@Thread
Die Reserviertheit der Mediziner begründet sich wohl auch in der Inhomogenität der Heilpraktiker. Es fehlt an standardisierter Ausbildung und Erfolgsnachweis; darum weiß man nie, mit wem man es zu tun hat. Ich kenne hervorragende Heilpraktiker aber leider noch viel mehr "ich mach halt was ich mein"-Heilpraktiker.
Während Mediziner zumindest einen gemeinsamen Standard in Ausbildung und Staatsexamen nachweisen müssen (auch hier gibt's ab dieser Niveaugrenze natürlich gute und schlechte), muß ein Heilpraktiker niemals nachweisen, daß er seine Methode beherrscht?!
Als Arzt für Naturheilverfahren muß ich vor einer Prüfungskommision fundiertes Wissen über Heilkräuter, Wasseranwendungen, Psychosomatik etc nachweisen. Die Heilpraktikerprüfung zielt paradoxerweise lediglich darauf ab, Krankheiten zu erkennen, die man anschließend nicht behandeln darf !
Jeder kann die Prüfung beim Gesundheitsamt spontan machen, sich ein paar Nadeln kaufen und akupunktieren wie er's bei YouTube gelernt hat - von einem Heilpraktiker der Jahre in China studiert hat nicht zu unterscheiden. Mehr noch: Man kann sich eine eigene Methode ausdenken und z.B. Warzenbesprechungen mit bei Vollmond gewonnenem Katzenblut machen oder aus homogenisiertem Kuhmist gebastelte Wärmepackungen verkaufen.
Das ist die Crux der Heilpraktiker: Zu viele schwarze Schafe.
Und deshalb arbeite ich nicht mit "den Heilpraktikern" zusammen sondern mit einzelnen Heilpraktikern. Während jeder Mediziner schonmal beweisen mußte, daß er die Minimalanforderungen seiner Praktik beherrscht, muß sich jeder einzelne Heilpraktiker erstmal beweisen.
Es wäre schöner, wenn's Standards gäbe - das widerspricht aber eben der Freiheit, daß 1000 verschiedene Methoden und Schulen in der Heilpraktik zusammengefasst werden.