@Kelene
Das Problem für mich ist, dass ich die von Dir vorgebrachten Argumente überall in der Pflege höre.
Und immer den Nachsatz: Man kann eh nichts ändern, da muss man durch.
Wenn Du Dich fragst, ob diese Strategie bisher für die Pflege etwas gebracht hat, wirst Du kaum mit JA antworten können.
Was ist denn mit den ganzen Fachkräften, die die Pflege wegen Burnout und physischer Belastung fluchtartig verlassen?
Was ist mit den vielen Pflegeschülern, die am Ende ihrer dreijährigen Ausbildung sagen: Jetzt habe ich einen Grundstock, aber ich bin doch nicht wahnsinnig und lass mich in der Gesundheitstretmühle verheizen?
Weshalb wurden in den Kliniken in den letzten Jahren Pflegekräfte massiv abgebaut, währen die Anzahl der Ärzte anstieg?
Allein die vorherigen Postings hier zeigen doch, wieviel qualifizierte Fachkräfte auf Dauer verloren gehen.
Und dann kommt noch eine Bundeskanzlerin und tönt: Harz 4-Empfänger in die Pflege!
Meint: Pflege kann jeder ... .
Die bisherige Strategie des Kopfeinziehens hat ja wunderbar gewirkt... .
Vielleicht wäre es an der Zeit, mal anders aufzutreten, um etwas zu bewirken.
Ein Streik (der durchaus auch im ambulanten Dienst anwendbar ist, wenn man ihn richtig organisiert) ist nicht die einzige Möglichkeit, um Interessen durchzusetzen.
Die Politik setzt sich nur für Gruppierungen ein, die eine starke Lobby haben: Pharmaindustrie, Ärzte, Krankenkassen... .
Und dann kommt die Pflege daher und will auch ihren berechtigten Anteil am Gesamttopf, um vernünftige und menschenwürdige Bedingungen in der Pflege zu schaffen. Für die Patienten UND die Pflegekräfte!
Da sitzen am Tisch dann Pflege-Verbandsvertreter mit 30.000 Mitgliedern im Rücken milliardenschweren Pharmavertretern, den Ärztekammern und 280 Krankenkassen gegenüber.
Dreimal darfst Du raten, wer den Kürzeren zieht.
Die Pflege haut sich selbst in die Pfanne!
Warum glaubst Du, dass die Politik seit Jahrzehnten Pflegekammern in Deutschland zu verhindern weiß?
Weil dadurch ein Machtausgleich geschaffen würde und sich die Pflege plötzlich auf einer Augenhöhe mit den anderen am Gesundheitswesen Beteiligten befände.
Im umliegenden Ausland gibt es solche Pflegekammern als Ständevertretung übrigens seit langer Zeit.
Als Fazit ziehe ich für mich: Die Pflege trägt die größte Schuld an ihrer Misere selbst, und jeder, der sich nicht engagiert ist mitverantwortlich für die heutigen und zukünftigen Zustände.
Wir können was bewegen, wenn wir uns engagieren!
LG
Tom