Dann schreibe ich mal ein Statement, warum ich als gelernte Krankenschwester doch lieber Hausfrau bin, die nicht von der "Stütze" lebt und sich finanziell eben ein bisschen einschränkt.
Prinzipiell könnte ich zeitlich gesehen eine 50%-Stelle annehmen - allerdings nicht ambulant, da ich kein Auto fahren kann.
Zeitlich bin ich immer absolut flexibel gewesen. Uhrzeiten, Wochenend- und Feiertagsarbeit machen mir nichts aus und haben mir auch noch nie etwas ausgemacht.
Zuletzt habe ich zweieinhalb Jahre im IMC der HNO gearbeitet, eigentlich ein Aufwachraum (aber nur eigentlich...).
Als ich dort Vollzeit anfing, war das Arbeiten moderat, da ausreichend Personal angestellt war.
Im Verlauf von einem Jahr änderte sich der gesamte Arbeitsablauf mit den bekannten Folgen: Überlastung in jeder Hinsicht und ein hoher Krankenstand beim Personal. Ein Wechsel in andere Abteilungen des Hauses war übrigens nicht möglich!
Ich zog die Konsequenz daraus (wie vier weitere Kollegen) und ging auf Teilzeit. Die 1,5 Stellen, die dadurch wegfielen, wurden nicht wieder besetzt!
Was ich nicht bedacht hatte: als 50%-Kraft hatte ich ja mehr freie Tage, an denen ich angerufen werden konnte, um einzuspringen. Und ruckzuck waren 200 Überstunden aufgebaut. Und die Arbeit änderte sich nicht - im Gegenteil. Die Anforderungen wurden immer höher.
"Pflege-im-Vorbeigehen" kann ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren.
Zum Schluss habe ich auf eineinhalb Seiten formuliert, warum ich keinen festen Vertrag haben wollte, als ich ihn hätte haben können.
Den Begriff "gefährliche Pflege" habe ich dabei bewusst verwendet.
Dieses Schreiben ging an alle Vorgesetzten (medizinischer Direktor, Pflegedirektor, PDL, Stationsleitung und den Klinikleiter).
Nur die PDL hat darauf mit einer Einladung zu einem Gespräch reagiert!
Mit meiner Stationsleitung hatte ich vorher schon gesprochen.
Ansonsten keine Reaktion!
Es tat mir von Herzen leid, meine Berufserfahrung nicht mehr anwenden zu können, aber in erster Linie musste ich an mich selbst denken.
Dann habe ich eine Umschulung gemacht und drei Jahre in dem neuen Beruf gearbeitet.
Die Pflege ließ mich aber nicht los.
Also habe ich mich als Aushilfskraft im KH beworben und wurde sofort genommen.
Der personelle Zustand, den ich vorfand, war noch schlimmer als früher.
Dazu kamen noch andere Dinge:
• die Stationen waren nicht informiert, dass ich als Aushilfe kam
• es wurde nicht gefragt, ob ich examiniert bin und damit andere Tätigkeiten als waschen und Essen reichen ausführen konnte
• kurzfristig von einer Station auf die andere geschickt (meist kurz
nach der Übergabe!)
• quasi allein gelassen mit Patienten, die ich überhaupt nicht kannte und ständig auf der Suche nach jemandem, der mir eine Frage beantworten konnte
• mangelhafte Ausstattung der Stationen - ständig auf der Suche nach irgendetwas (und das fing schon mit der Bettwäsche an)
• und was ich überhaupt nicht verstehe:
ich bin in vier Fachbereichen qualifiziert und wurde in völlig fachfremden Bereichen eingesetzt!
So wurde die Zeit, die ich in der Pflege hätte einsetzen können, völlig vergeudet - und das frustriert auf Dauer!
Deswegen habe ich diesen Aushilfsjob nach einem Jahr aufgegeben.
Ich bin sicher, dass viel mehr Fachkräfte in ihren Beruf zurückkehren würden, wenn ihnen vernünftige Arbeitsbedingungen geboten würden.
LG Natascha