Gegenteil von Kurativmedizin. Sprich die Patienten sind nicht mehr kurativ zu behandeln, werden also mit großer Sicherheit an dieser Erkrankung sterben. In welchem Zeitintervall das der fall ist, ist natürlich fallabhängig.
Fraglich ist auch ob es sinnvoll u menschenwürdig ist einen Patienten in der akuten Sterbephase auf eine Palliativstation zu verlegen? Wohl eher nicht, da gebe ich euch recht. Und das in diesem Fachbereich noch einiges nachzuholen ist das stimmt ja auch. Ich hab das fach gerade im Studium u muss sagen, dass es mittlerweile an den meisten Universitäten ein wichtiger Bestandteil des Studiums geworden ist.
Viele setzen sich aber weniger gern u ernsthaft mit diesem Thema auseinander, was ev auch das ein oder andere Verhalten im Klinikalltag erklärt.
Leider ist es tatsächlich noch in vielen Köpfen von Kollegen, das eine Palliativstation oder das Hospiz nur ein Platz zum sterben ist.

Ich selbst ( Sie von Magic_Mystery) arbeite in einem stationären Hospiz. Gerade in den letzten Monaten hatten wir häufig Gäste bei uns, die nur ein bis drei Tage bei uns waren und dann verstarben. Die Kliniken wissen noch zu wenig über Palliativstationen bzw. Hospize. Sie haben teilweise Angst mit dem Betroffenen darüber zu reden und ihn eine solche Einrichtung frühzeitig ans Herz zu legen. Schließlich wird dort ja gestorben....Auch gibt es noch immer viele Schwestern, Pfleger, Ärzte die sich unter einer Palliativstation/einem Hospiz nichts vorstellen können. Es wäre wichtig, in regelmäßigen Abständen soetwas wie einen Tag der offenen Tür zu veranstalten. Pflegepersonal und Ärzten sollte die Möglichkeit gegeben werden, sich ein eigenes Bild zu machen. Desweiteren sind regelmäßige Besuche in Kliniken und Arztpraxen wohl zu empfehlen, einfach um das Verständnis für solche Stationen zu erhalten.

Patienten noch einen Transport zuzumuten, die bereits im sterben liegen ist unzumutbar und menschenunwürdig!! Auch wir hatten schon den Fall, das Patienten während dem Transport verstarben!

Es ist schwer, wenn die Patienten/Gäste erst so spät kommen. Dennoch sind unsere Gäste bisher alle zufrieden eingeschlafen. Sie konnten loslassen und fühlten sich sicher. Sie spürten, das ihre Menschenwürde bis zum Schluß erhalten blieb, man ihnen Ängste und vor allem die Schmerzen, so gut es ging, nahm. Auch die Angehörigen waren in jedem einzelnen Fall dankbar für die Einrichtung und für die liebevolle, menschliche Pflege.

Wir hatten allerdings auch schon Gäste die länger als einen Monat bei uns waren. Sie kamen in einer Zeit, in der sie noch Herr ihrer Sinne waren, mit uns gemeinsam die Mahlzeiten einnahmen, mit uns lachten, spielten, sangen...

Gruß, Bea
*****ree Frau
13.377 Beiträge
Bleibt aber die Frage was zu tun ist, wenn es hart auf hart kommt.

Immer wieder gesehen, dass Altenheime ihre Sterbenden noch schnell mit dem RTW abliefern lassen und diese dann in der NA ankommen und schnell entschieden werden muss, wohin mit denen.

Und wenn dann erst stundenlanges telefonieren, diskutieren und pokern losgeht, ob die sterbende Oma nun was für die Internisten ist oder vielleicht doch eher für den Neurologen, dann steht Oma mit der Liege in der NA und da kann keiner Händchen halten und sie begleiten.

Zurück ins Heim wird sie dann auch Keiner mehr fahren und wenn man "Glück" hat verstirbt sie dann noch auf der Pritsche in der NA und ist dann ein Fall für den Transportdienst, der sie in die Leichenhalle fahren muss- auch ne Problemlösung. (Zum Kotzen!)


Wenn ich sehe, dass auf der Inneren nachts 1 Schwester sich durch 15 A3er kämpfen muss und alle 2 Stunden noch 20 BZ- Stixe machen muss und auf anderen Station Eierschaukeln und Sockenstricken angesagt ist, dann muss da mal überlegt werden, ob das noch dem Patienten Wohle dient?

Und immer nur die Schüler ins Sterbezimmer schicken ist auch nicht der Sinn der Sache.


Ich finde, da muss eine Hausinterne Reglung getroffen werden unter Beachtung der MOMENTANEN Bettenbelegung der Stationen. Es ist ja nicht immer so, dass die Innere aus allen Nähten platzt und die ITS leer steht, oder anders rum.

Da sollte man doch festlegen können, dass wenn solche Patienten kommen, sie direkt auf Station XY gebracht werden können.

Also das die Station drauf vorbereitet ist, dass sie für den heutigen Tag/ Nachtdienst halt "die Station" sind, Welche...
Das
eigentliche Problem ist unser abnormer, vermeintlich moderner Umgang mit dem Thema Tod.

Es wird mittlerweile begrüsst, ja, von politischer Seite lanciert und durchgesetzt, dass Patienten eine "Patientenverfügung" ein "Patiententestament" machen können, in dem sie alles festlegen, keine Schläuche, keine Beatmung, keine Behandlung, am liebsten in einer Ecke sterben, ohne Aufheben zu machen. Selbstbestimmt, wie im Leben, immer voraus ... so ist Tod nicht. Tod bekommt immer mehr den Beigeschmack von Scham. Soll der Sterbende doch bitte bloss keinen Aufwand mehr produzieren !

Ich empfinde das als würdelos, wie die meisten hier im Forum sicher auch. Tod ist vermutlich neben Geburt das Lebensereignis, das am meisten Respekt abfordert, eigentlich sogar viel mehr als die Geburt. Der Mensch, der hier geht hat sein Leben gemeistert, er hat es gelebt, auf seine Art, einen Sieg über die Unbill des Alltags errungen, Tag für Tag. Wir sind ihm eine Feier schuldig, aus diesem Anlass, Respekt haben wir ihm zu erweisen, er gehörte präsentiert, geachtet, im besten Bett und Zimmer des Hauses, mit Besuch von Weggefährten, Blumen, Farben ...

... was wir tun ist das genaue Gegenteil. Abgeschoben. Aus Scham und Angst vor dem eigenen Nicht-fertig-werden mit diesem Ereignis, das, das wissen wir genau, uns auch "droht". Wieder einmal schäme ich mich, zur dummen Rasse Mensch zu gehören !
****aza Mann
3.096 Beiträge
Das Problem der "zum Sterben in die Notaufnahme"-Patienten liegt bereits vor der Klinik. Klar, daß der Aufnahmearzt nicht weiß, was er mit dem Patienten tun soll. Jede Station wird ihn ablehnen - und wenn der Patient nicht akut ne lindernde Medikation braucht, ist er in der Klinik auch falsch.

Es ist Aufgabe der Angehörigen, des Pflegepersonals und der Hausärzte, bei schwer kranken Patienten für klare Verhältnisse im Fall der Fälle zu sorgen. Wenn die ambulanten "Leistungserbringer" Hand in Hand arbeiten würden, könnten viel mehr alte Menschen zu Hause sterben. Dazu muß einfach klar sein, wer verständigt wird, wenn der Patient spitz wird.
Wenn dann aus Überforderung der Pflegenden der Notarzt gerufen wird, wird der möglicherweise entsprechend seinem primären Auftrag handeln...
**st
Den Schlußsatz kann ich nur unterschreiben....

Da ich von einer Isiv komme, ist das mit dem Paliativ so ne Sache.
Aber wir haben sehr viele Patienten ins Jenseits begleitet....
Sei es von " Normalstation" oder von einem Seniorenheim schnell vorbei gebrachte Sterbende die sonst keiner will.
Nicht falsch verstehen.... aber das waren immer meine liebsten Patienten. Klar psychisch anstrengend aber da ist immer eine "Ruhe "im Zimmer und jeder hat bei uns Rücksicht auf einen Sterbenden genommen, egal ob 1 oder 2 Bettzimmer.
Ebenso war bei uns die arbeit mit Angehörigen sehr wichtig, da sind wir auch schonmal mit in die Patho um Verstobene anzukleiden. ( Was ja bei manchem warum auch immer das große GRAUEN hervorruft! ).

Das mit dem Hospits habe ich erst 2008 näher kennengelernt..
eine Bekannt war da, trotz Mann und kinder zu Hause,zum sterben ( so ein ungefähr 4 Monate).. es hat lange gedauert bis ich das kapiert habe, aber seitdem schätze ich diese Einrichtungen und habe viel Respekt vor dem Pflegepersonal.
Ebenso kann ich da den Unmut verstehen über diesen " Sterbendentourismus".
Ich hoffe das ich irgendwann irgendwo in Ruhe sterben darf ( wenn meine Zeit da ist. So in hoffentlich 20000 Jahren Grins).


LG Red
******ann Mann
114 Beiträge
Neugierige Frage
Hallo zusammen,
angesichts des Themas und der Zusammensetzung der Gruppe: Kennt hier jemand den "Liverpool Care Pathway for the Dying Patient"?
Ich denke inzwischen, dass die Betreuung Sterbender in Kliniken vor allem was mit der Haltung der Mitarbeiter, dann mit den Strukturen der Klinik zu tun hat (wobei das natürlich zusammenhängt).

Selbst wenn eine Palliativstation "Sterben, unkompliziert" als Aufnahmebegründung akzeptieren würde, gäbe es einfach nicht genug Palliativbetten, die meisten Menschen werden nie dort sterben.

Und eine Palliativstation ist in erster Linie eine spezialisierte Einrichtung zur Symptomkontrolle bei schwerstkranken Patienten mit unheilbaren Erkrankungen, keine Einrichtung zur Entsorgung von Tabuthemen.

Ich denke inzwischen, daß man eine gute Sterbebegleitung so ziemlich überall machen kann, wenn man sich ein ganz wenig Zeit und eine ganze Menge Haltung dazu nimmt. Das geht in einer Nothilfe, in Mehrbettzimmern, auf Intensivstationen.

Das entscheidende (IMHO) ist nur, daß irgendjemand offen ausspricht oder fragt, ob dieser Patient nicht vielleicht sterbend ist und das irgendwelche Konsequenzen für das weitere Vorgehen haben sollte.
Ich habe in der Nothilfe für die Information von Angehörigen und Patienten, was Stand der Dinge ist, was man jetzt machen wird (und was NICHT), ein paar Verordnungen für die Symptomkontrolle und regelmäßiges Vorbeischauen und Vermitteln, daß man da ist und es ernst nimmt, weniger Zeit gebraucht, als ich für einen Herzneurotiker zum Ausreden seines Herzinfarktes benötigt habe (und der sterbenden Patient kam nicht eine Woche später mit dem gleichen Problem für das gleiche Gespräch wieder).

Ich denke, daß es nur leider für die oben beschriebenen Verhaltensweisen in jeder Klinik Rollenvorbilder gibt, während sich Alternativen erst ganz langsam verbreiten. Aber es wird und vermutlich nicht erst in 2000 Jahren. Ich denke so um 2100 herum ist realistisch *g*
hey...

wir (ergotherapeuten) ar mit arbeiten u.a. auch mit palliativpatienten..

ich finde diesen vergleich schwachsinning, schlie0lich gibt es genügende, die lebend entlassen werden (räusper, bissle necken :P).
Hallo,
Ich habe bereits mit einigen Krankenhäusern zu tun gehabt, und die Palliativstationen waren mit Abstand die am "schönsten - heimischsten" eingerichteten Stationen. Die Hektik der Pflegerinnen gegenüber den Patienten war auch bei weitem nicht so hoch (wahrscheinlich aufgrund der niedrigeren Bettenzahl im Vergleich zu anderen Stationen).

Das Thema "Tod" wird auf Palliativstationen ganz anders, zumeist würdevoller behandelt.

Ich denke auf derartigen Stationen, ist einfach der "Abschluss" mit einer angemessenen Athmosphäre versehen...
Schockierend
Einen an einer akuten Magen-Darm-Blutung Versterbenden auf eine Pallliativstation verlegen zu wollen, finde ich ziemlich unverfroren. Wann sagt man "der stirbt sowieso", wann hört man auf zu behandeln.

Ich bin auch der Meinung, dass dann eben ein Zimmer auf einer Akutstation freigeräumt werden muss und wenn sich jemand beschwert, würde ich eben klartext reden. Die Patienten wissen ganz genau, dass auf ihrer Station immer wieder jemand stirbt. Wer ein gewisses Lebensalter erreicht hat - und das sind ein großteil der internistischen Patienten - weiß ja auch um die eigene Gefährdung. Wer will schon im Bad sterben, weil das Personal zu feige ist, um jemand vorübergehend aus dem Einzelzimmer auszuquartieren? Insofern kann man Verständnis der Patienten erwarten.

Ein Hospiz ist für Menschen, die unheilbar krank sind, aber noch eine unbestimmbare Zeit zu leben haben und zuhause nicht versorgt sind oder alleine lebten. Es ist der Ort dem man zuschreibt, dass es ein Ort der Menschlichkeit und der zwischenmenschlichen Begegnung ist.
Und wo liegt der Unterschied zur Palliativstation?

Ein Onkel zum Beispiel lebte noch vier Monate nachdem bei ihm ein inoperables Pankreas-Ca. festgestellt wurde. Er konnte glücklicherweise zuhause bleiben bis zum Tod. Weil er Kinder hatte, die sich Zeit nehmen konnten und die das auch taten. Aber wer das nicht hat, für den ist guter Rat teuer...
******ght Frau
2.160 Beiträge
Themenersteller 
Der Unterschied zwischen Hospiz und Palliativ liegt bei der Symptomeinstellung. In der Regel kommen die Patienten erst auf die Palli um ihre Symptome (Übelkeit, Erbrechen, Dyspnoe, Angstzustände, Schmerzen.....) in den Griff zu kriegen. Wenn die Symptome dann eingestellt sind (und der Patient noch stabil genug ist) wird er verlegt, entweder nach Hause (wenn dies noch möglich ist), Hospiz oder manche aber auch ins Pflegeheim.

Aber ich sehs wie du@Tanzmitmir, egal wie voll die Station ist, man findet immer einen Weg um ein Zimmer zu räumen. So verständnislose Patienten, die ihr Zimmer nicht räumen wollen, wenn man es ihnen erklärt, hab ich in den ganzen Jahren meiner Tätigkeit noch nicht erlebt.
Palliativ/Hospiz
Hallo!

...hätte nie gedacht solche Beiträge hier zu finden!

Ich arbeite seit fast 10 Jahren im Palliativ / Hospizsektor,alle Beiträge zum Thema spiegeln die Realität in den deutschen Kliniken wieder,meist Vorurteile...

Mein Fazit zum Thema,Verlegung nur dann sinnvoll wenn es dem Patienten bzw.der Familie die nötige Zeit zum Abschiednehmen ermöglicht,also Verlegung vor Finalphase,vorallem muß der Patient aufgeklärt und einverstanden sein!

Palliativmedizin sollte viel früher ansetzten,schon bei Diagnosestellung-dies würde deren Ruf deutlich ändern-ein langer Weg,aber es lohnt sich!

Es macht einen großen Unterschied wenn sich Patienten bewußt für eine solche Einrichtung entscheiden,habe dabei hier in Hospiz schon sehr viele positive Erfahrungen gemacht...die uns die Arbeit erleichtert.

Klare Wünsche=klare Ziele,vor allem Wahrhaftigkeit und Lebensqualität.

als letztes:

manchmal ist weniger mehr!

Mike
@Kraven74
Hallo
was meinst Du mit "solche Beiträge"? Ist das positiv oder negativ?
Antwort
Hallo!

...hab mich ein wenig umständlich ausgedrückt,ich bin sehr positiv überrascht!!!!!

Kraven 74
Sicher ist es ein Spiegel ,
unsere Gesellschaft , wie wir mit Sterbenden umgehen . Doch wie schärfen wir das Bewusstsein , für einen würdevollen Umgang mit dem Tod ?
Liegt die Genese / Antwort , nicht bereits in der Erziehung unsere Kinder ?!
******ght Frau
2.160 Beiträge
Themenersteller 
@*****mie, da hast du absolut Recht!
Wie heissts so schön: Was Peterchen nicht lernt, lernt Peter nicht mehr.
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