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Medizin
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Krankenhaus-Tourismus....

Zuspruch!
Ich kann dem leider nur Recht geben. Bevor ich in München angefangen habe, habe ich in einem kleineren Haus auf dem Land gearbeitet. Da ist es leider so, wenn man den RTW im Einsatz hat, ist der blockiert. Wenn also jemand wegen einer Lapalie den RTW ruft und dann jemand einen Herzinfarkt hat, kann der leider erstmal nicht versorgt werden. Da bin ich fast hinten umgefallen, als ich das mitbekommen habe.
In der Ambulanz hätte ich manchmal gerne Rechnungen ausgestellt, ob der Wichtigkeit oder nicht, sprich: wenns gerechtfertigt war, außer der normalen Arbeitszeit zu kommen, keine Kosten. Wenn es wegen irgendeinem Bödsinn ist- muß der Patient zahlen. Ich schwöre, der unnötige Patientenauflauf würde sich minimieren. Hört sich krass an, wäre aber ein interessantes Projekt. *zwinker*
****usa Frau
2.682 Beiträge
Ich muss gestehen, ich war auch schon mal eine dieser Patientinnen.

Ich hatte mir im Dienst (Transfusionsmedizin) den Knöchel verstaucht, es war 18 h, mein Dienst ging bis 22 h, wegen notfällen musste ich laufen und konnte den Knöchel nicht schonen. Am ende meiner Schicht konnte ich nicht mehr auftreten, dh gegen 22:30 war ich in der Notfallambulanz da es Freitag Abend war und ich Samstag mal wieder Dienst hatte.
Die fanden es auch alles andere als lustig, aber was hätte ich tun sollen? Meine Kollegin hätte ich davor nicht alleine lassen können, wäre es ein Bänderriss gewesen wäre es verflucht scheisse gewesen...

Ne Frechheit war allerdings ein Mann, der gleichzeitig mit mir in der Ambulanz war. Auch Knöchel verstaucht, allerdings am vorabend, und er war den ganzen Tag arbeiten, nur um sich um 22 h mit der Ambulanz in der Arbeit abholen zu lassen. Die Rechnung musste er übrigens selbst bezahlen.

Allerdings sind es nicht nur Patienten, ich kann mich auch an Ärzte erinnern, denen erst um 23 h einfiel, dass sie Blutkonserven für den nächsten Tag bereitstellen lassen wollen... Mein Bereitschaftsdienst fing um 22 h an, aber dem Patienten zu liebe macht mans halt dann trotzdem noch.... mehr als 4 der 8 h Bereitschaft habe ich nie geschlafen.
****aza Mann
3.096 Beiträge
Überlegt Euch mal...
... woher das wohl kommt?
Natürlich gibt's arglose Patienten ("ich dachte, sie sind ja ohnehin wach und arbeiten") und idiotische Patienten ("ich kam grad vorbei... und hab da seit 14 Tagen..."), aber ein zunehmend größeres Problem ist:
Wo sollen die Patienten denn hin? Hausarztpraxen (wer ist schon noch so bescheuert und läßt sich in diesem Bereich nieder) schließen ohne Nachfolger - die restlichen Praxen sind überfüllt, der hausärztliche Notdienst kann nicht besetzt werden. Nun ist es eben langsam soweit, daß dieser sich im hausärztlichen Bereich auch in ganz Deutschland zuspitzende Mißstand durchschlägt in andere Bereiche des Gesundheitssystems.
Bisher wurden die beklagten Fälle abgefangen durch die Hausarztpraxen oder durch den hausärztlichen Bereitschaftsdienst - deren Aufgabe war die Erstversorgung des ungefilterten Patientenguts (das beinhaltet den "zwickenden Rücken" oder die Blasenentzündung wie auch den Schlaganfall oder die Kreissägenamputation). Dieser Filter läuft nun über und die gewohnten Notfälle einer Rettungsstelle werden verwässert.
Es ist das gemeinsame Los der Grundversorger, daß Patienten unterminiert und ungebremst an die Anmeldung strömen können dürfen müssen.
Viel Spaß...
*********ein90 Frau
8 Beiträge
Auch bei uns nimmt es absolute Überhand...
Unsere Patienten sagen uns teilweise ganz offen warum sollen wir noch zum Hausarzt?
Da warten wir Wochen auf Termine (röntgen,etc)
Bei uns warten sie zwar bis zu 10 std im schlimmsten Fall, bekommen aber alles sofort gemacht...

Und der RD wird gerufen weils bequemer ist und die Leute meinen sie kämen dadurch schneller dran
Wenn man die kosten anspricht heißt es dann nur: " Dafür bin ich doch versichert!"

Meiner meinung nach sollte man solche Patienten ablehnen und zum Hausarzt schicken dürfen!!!!
*****ree Frau
13.377 Beiträge
Meiner meinung nach sollte man solche Patienten ablehnen und zum Hausarzt schicken dürfen!!!!


und wer will- ohne untersuchung- abschätzen wer bleiben darf und wer nicht? Du?

ich denke nicht...
****usa Frau
2.682 Beiträge
Ablehnen ist tatsächlich nicht möglich... niemand kann sagen, was genau hinter einem Schmerz steckt, bis man den Patienten untersucht hat.

Meinen Wirbelbruch vor einem Jahr hat der diensthabende Arzt übrigens nicht erkannt und mich nur zur überwachung wegen ein wenig blut im urin da behalten... der dachte sicher auch, ich würde übertreiben.
*******raB1 Frau
211 Beiträge
Bereitschaftsdients/Notdienst
In der Ambulanz hätte ich manchmal gerne Rechnungen ausgestellt, ob der Wichtigkeit oder nicht, sprich: wenns gerechtfertigt war, außer der normalen Arbeitszeit zu kommen, keine Kosten. Wenn es wegen irgendeinem Bödsinn ist- muß der Patient zahlen. Ich schwöre, der unnötige Patientenauflauf würde sich minimieren. Hört sich krass an, wäre aber ein interessantes Projekt.
*smile*

Genau den Nagel auf den Kopf getroffen. In zahlreichen Städten und Kreisen gibt es inzwischen ja einen ärztlichen Notdienst und eine bundeseinheitliche Telefon-Nr., unter der man sich nach der nächsten Notarztpraxis erkundigen kann. Als niedergelassene Gynäkologin "darf" ich ca. 1x (selten 2x) im Quartal dort antreten. Das ist zwar nix gegen die Arbeit in der Klinik mit 6-8 Diensten im Monat, aber eine Frechheit, wenn ich sehe, mit welchen Wehwehchen die Patienten zu uns kommen. Lieblingssatz am Freitag-Abend: "ES juckt schon die ganze Woche, aber jetzt vor dem Wochenende....." *gleichplatz* Ich habe mir angewöhnt zumindest die Medikamente nur noch auf Privatrezept zu verordnen, damit die Patientin dann wenigstens in den nächsten Tagen Ihren Gynäkologen aufsucht, sei es, um das Rezept einzutauschen. Allzu gerne würde ich eine Rechnung für die Konsultation ausstellen, die Patienten murren ja schon wegen der 10,-€ Notfallgebühr! *fluch*
"Echte" Notfälle in der Gyn gehören überwiegend ins Krankenhaus, dazu zählen für mich Blutung in der Schwangerschaft, Wehen, Blasensprung, Drohende Frühgeburt etc. Diese habe ich aber mit einer Ausnahme in der Notfallpraxis bisher nicht gesehen. Und lieber verschreibe ich einer Patientin die "Pille-Danach" als 6-8 Wochen später einen Abbruch einer nicht erwünschten Schwangerschaft zu indizieren (habe ich bisher erstaunlich aber auch eher selten erlebt).
Im Großen und Ganzen ist der Begriff "Notfall" ziemlich dehnbar, die Selbstbedienungsmentalität inzwischen jedoch groß.
Traurig aber wahr...
Ablehnen ist tatsächlich nicht möglich... niemand kann sagen, was genau hinter einem Schmerz steckt, bis man den Patienten untersucht hat.

Meinen Wirbelbruch vor einem Jahr hat der diensthabende Arzt übrigens nicht erkannt und mich nur zur überwachung wegen ein wenig blut im urin da behalten... der dachte sicher auch, ich würde übertreiben.

Es ist wirklich sehr Schade, daß sowas passiert. Die Annahme, daß jemand übertreibt. Und eine Verletzung in ihrem Ausmaß zuerst nicht richtig erkannt wird.

Manchmal denke ich, es findet bei den Ärzten leider eine gewisse Desensibilisierung statt. Und es ist für mich nicht mal sehr verwunderlich...

Ein Beispiel:
Ein Pat. kommt auf der Notfall-Liege, Krümmt sich vor Schmerzen...
Unfallhergang wird wie folgt beschrieben: von 1 Meter runtergesprungen, falsch aufgekommen und Knöchel umgeknickt....
Massive Schmerzen, keine Belastung mehr möglich...und das Knie tut auch ziemlich weh....*aua*
Mit viel Mühe ziehen wir den ziemlich schweren, unbeweglichen Pat. auf den Röntgentisch *gr*
Das bewegen des Beines um "Vernünftige" Röntgenaufnahmen machen zu können (der Gelenkspalt sollte frei einsehbar sein um knöcherne Verletzungen korrekt beurteilen zu können, bzw. mit Sicherheit ausschließen zu können) ist nahezu unmöglich, der Pat. schreit vor Schmerzen....
Sämtliche Röntgenaufnahmen wurden mit Schwierigkeiten und den Umständen entsprechend korrekt durchgeführt..... Wir rechnen mit einer Fraktur..... allein schon wegen den SEHR starken Schmerzen....
Aber wir können noch so genau hinsehen.... selbst mit frisch geputzer Brille und unter der Vergrößerung ist auch nicht die kleinste knöcherne Verletzung zu sehen..... *hae*

Sämtliche Test, die der untersuchende Chirurg in der Notaufnahme durchführt deuten auch nicht auf eine Bandverletzung hin.... Lediglich eine leichte Distorsion kann festgestellt werden....

Ergo: Salbenverband und gut..... und ein Patient der sich vor Schmerzen gekrümmt hat, nichtmehr belasten konnte und den wir ob seiner starken Schmerzen mit vereinten Kräften auf den Röntgentisch ziehen mussten, kann wieder Laufen und muß nichtmal humpeln...
Wenn ich sowas sehe, dann glaube ich doch, daß Röntgenstrahlung Wunderheilkräfte hat....*haumichwech*

Die nächste Patientin kommt mit dickem Knöchel angehumpelt, ebenso umgeknickt. Allerdings schon vor drei Tagen, die Schmerzen wurden nicht besser, die Schwellung am Knöchel nimmt stetig zu und es ist eine massive Verfärbung festzustellen. Mehr oder weniger hat der Ehemann darauf gedrängt endlich zum Arzt zu gehen....
Die Patientin gibt sich sehr große Mühe nicht all zu offensichtlich zu humpeln....
Mehr oder weniger wird geröngt um eine knöcherne Verletzung mit Sicherheit auszuschließen..... Dieser Mensch begibt sich selbständig auf den Röntgentisch, toleriert die notwendige Positionierung des Fußes/Beines ohne murren....
Und dann staunen wir nicht schlecht, denn diese Patientin hat eine Weber B Fraktur *oh2*

Die Moral der Geschicht.... Das Schmerzempfinden und der Umgang mit eigen Schmerzen nach einer Verletzung ist so unterschiedlich, wie wir Menschen eben unterschiedlich sind....

Das ist der Grund, warum kein Patient jemals abgelehnt wird, wenn er in der Notaufnahme vorstellig wird..... Was jedoch echt zum kotzen ist, sind die Theater-Spieler..... die auf eine wundersame Heilung zurückgreifen können, wenn sie die Ambulanz wieder verlassen....
*headcrash* Man kommt sich sowas von verarscht vor...*motz*

Wenn man ständig solches Theater vorgespielt bekommt, läuft man einfach Gefahr zuerst mal von "hat eh nix" auszugehen. Man bekommt sozusagen "Hornhaut" *g* darunter leidet leider die Objektivität.....

Und dann kann es auch noch sein, daß da leider ein armer Assistenz-Arzt Notdienst in der Aufnahme schieben muß, dem einfach die notwendige Erfahrung noch fehlt Röntgenaufnahmen in dem Maße beurteilen zu können, wie es notwendig wäre. Und er kann im Augenblick keine weitere Meinung einholen, denn der Diensthabende Oberarzt und der Hintergrundler stehen schon seit 1 Stunde im OP wg. einer Notoperation.... Evtl. sind die Röntgenaufnahmen auch nur bedingt beurteilbar....kommt auch vor.
Und er wird unter massivem Zeitdruck von einem Patienten zum nächsten gescheucht...

Läuft halt nicht immer alles glatt....

Doch WEIL wir alle nur Menschen sind, ist es nicht immer einfach zu ertragen, wenn man sieht wie manche Mitmenschen mit einer Selbstverständlichkeit und Rücksichtslosigkeit die Notdienste am Abend/Nacht und am Wochenende regelrecht konsumieren, und die Kapazität in Anspruch nehmen, die für wirkliche Notfälle dann fehlt.

Das Ganze ist eine Medallie mit nicht nur zwei Seiten.....
*******njoe Mann
616 Beiträge
GOOMER: go out of my emergency room
In seinem Buch "house of god" beschreibt der Autor Samuel Shem den Patiententyp "Goomer". Grob charakterisiert ist es genau der hier oftmals kritisierte "Tourist".

Eines der "laws" des house of god lautet: "Goomers never die". Zur Lektüre im Dienst kann das Buch durchaus empfohlen werden, es enthält ewige Krankenhaus-Wahrheiten.

Diejenigen Patienten mit akuten Rückenschmerzen, die sich -wie hier beschrieben- "schwupps" von der Liege bewegen, kann man auch "schwupps" kurz nach "red flags" (z. B. Parese, Stauch- und Klopfschmerz, Reflexausfall) klinisch untersuchen, schwupps einen handgeschriebenen Brief und an den behandelnden niedergelassenen Arzt zurückverweisen mit den Worten: "Eine gravierende Erkrankung kann ich im Moment erst einmal ausschliessen, die weitere Behandlung kann ihr Hausarzt übernehmen"

Eine andere Frage ist, ob die Krankenhäuser und ihre Kostenträger dies auch in dieser Form wollen. schliesslich geht es hier ja auch um Behandlungsfälle und damit auch jedesmal um Geld. Möglicherweise leidet auch das Ansehen des Hauses unter einem derartigen Verhalten.

*sonne*

Joe
*******pleX Paar
1.803 Beiträge
So oder so....
Haben auch die Erfahrung gemacht das die Leute wegen Kleinigkeiten den Rettungsdienst rufen (waren bzw sind da auch tätig) um einfach schneller dran zu kommen da sie keine Lust haben lange in der Aufnahme rum zu sitzen.

Auch nerven die Leute die morgens um 3uhr ankommen wegen irgendwelchen Beschwerden z.B des OSG die seit 2 Wochen da sind.....dazu kommt das die meißten ein KH mit nem Hotel verwechseln.......

andererseits gibt es die, die eigentlich unbedingt ins KH gemusst hätten aber nicht gehen weil ja ein kleines Stechen in der Brust oder kribbeln im linken Arm nicht schlimm sei..........
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