http://www.focus.de/panorama … rd-gefeuert_aid_1026484.html
Generell wohl eine "ziemlich verdrehte Welt", oder?
Um aber beim Pflegeberuf zu bleiben:
Wir mutieren doch - gezwungener Maßen - zunehmend zu "Pflegedokumentations-Pflegern" und pflegen Akten, Papierberge oder die PC-Dokumentation.
Darin enthalten sind meist genau solche Pflegeplanungen, wie sie von Pflege-Schulen sicher mit guten Noten für den Ersteller belohnt würden.
In der Praxis werden sie auch tatsächlich mit Lob und positive Benotung FÜR DAS HAUS durch den MDK honoriert.
Bereits beim Vergleichen der Dienstpläne - und Ermittlung sich daraus tatsächlich ermittelter Zeit, die für die Betreuung der zu pflegenden Menschen zur Verfügung steht - mit der für die Durchführung der Planungen notwendigen Minuten, müsste jeder errechnen können, wie weit Theorie und Praxis auseinanderklaffen.
Eine derartige Überprüfung des tatsächlichen IST-Zustandes wird wohl niemand erlebt haben, der stationär in der Pflege arbeitet, ODER?
Auf dem Papier oder im PC steht genau das, was jeder lesen und woran leider zu viele glauben wollen:
Eine geplante Pflege nach neuesten Erkenntnissen und individuell auf den Menschen abgestimmt.
Daher wird - besonders vor dem angemeldete Überprüfen eines Hauses, oder bei einer bevorstehende Zertifizierung - nochmal verstärkt durch die Leitungskräfte der Heime auf eine perfekte Dokumentation geachtet.
Bei Defiziten werden dann die wenigen Fachkräfte im Dienst zur Überarbeitung der Dokumentation aus der Pflege abgezogen und sitzen im Büro, während wenige Pflegehelfer die alten Menschen unter extremem Zeitdruck zu betreuen bemüht sind.
Diese, durch den MDK geforderte Arbeit, wird noch nicht mal bezahlt, sondern wieder von der Zeit für die Pflege - von den genehmigten "PflegeMINUTEN" - abgezogen.
Das System ist absolut "krank"!
Die Pfleger an der Basis - die, die solche Dienste auszuhalten versuchen - haben keine Chance.
Der "schwarze Peter" wird ausgerechnet an DEN weitergegeben, der entweder seine Ideale irgendwann über Bord wirft (wer will von so jemandem gepflegt werden???) , oder im Burnout landet.
Die Kosten für die Behandlung psychisch kranker Pflegekräfte trägt dann zwar wieder die Krankenkasse, aber eine zu niedrige Belastbarkeit im "Einzelfall" (selbst, wenn dieser sich häuft!) ist offensichtlich leichter zu handhaben, als die dringend notwendige Reform in der Pflege.
Hinzu kommt, dass der Angehörige, dessen Vater oder Mutter in ein Heim einzieht, oft ein schlechtes Gewissen hat und glauben MÖCHTE, dass die geliebten Eltern eben genauso gepflegt werden, wie es in der Dokumentation steht.
Sie suchen zertifizierte, gut benotete Häuser aus, um das Gefühl zu haben, das Beste für den Angehörigen zu tun.
Ein Hinterfragen würde zum Hingucken zwingen und das Gewissen weitaus weniger beruhigen.
Natürlich herrscht Fachkräftemangel und in anderen Berufsgruppen würde dies vielleicht zum Aufstand führen und zu Veränderungen.
Offensichtlich sind Pfleger aber nicht nur "Sozialjunkies", die Mehrarbeit bis zum Umfallen leisten - oder leisten MÜSSEN - sondern auch so gestrickt, dass sie häufig nach Anerkennung von oben gieren und den Chefs nicht selten suggerieren wollen, dass der Eine noch mehr schafft und regelt, als DIE Kollegen, die ehrlich das benennen, was gar nicht zu schaffen ist.
Pfleger schreiben Überstunden nicht auf, bleiben länger, damit die Akten, für die sie zuständig sind, noch perfekter "stimmen" , als die des Kollegen.
So werden zunehmend DIE Pflegekräfte, die Kinder haben und deren Zeit nicht unbegrenzt ist, durch die eigenen Kollegen in eine unerträgliche Situation gebracht.
Pfleger sind in dem Dilemma, sich selbst nicht eingestehen zu wollen (oder zu KÖNNEN!) , dass sie in Akten die Tatsachen beschönigen und:
Wer sagt schon, dass er abzeichnet (mit SEINER Unterschrift), was gar nicht geleistet wurde?
Dann wäre ja DER PFLEGER der "Betrüger" und - eben nicht "das Haus", oder der MDK - denn DIE zeichnen die Leistungen ja nicht ab.
Wir sind bereits in einer Situation, in der der Pfleger - langsam, schleichend und immer tiefer - in eine unausweichliche Situation gebracht wurden, aus der sie oft gar nicht raus können.
Durch dieses System werden Menschen, die mit Liebe und Idealen ihren Beruf mal begonnen haben, zu Unrecht und auch ggf. zum Betrügen genötigt und nach begehen eines solchen, verordneten und von oben erzwungenen Unrechts, mundtot gemacht.
Schließlich haben SIE ja die laut Dokumentation "perfekte Pflege" mit ihrem Namen unterschrieben und bestätigt!
Außerdem:
Zunehmend arbeiten Menschen im Pflegeberuf, die diesen deshalb ausüben, weil Pfleger extrem gebraucht werden und der Pflegeberuf ein kleines, aber sicheres Einkommen garantiert.
Der ehemalige "Traumjob" wird zum Ziel für DIE, die in Notsituationen Geld brauchen, auf das sie - oder die Fam. in Polen, Rumänien und sonstwo - angewiesen sind.
Diese Menschen können weder Missstände anprangern, noch auf die Barrikaden gehen!
Man muss nicht unter Verfolgungswahn leiden, um schlimmste Befürchtungen zu haben, was da dahinterstecken könnte, oder?
Liebe Grüße!