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Ruhe, Zeit, liebevolle Betreuung <> Beruhigungsmittel

****SH Frau
1.888 Beiträge
Themenersteller 
Ruhe, Zeit, liebevolle Betreuung <> Beruhigungsmittel
Hallo,

mich läasst zur Zeit ein Gedanke nicht los.

Ich habe am Dienstag eine Koloskopie machen lassen.
Vorher habe ich die Welt verrückt gemacht. Bei mir wird alles nur erdenkliche passieren -->> typisch medizinisches Hilfspersonal.

Aber dann !

Ich war beim Vorgespräch --ein sehr netter Arzt, der Ruhe ausstrahlte, und mir alles erklärte. Bis zu dem Zeitpunkt war für mich klar ohne Spritze geht gar nichts.
Er erklärte es gibt Därme da kommt man gut durch und andere da geht es nicht so gut. Bei Bedarf könnte man ja immer noch spritzen.
Okay -- auf den Deal habe ich mich eingelassen.

Tag des Eingriffs:

Ich wurde vom Arzt persönilich aufgerufen, PÜNKTLICH , ( und das im KH ),
im Saal selber herrschte eine sehr angenehme Atmosphäre. Die Anwesende Person stellte sich mit Schwester xxxx vor, sie würde die Untersuchung betreuen.
Ich sollte nur Schuhe und Tageshose ausziehen.
Unterhose wurde unter ein Laken bis zu den Knien herruntergezogen -- sehr angenhem!

Es wurde jeder Handgriff erklärt, mehrfach nach mein Wohlergehne gefragt.
Ich hatte mir einen ganz kleinen MP3 -Player mitgenommen um Musik zu hören,
habe ich auch getan, aber um Angst zu vertreiben war das echt nicht nötig.

Nach der Untersuchung als das Endoskop draussen war --- erst mal ein Augenblick liegen bleiben und sich sammeln.

Völlig klar es gibt solche und solche Därme, und wenn es sowieso schon phatologische Befunde gibt tut es u.U. weh.
Aber wie ich es erfahren und auch im Internet gelesen habe --das jeden Patienten
eine Kurznarkose mit Propofol angeboten wird >>> da frage ich mich !!

Klar für den Patienten und auch für den Arzt am einfachsten --oder auch nicht !!
Der Pat. merkt nichts vom Eingriff
50% aller Zwischenfälle bei der Koloskopie sind auf das Narkosemittel zurückzuführen ( Quelle Internet ---weiß gerade nicht mehr wo ! )
Pat. jammert nicht muß nicht angesprochen werden -- dafür aber Herz-Kreislauf-Überwachung ...


Ich habe da eine sehr angenehme Erfahrung gemacht, und bin mir sehr sicher
das ein entspannter Körper, eine entpsannte Bauchmuskelatur so mache Kurznarkose überflüssig macht.

Fernab, des normalen hektischen Medizineralltags --aber eben doch in einem KH !


Sinn meines Beitrags ist---- >> ich würde gerne mal eure Erfahrungen hören!
Es gibt ja viele Hebammen, die sagen wenn man sich Zeit nimmt ist der Dammschnitt oft nicht nötig. Berichtet doch aus euren Bereichen.

Danke, Frauke
*****ree Frau
13.377 Beiträge
Sinn meines Beitrags ist---- >> ich würde gerne mal eure Erfahrungen hören!
Es gibt ja viele Hebammen, die sagen wenn man sich Zeit nimmt ist der Dammschnitt oft nicht nötig. Berichtet doch aus euren Bereichen.


also mein mann hat crohn und muss alle paar monate zur großen colo... er wünscht da immer ein beruhigungsmittel. genau wie zur magen spiegelung, denn er würgt immer heftigst. wenn nur der enddarm gespiegelt wird verzichtet er da drauf.

schön findet er das nicht, aber gut, er muss... traumatisiert hat es ihn aber auch nie.

wie du die brücke von colo zum dammschnitt schlägst, keine ahnung?

hatte auch 3 kaiserschnitte, kann da schlecht mitreden.... ich denke nur, wenn es anatomisch nicht passt und die frau droht in sämtliche richtungen zu reissen, dann bietet sich der schnitt wohl an? viele hebammen haben auch angst vor rissen und schneiden (angeblich) zu schnell.

was nun das resultat wäre wenn man sich mehr zeit genommen hätte...? soweit ich weiß sind die hebammen in der entscheidenden phase (wo geschnitten werden muss) immer zu gegen, genau wie ein arzt. ist ja nicht so, dass alle rausgehen, vorher schnell schneiden und dann die frau alleine lassen.

ich versteh den sinn des threads gerade nicht so ganz?

klar, mit ruhe kann man viel erreichen...aber ob das nun jedes beruhigungsmittel und/ oder dammschnitt ersetzen kann?
****SH Frau
1.888 Beiträge
Themenersteller 
wie du die brücke von colo zum dammschnitt schlägst, keine ahnung?

Ich denke es hat sich so ein Automatismus geschlichen wo man "automatisch" Medikamente verabreicht --udn da frage ich a.) ist es bei jeden Pat. nötig
b.) kann es auch anders handhaben

Die Brücke zum Dammschnitt

Tenor des Threads soll sein es geht auch anders --->> mit Zeit, Ruhe, liebevolle Betreuung --udn da weiß ich wäre so mancher Dammschnitt zu vermeiden.


Völlig logisch ( und das habe ich ja auch oben geschrieben ) nicht bei jeden Pat.,
schon gar nicht wenn Krankheiten vorliegen -- aber ich denke es ist gut auch mal sein tägliches handeln zu hinterfragen .
Darmspiegelung
Vielen Dank für den ausführlichen Bericht, der auch daz beitragen kann, diese Untersuchung als Vorsorge zumindest ab dem 50. Lebensjahr machen zu lassen. Ich selbst habe als Untersucher/Gastroenterologe sicher mehr als 100 Tsd. Darmspiegelungen (Koloskopien) gemacht und schätze, dass etwa 5 % der untersuchten Menschen keine Begleitmedikation brauchen. Die Mehrheit hat aber durch die notwendige Luft und die manchmal nicht zu vermeidende Dehnung des Darm doch Beshwerden, wie das fast jeder von uns bei versetzten Blähungen kennt.
Wir verwenden seit mehr als 10 Jahren niedrig dosiertes Propofol und haben sehr gute Erfahrungen hiermit gemacht. Es gibt mittlerweile dazu sorgfältig durchgeführte Vergleichsstudien, die zeigen, dass dieses Medikament heute mit Abstand das Sicherste für diese Indikation ist. Der Rummel um den sehr bedauuerlichen Zwischenfall um Michel Jackson hat in den USA zu einer Überreaktion geführt, wenn dort überlegt wird diese Indikation zu streichen. Dieser Fall mit dem Alltag einer gastroenterologischen Praxis in unseren Landen nichts zu tun, das wirklich Wichtige ist, dass neben dem Untersucher noch ein zweiter Arzt im nahen Umfeld der Untersuchung zur Verfügung steht, falls es doch mal zu einer nur wenige Minuten duernden Sauerstoff Untersättigung kommen sollte.
Die über die Jahre nun deutlich gestiegene Akzeptanz der Darmspiegelung hat m.E. viel mit dem Propofol zu tun.
****SH Frau
1.888 Beiträge
Themenersteller 
dass etwa 5 % der untersuchten Menschen keine Begleitmedikation brauchen.

Kann ich nichts zu sagen -dann freue ich mich das ich dazu gehöre

Die über die Jahre nun deutlich gestiegene Akzeptanz der Darmspiegelung hat m.E. viel mit dem Propofol zu tun.

Ja und das ist auch gut so !


Nur ich persönlich hinterfrage für mich, diesen Automatismus.
Klar merkt man das wenn es um die Ecke geht, zu mal ich auch noch dick bin,
da wurde dann die Bauchdecke von oben gehalten und geeeeeeeeeeeeeschooooooooooooben.......

Aber ich empfinde Zahnstein entfernen als schlimmer und schmerzhafter.

Spielt da nicht oft auch Schamgefühl eine Rolle ??????
*******Sara Frau
5.173 Beiträge
Danke@manntantra für deinen Beitrag!
Kann ich nur untersschreiben *zwinker*

Völlig klar es gibt solche und solche Därme, und wenn es sowieso schon phatologische Befunde gibt tut es u.U. weh.
Aber wie ich es erfahren und auch im Internet gelesen habe --das jeden Patienten
eine Kurznarkose mit Propofol angeboten wird >>> da frage ich mich !!

Es ist gut,daß diese Untersuchung unter Kurznarkose gemacht werden,denn ohne würden die meisten diese Untersuchung wohl nicht über sich ergehn lassen,weil die Angst vor Schmerzen einfach zu gross ist,
und diese Angst hat nichts damit zu tun,das man sich verrückt macht,sondern,daß es wirklich schmerzhaft sein kann,besonders wenn schon ein pathologischer Befund vorliegt.
Und mit Schamgefühl hat das .meiner Meinung ,auch absolut nichts zu tun.

Und dann zu sagen,wenn man sich entspannt usw gehts auch ohne..na prima....der Arzt freut sich dann,wenn ihm der Patient vor Schmerzen und Unruhe von der Liege hüpft.
Und jedes Medikament hat Nebenwirkung ,das ist wohl richtig,
aber manntantra hat vollkommen Recht wenn er folgendes bemerkt:

Es gibt mittlerweile dazu sorgfältig durchgeführte Vergleichsstudien, die zeigen, dass dieses Medikament heute mit Abstand das Sicherste für diese Indikation ist

Und wenn wir diese Möglichkeit haben,warum sollten wir sie nicht nutzen?Sehe hier keinen Grund,irgendeinen obskuren Mut zu zeigen,wen es auch anders geht.
****rna Frau
6.195 Beiträge
Gruppen-Mod 
Also, ich bin froh, glücklich und dankbar, daß es Propofol gibt. Und ich werde es auch weiterhin in Anspruch nehmen. Und da ist es mir völlig wurscht, ob wir vorher die Gebetstrommel rühren, 5 Tassen Kaffee trinken, Geschichten aus der Pubertät austauschen, oder alte Volkslieder singen.
Ich nehm das Zeug und gut ist.
5% sind mir definitiv zu wenig verläßlich.........
*******pe3 Frau
463 Beiträge
Ich habe - als "Kollegin" - letztes Jahr auch eine hinter mich gebracht. Und ich gelte gemeinhin als "hart im Nehmen"...

Ich habe auch vorher noch diskutiert und wollte eigentlich "ohne" (alleinerziehende Mutter - die Abholung in Begleitung aus der Praxis wäre schon ein Problem gewesen - meine Freunde arbeiten nämlich üblicherweise tagsüber ;-)). Trotzdem hat mich mein Kollege, mit dem ich jahrelang supergut zusammengearbeitet habe und vom dem ich sowohl menschlich, als auch fachlich ne Menge halte, überzeugt, dass er mir lieber ein wenig helfen mag. Und das war auch gut so. Denn trotzdem fand ich es nicht wirklich angenehm. Auch, wenn die Erinnerung verschwimmt (*g*) - ein paar Mal hat es schon echt gezwirbelt.

Bei der nächsten diskutiere ich nicht mehr ;-).

Also: ich stimme manntantra und Dalarna zu! Auch wenn mich über 100 Tsd. Kolos doch wundern - 15 im SCHNITT pro Arbeitstag über 30 Jahre? Wow... Oder waren das gefühlte 100 Tsd.? Was ich gut verstehen könnte... *zwinker*

LG
tarnkappe
****aza Mann
3.096 Beiträge
Unser System vergütet leider keine "zeitaufwändige" sanfte Medizin, sondern muß mit begrenzten Mitteln viele Patienten versorgen. Milchmädchenrechnung: Würde jede Koloskopie statt 27 Minuten plötzlich 30 Minuten dauern, könnten in Deutschland 10% weniger Patienten versorgt werden.
Deshalb bleibt das Behutsame wohl ein Luxusgut. Jedes Volk bekommt die Versorgung, die sie sich leisten kann und möchte.
****SH Frau
1.888 Beiträge
Themenersteller 
Und deswegen wird nun mit hochwirksamen Medikamenten umhergeschleudert !!??

Ich rede mal nur von Koloskopien als reine Vorsorge incl. Polypenabtragung.
Selbst wenn hier nur 20% Narkosen einsparen könnte.

Ein gesunder Darm tut nicht weh, Polypenabtragung per Elektroschlinge merkt man nicht. Ein Doc mit Erfahrung ......-- okay Kurven, das drückt mal, als wenn man Blähungen hat ---aber als Schmerz möchte ich das nicht bezeichnen.

Angst, Unsicherheit, zu wenig Zeit ........--kann nicht die Indikation sein.

Wieviele Koloskopien laufen unter Narkose schmerzfrei ab, und damit ist die Narkose überflüssig --niemand weiß es !

Ich empfinde es nicht als verantwortungsbewußten Umgang mit Medikamenten.
Es reicht doch völlig aus wenn man den Pat. verspricht, er braucht keine Schmerzen ertragen, sobald es weh tut bekommt er die Spritze. Aber das zu sagen und den Pat. ein sicheres und gutes Gefühl zu geben "kostet" schon wieder 1 Minute mehr im Vorgespräch !


Armes Deutschland !! Wo ist dein Gesundheitssystem gelandet
*******Sara Frau
5.173 Beiträge
Ich rede mal nur von Koloskopien als reine Vorsorge incl. Polypenabtragung.
Selbst wenn hier nur 20% Narkosen einsparen könnte.

Wenn man schon über Einsparungen im Gesundheitswesen reden will,
dann gibt es da bestimmt ganz andere Dinge,
wo man einsparen könnte.
Sich da jetzt an einer Narkosespritze "hochzuziehen" finde ich persönlich reichlich übertrieben,
insbesondere wenn man bedenkt,das ,wie hier schon gesagt wurde,
durch diese Narkose viele keine Angst mehr haben vor den Vorsorgeuntersuchungen,die helfen rechtzeitig Krankheiten zu entdecken und zu behandeln,
Und dadurch können auch Kosten eingespart werden *zwinker*

Ich empfinde es nicht als verantwortungsbewußten Umgang mit Medikamenten.
Es reicht doch völlig aus wenn man den Pat. verspricht, er braucht keine Schmerzen ertragen, sobald es weh tut bekommt er die Spritze. Aber das zu sagen und den Pat. ein sicheres und gutes Gefühl zu geben "kostet" schon wieder 1 Minute mehr im Vorgespräch !

Nein ,es reicht eben nicht aus und wenn man berechtigte Angst hat,
dann hilft auch kein noch so langes Beratungsgespräch und behutsamer Umgang..sorry...
abgesehn davon heisst ja eine Narkose nicht,daß sich deshalb keine Zeit für den Patienten genommen wird.
Und was heisst eigentlich Zeit nehmen? *gruebel*
Meine Güte,der Arzt soll meinen Darm untersuchen
und gut ist es!
Dann gibt es noch ein Nachgespräch und alles andere übernimmt dann mein Haus oder Facharzt!

Und wenn wir über verantwortungsvollen Umgang mit Medikamenten diskutieren wollen,
dann gibt es da echt ganz andere "Baustellen" ,
wo ein kritisches Hinsehen angebracht wäre.
*****ree Frau
13.377 Beiträge
Und was heisst eigentlich Zeit nehmen?
Meine Güte,der Arzt soll meinen Darm untersuchen
und gut ist es!



da habe ich mal was zum vergleich:

ich werde mich bald nach 3 schwangerschaften und da durch verbundener, mehrfacher, sehr hoher gewichtsab/zunahme (130kg minus in 7 jahren) zwei aufwendigen straffungs- ops unterziehen.

bauch, brust und oberarme werden in zwei großen op´s gestrafft und abgesaugt, neu modeliert- das volle programm halt...

so, nun kommt der kostenvoranschlag: 11.000 euro OHNE anästhesie (2400 oben drauf) und OHNE krankenhausaufenthalt (270euro pro tag).

auf diese 11.000 euro, die ich selber zahle, entfallen laut rechnung 38,95 euro für....achtung: 10 minuten (ZEHN minuten!!!!!) beratungsgespräch für diese 2 riesen- ops,

wo ich am bauch komplett von rechts nach links aufgeschnitten werden, bis zum brustbein sämtliche schichten abgelöst und der bauchnabel neu eingesetzt wird, die brust komplett verkleinert, gestrafft, brustwarzen ausgeschnitten und neu vernäht werden, sowie die oberarme abgesaugt und von achsel bis ellebogeninnenseite aufgeschnitten und zusammengezogen werden. dabei wird noch alles besprochen, risiken, nebenwirkungen, komplikationen und angezeichnet...

ich wiederhole: in 10 minuten!

nun stellt sich mir die frage: wieviel zeit erwarte ich an ärztlicher "zuwendung" für eine darmspiegelung? und das noch als kassenleistung!

natürlich wünsche ich jedem das er allumfassend und in ruhe aufgeklärt wird, nur ist das echt utopisch. zudem lässt sich, wie einige schon schrieben, angst und schmerz nicht wegreden. manche patienten profitieren wirklich von einer sedierung und ersparen sich und dem arzt viel kummer. (z.b wenn während der behandlung doch plötzlich eine sedierung nötig wird/ sich patienten nicht mehr zur colo trauen.)

nächste frage: möchte ich unbedingt alles mitbekommen?

ich denke nicht.
Op ?
Wie sich das liest, kann ich (als Internist, Gastroenterologe) nur von der Op im beschriebenen Umfang abraten! Vorschlag: Gewicht reduzieren auf BMI unter 30, wenn dann der sog. Regenschirmeffekt (geschlossener Zustand) eintritt, dann kann die Korektur Op viel gefahrloser (wenn überhaupt erforderlich) durchgeführt werden- noch dazu gibt es dann harte Argumente den Kassen gegenüber, diese Kosten zu übernehmen.
*****ree Frau
13.377 Beiträge
Gewicht ist doch unter BMI 30.... Und Die op wurde vom Professor selber abgesegnet, da bei mir eine Rekonstruktion der mamma vorgenommen werden muss... Aber das soll hier nicht Das Thema sein. Wollte nur ein Beispiel dafür geben wieviel Zeit sich Ärzte nehmen....
*******pe3 Frau
463 Beiträge
Zeitmanagement in der Medizin
Dazu möchte ich auch noch etwas schreiben...

Ich habe lange in der operativen Medizin gearbeitet. Das tollste daran waren die Zeiten im OP. Während man operiert, spielt Zeit kaum eine Rolle - da stehen andere Prioritäten oben. Und man wird "in Ruhe gelassen" mit allem anderen (oft Verwaltungs- oder Organisations-)Mist. Genial.

Allerdings bin ich auch damals schon nicht mit meiner Arbeitszeit hingekommen - jede Aufklärung (Lungen-OPs) hat bei mir mindestens 20 min oder länger gedauert. Ich kann keinen Patienten in 10 min aufklären, dass er begreift, was und warum wir da morgen machen. Und sich am Ende mit der Entscheidung zur OP auch "gut" fühlt. Aber damals ging das - ich war Single und konnte eben länger arbeiten (unbezahlt natürlich ;-)).

Als alleinerziehende Mutter habe ich dann in einer geriatrischen Reha gearbeitet. Und immer mehr "Kram" aufs Auge gekriegt. Auch da kippten irgendwann Arbeitsinhalt und dafür verfügbare Zeit - zumindest, um die Inhalte GUT zu machen. Ich musste dann aber weg - meine Tochter abholen/versorgen. Also ging das nicht mehr mit "dann mache ich eben länger". Ich ließ "Kram" liegen und versorgte weiter die Patienten gut.

Ende vom Lied: Ich wurde aufgefordert, mich anders zu "organisieren". Mir wurde vorgerechnet, dass ich für die Visite bei 20 (multimorbiden) Patienten allenfalls 30 min brauchen dürfte. Bei Isolierzimmern wegen MRSA oder Noro brauche ich alleine 2 min, bis ich überhaupt DRIN bin... Andererseits wurde ich "gezwungen", zu jedem Patienten einen Entlassungsbrief zu schreiben, der JEDE Untersuchung, JEDEN einzelnen Laborwert beinhaltete - von 3 oder 5 Wochen Aufenthalt. Was kein niedergelassener Arzt jemals auch nur zeitlich lesen kann. Und was auch keinerlei Relevanz besitzt (Kurzberichte mit dem wirklich WICHTIGEN hatte jeder Patient bei Entlassung schon in der Tasche). Was ein Irrsinn, für jeden (idiotischen) Brief 20 bis 30 min zu "verplempern"!

Für mich war die Konsequenz: Ich steige aus aus diesem irren System. Was ich auch gemacht habe. War ein wenig wie "Weglaufen" - aber "Ändern" ging eben nicht. Ich hab´s probiert...

Das Dumme ist, dass sich die "Qualität" der menschlichen Betreuung der Patienten nicht messen lässt. Und damit in jedem QM hinten runterkippt. Und üblicherweise in unserem System ja auch nicht bezahlt wird. Und als Hobby konnte ich mir das nicht mehr leisten, als mein Töchterchen mich auch brauchte.

LG
tarnkappe
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