Eine Fixierung ist eine freiheitsentziehende Maßnahme, die im Gegensatz zu der im Grundgesetz Artikel 2 , Absatz 2, Satz 2 und Art. 104 Grundgesetz garantierten Freiheitsgarantie steht. "Die Freiheit der Person ist unverletzlich. In dieses Recht darf nur auf Grund eines Gesetzes eingegriffen werden." Jede widerrechtliche Fixierung ist demnach Freiheitsberaubung nach § 239 StGB.
Rechtlich zulässsig ist eine Fixierung nur bei:
* Beschluss durch einen Betreuungsrichter (§ 1906 BGB)
* Einmalig zur Abwendung akuter Gefahren (Notstand oder Notwehr §§ 32,34 StGB) mit schriftlicher, ärztliche Anordnung
* Mit Einwilligung des Betroffenen, sofern dieser einwilligungsfähig ist.
* Patienten die auf Grundlage des jeweiligen Landesgesetzes für psychisch Kranke (PsychKG) untergebracht sind.
Dies gilt auch für Bettgitter.
Ich bin derzeit auf einer akutgeriatrischen Station im Krankenhaus eingesetzt und habe in 6 Wochen keine einzige Fixierung mittels Gurten erlebt.
Zwei Bettgitter gibt es nur auf Wunsch der Patienten, auf richterliche Anordnung (was bisher nicht vorkam) oder einseitig zum Festhalten beim Drehen.
Zum Satz "wie Patienten aus dem Krankenhaus kommen" kann ich nur sagen: Stimmt!
Auf meinen bisherigen Einsatzstationen habe ich, besonders auf internistischen Stationen, den Umgang mit alten Menschen als überaus würdelos erlebt: Kein Tagesrhythmus durch Schlaf-/Alltagskeidung, nächtliches Windeln und Waschen, Waschen nur im Bett (weil es schneller geht), Verzicht auf Mobilsation und Prophylaxen, Fixation mit Gurten und Bettgittern, Auftreten von Dekubiti und und und... .
Es waren eher einzelne Pflegekräfte, die mir positv aufgefallen sind.
Und nun am neuen Einsatzort: Pflegepersonal, Fachärzte für Geriatrie, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden, Gerontopsychologen, Sozialarbeiter als interdisziplinäres Team - ein Traum.
Würdevoller Umgang mit den Patienten und Förderung/Verbesserung ihrer Fähigkeiten wirkt sich massiv auf das Wohlbefinden der Senioren aus.
Hier sind A3-Patienten mobil, oder werden wieder mobil, während A3er auf den bisherigen Stationen völlige Bettlägerigkeit bedeutete.
Letztendlich denke ich, dass niemand in die Pflege geht und sich solche Zustände wünscht, geschweige denn aus Böswilligkeit handelt.
Auch auf meiner derzeitigen Station wurde massiv Pflegepersonal abgebaut: Waren vor Jahren noch 4 Examinierte und 2 Pflegehelfer in der Frühschicht und fünf im Spätdienst, so sind es heute noch 4 Kräfte im Frühdienst und drei im Spätdienst.
Damit ist die untere Grenze für diese Qualität der Patientenversorgung erreicht. Wenn jemand krank wird, gibt es massive Probleme weil die Personaldecke dünn ist.
Es kann doch nicht sein, dass hochqualifizierte Kräfte ausgebildet werden und anschließend durch die schlechten Arbeitsbedingungen und den Personalmangel in kurzer Zeit ausbrennen, oder sich zu Handlungen gegen die Menschenwürde verleiten lassen. Jeder muss sich überlegen, ob er im Alter so "versorgt" werden möchte.
Die Gesellschaft muss sich wirklich überlegen, was ihr das Altern wert ist: Auf der einen Seite lässt uns der medizinische und sonstige Fortschritt immer älter werden (>100), gleichzeitig werden die Bedingungen für die Versorgung alter Menschen immer schlechter.
Dabei stehen wir erst am Anfang einer riesigen Problematik... .
Tom