Okay, alles ein wenig genauer
Also ihr lieben, scheinbar habe ich vielen mit meinem ersten Beitrag ziemlich aus der Seele gesprochen, aber er führte auch bei
Smart_Selection zu Widersprüchen, welche nicht bestehen.
Ich schrieb:
Weiße lange wie weiße kurze ATS sind nur für eines wirklich zu gebrauchen, nämlich sie dienen der Kasse des Herstellers, der daran verdient.
Worauf Smart_Selection antwortete:
da wiedersprech ich, aus eigenerfahrung als ehemalige thrombosekandidatin und auch auf grund meines beruflichen know hows, ich habe in meiner praxis schon x ATS verschrieben, aber immer nur mit absolut korrektem anpassen in einem seriösen sanitätsgeschaäft, das auch den aufwand nicht scheut, xxl grössen auch mal extra herstellen zu lassen.
So, nun sehe ich hier zu meinem Posting keinen Widerspruch, vielleicht kann mir da jemand helfen
In meinem ganzen Beitrag sowie in diesem gesamten Thread wurden 'weiße lange ATS' stets synonym mit den 'einfachen Krankenhausdingern' welche es in wenigen Einheitsgrößen gibt.
Ich habe mich nicht auf die Farbe weiß bezogen oder auf 'echte' Thrombosestrümpfe die zufällig weiß sind
Also, noch einmal:
Die ATS die nahezu jeder Patient im Krankenhaus nach dem klassischen Gießkannenprinzip bekommt, wir schütten mal über alle ATS, sind
sinnlos.
Zum einen werden in vielen Häusern die Auszubildenden oder irgendwelche Praktikanten für die 'lästige' Arbeit des Ausmessens mißbraucht, denen man einmal schlecht erklärt oder gezeigt hat, was sie machen sollen. somit ist die Passgenauigkeit sicherlich im ereich 'fraglich' angesiedelt.
Zweitens ist das Material dieser ATS nicht von optimaler Qualität, so dass diese dazu neigen 'auszuleihern'. Hier wäre für einen gewünschten prophylaktischen Effekt ein regelmäßiger Austausch von nöten.
Und 3. gibt es leider auch immer noch Häuser, in denen diese 'weißen Dinger' nach entsprechender Wäsche mehrfach verwendet werden. Hier passt dann die farbliche Kennzeichnung der ATS nun gar nicht mehr zu dem was mit glück richtig gemessen in Stationskurven oder Planetten steht.
Die einzige Abhilfe besteht in wirklichen ATS. Dazu muss dann aber geschultes Personal eines Sanitätshauses den entsprechenden Patienten vermessen und sie 'Socken' anpassen oder gar anfertigen lassen.
Dann bewegen wir uns aber nicht mehr im Bereich der allgemeinen Primärprophylaxe, dass heiß wir versuchen nicht das generelle entstehen von Thrombosen bei allen Patienten zu vermeiden, sondern wir befassen uns bereits mit Patienten, welche aufgrund von Vorerkrankungen ein erhötes, nachweisbares, Risiko für eine Thrombose haben oder schon eine Thrombose hatten (Sekundärprevention). Hier mögen gelegentlich Thrombosen vermieden werden. Harte wissenschaftliche Daten hierzu sind mir aber nicht bekannt.
Der wesentliche Faktor ist hier die medikamentöse Prophylaxe einer Thrombose, welche durch die ebenso beliebten Spritzen erfolgt. Hier gibt es modernere und nicht ganz so moderne Konzepte (Heparin, Mono-Embolex, Clexane und wie sie alle heißen).
ich möcht da auch gerne doch noch die lokalisation der thrombose differenzieren: meiner erfahrung nach ist bei einer tiefen beinvenenthrombose im unterschenkel ein kompressionsstrumpf sehr wirksam, die kompression findet ja im fussgelenkberecih statt, dort wo die venenpumpe am wenigsten aktiv ist.
bei einer oberschenkel - oder beckenthrombose finde ich den langen strumpf oder auch die strumpfhose angebracht, aber wie gesagt, IMMER vorausgesetzt, die anpassung stimmt!
Nun, bei Thrombosen vom Beckentyp, sind selbst Kompressionsstrumpfhosen von höchster Qualität wenig therapeutisch, da sie an der Ursache wenig ändern. Eine alleinige Stase macht noch keine Thrombose, es bedarf immer weiterer Faktoren (den geneigten Leser verweise ich hier auf die Virchowsche Trias).
Bei einer echten Thrombose mögen ATS im wesentlichen das appositionelle Wachstum und verringern, aber nur durch das alleinige Tragen von ATS wird keine Thrombose verhindert es bedarf stets einer additiven Therapie (ATS, Antikoagulation, Mobilisation, etc.).
"da wiedersprech ich, aus eigenerfahrung als ehemalige thrombosekandidatin ..."
Nun bitte ich ersteinmal direkt um Verzeihung im Vorfeld, denn ...
Eigenerfahrung ist wenig bis gar nicht wissenschaftlich und darf nicht zur Grundlage für Therapie werden.
Es mag immer mal wieder außergewöhnliche Maßnahmen geben, die im Einzelfall erfolgreich waren, Diese Erfolge sind aber
nicht übertragbar oder zu verallgemeinern.
Natürlich und nun überzeichne ich bewußt, kann man die schmerzen eines gebrochenen Fußes mit der Amputation eines Beines Therapieren, aber dieser Erfolg ist sicherlich nicht übertragbar, auch wenn eine Einzelperson damit gute Eigenerfahrung gesammelt hat.
Grundlage einer Therapie muss daher immer die wissenschaftlich begründete sein.
Und selbst dann ist es möglich, dass wir das, was wir heute für den letzten Schrei halten in fünf Jahren revidieren müssen, da es neue Erkenntnisse gibt.
Heute sagt die wissenschaftliche Lage, das die allgemein nach dem Gießkannenprinzip verteilten weißen Einheits-ATS ohne therapeutischen Nutzen sind und somit verzichtbar.
Um so fraglicher werden sie, wenn der oder die Gequälte keine Risikofaktoren für das auftreten einer Thrombose haben.
Das Prinzip ATS für alle bringt eben keinen Nutzen!!!
Für die geneigten Leser noch was zum nachlesen.
es gibt sogar Studien, die zeigen konnten, dass Lidocain den gleichen prophylaktischen Effekt bei Thrombosen und sogar auch therapeutischen Effekt hat wie Heparine.
Zugegeben, diese Studien sind nicht ganz aktuelle und auch wenn man damals gute Erfahrungen machen konnte, wurde das Prinzip wegen möglicher Nebenwirkungen nicht allgemein genutzt.
Photolust
Anästhesist, Intensivmediziner, Notarzt