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pro und contra Pharma- Sponsoring

pro und contra Pharma- Sponsoring
Welche Erfahrungen macht Ihr mit Fortbildungsangeboten oder anderen Veranstaltungen, die von Pharma- Firmen gesponsert sind? Was haltet Ihr davon?
Was wären die Alternativen?
Kann man eine solche Kooperation auch so gestalten, dass keine ethischen Probleme entstehen?
*******pper Mann
372 Beiträge
Naja - ich sehe nicht zwingend ein ethnisches Problem.

Klar - Pharmavertreter machen Fortbildungen um ihr Produkt zu pushen, aber was "ich" daraus mache, ist doch noch meine Sache.

Ich (Rettungsdienst) hatte da immer recht wenig Probleme, Ärzte schon eher - aber die meisten Ärzte, die ich kannte (Notärzte, Anästhesie, Innere Medizin, etc.) haben auch nur News mitgenommen - sich durchaus näher informiert, aber es nicht zwigend in den Alltag einfliesen lassen.
Sorry aber ist unser Gesundheitswesen ohne die Lobbyarbeit der Pharmaindustrie heute noch denkbar?
Fängt doch schon in der Politik an.
Ob Medizin oder Pflege, ganz egal.
Da fließt sehr viel Geld.
Also eine wirklich schwierige Frage.

Lg
Nein.

Industrie = primär wirtschaftl. Interesse

Leider auch bei Ärzten ansteigend, umso dringender ist die Gegenbewegung zu fördern.
Partnerschaft
Ok, natürlich haben Pharmaindustrie und Medizintechnik etc. wirtschaftliche Interessen.
Andererseits sind doch die Produkte dieser Unternehmen unabdingbar für die ärztliche, pflegerische, therapeutische Arbeit.
Mal abgesehen wie die Vereinbarungen zur Zusammenarbeit ausgestaltet sind, halte ich es doch für notwendig, dass man voneinander weiß, über neue Entwicklungen informiert ist, die Probleme kennt und gemeinsam an Lösungen arbeitet. Es muss ja nicht so sein, dass von Pharma zu Ärzten Geld fließt, sondern dass man bestimmte Themen gemeinsam beackert und sich darüber fachlich austauscht, ohne dass die Ergebnisse von vorneherein im Sinne der Pharma sein müssen.
*******_80 Frau
227 Beiträge
Ich nutze die schon.
Sind ja fast immer gut gemachte Vorträge von Experten.
In den Vorträgen wird eigentlich auch auf Pharmawerbung verzichtet, ich erfahre also schon, welches Antidiabetikum ich wofür nehmen soll oder kann, allerdings nicht, von welcher Firma ich das verschreiben soll - was ja aufgrund der Rabattverträge in der GKV ohnehin meist hinfällig ist, es sei denn es gibt nur das Original.

Und mit welchem Kugelschreiber ich mir Notizen mache und welches Emblem das Notizblatt hat beeinflusst mich nur minimal.

Und wenn eine Firma ein gutes neues Produkt hat, dann freue ich mich auch über diese Info, vergleiche noch mit Alternativen und verschreibe das dann ggf. auch.
Wann ein best. Pharmakon für ein bestimmtes Leiden eingesetzt wird erfährt man wohl am Besten in PubMed bzw. bei anderen Quellen für klin. Studien.

Mal ein Beispiel:
Imatinib (ein Tyrosinkinaseinhibitor) ist bzw. war der Goldstandard bei der Behandlung der Chronisch Myeloiden Leukämie (CML).
Dieses wurde aber nun vom Hersteller (Novartis) geändert, von nun an ist das einzusetzende Medikament Nilotinib (ebenfalls ein TKI).
Die treibende Kraft dahinter war das 2012/2013 auslaufende Patent von Imatinib.
Das Patent von Nilotinib läuft erst in ein paar Jahren aus.

Sprich: Hätte man Imatinib weiterhin verwendet, würde die Bahndlung eines CML-Patienten nicht weiterhin etwa 75.000€ in Jahr verschlingen, sondern mittels eines Generikums nur noch ein paar hundert Euro.
Das ist zwar gesellschaftlich ein immenser Vorteil, für die Firma jedoch ein Fiasko.

Es wurde also von Novartis eine Nilotinib-Kampage gestartet, die ihresgleichen sucht. Und es wird jetzt eingesetzt! Kosten pro Patient: 70.000 bis 90.000€/Jahr.
Und es hat sicher KEINE Firmen-Veranstaltung gegeben, in welcher Imatinib noch erwähnt, oder aber zumindest nicht runtergeredet wurde.

Profitieren tun die Patienten übrigens von beiden Medikamenten sehr gut (Ausnahme: nachgewiesene Mutationen/Resistenzen).

Natürlich wird Imatinib noch eingesetzt. Aber nur von denen, die die klinischen Studien zu dem Thema gelesen haben, nicht von denen, die ihr Wissen aus Firmenvorträgen haben.

Es gibt noch viele weitere Beispiele...

Also Obacht!
*******njoe Mann
616 Beiträge
Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker....
Wer bezahlt eigentlich diese "selbstverständliche Beratungsleistung"?


Der Gesetzgeber hat inzwischen restriktive Gesetze zur Bekämpfung der Korruption im Gesundheitswesen erlassen. "Vergnügungsreisen" - wie bis zum Anfang des Jahrtausends noch üblich- sind nach meiner Kenntnis längst Geschichte. Die heute angebotenen Fortbildungsveranstaltungen entsprechen einem klar vorgegebenen Kodex. Sie sind mir weitaus lieber, als irgendein nerviger Pharmarefernt, der sich bei vollen Wartezimmer fast auf meinen Schoß hockt und seinen Laptop vor meine Nase aufklappt, um irgendwelche Daten seiner Firma zu präsentieren. Dann lieber eine Fortbildung. Ob der referierende "KOL" (Key Opinion Leader) unabhängig agiert, kann man in der Regel heraushören.

@ Monk
aber was "ich" daraus mache, ist doch noch meine Sache

Mehrere Studien belegen, daß genau diese Geisteshaltung zwar sehr verbreitet ist, aber....nicht stimmt. Schon das kleinste Geschenk - und sei es ein Kugelschreiber- beinflusst den Beschenkten dahingehend, daß er im Unterbewusstsein zur moralischen Gegenleistung verpflichtet wird.


J Law Med Ethics. 2013 Sep;41(3):665-72. doi: 10.1111/jlme.12076.
Physicians under the Influence: Social Psychology and Industry Marketing Strategies. Sah S, Fugh-Berman A.


Wer sich nicht drauf einlassen möchte, darf sich gerne den "MEZIS" anschliessen: Mein Essen Zahl Ich Selber.


*sonne*

Joe
*******njoe Mann
616 Beiträge
Der blinde Fleck....
Die vermeintliche Unbeinflussbarkeit durch Pharmageschenke bei Ärzten hat sogar einen eigenen Namen: "Der blinde Fleck"

Steinman MA, Shlipak MG, McPhee SJ: Of principles and pens:
attitudes and practices of medicine housestaff toward pharmaceutical industry promotions. Am J Med 2001; 110: 551–7.


Sehr spannend *gg*

*sonne*

Joe
@Marzipanjoe
Da ich leider als nichtzahlendes Mitglied kein "Danke" drücken kann:

Danke für deine Kommentare!
Vor allem für die zitierten Paper. Klasse.
*******njoe Mann
616 Beiträge
...
Bitte sehr, ich drück mal eben den "gefällt mir" Button für Dich.... *haumichwech*

*sonne*

Joe
Was kostet ein Leben vs. Placebo
Gegen pharma- gesponserte "Fortbildung" habe ich ja garnichts einzuwenden. Auch ich nehme regelmäßig daran teil und profitiere durchaus davon. Welcher Konzern dahinter steckt und was ich aus deren "Eigenwerbung" dann mache bleibt letztlich wirklich mir selbst überlassen, wie auch meine Vorredner schon treffend erwähnten.
Auch ich sehe keine Möglichkeit für medizinischen Fortschritt ohne Pharmaindustrie.

Zum ethischen Problem wird es für mich an ganz anderer Stelle:

Was mir übel aufstösst - und das ist hier nur ein ganz kleines Beispiel aus meinem persönlichen Tätigkeitsbereich- sind die Unsummen, die von Seiten der Pharmaindustrie für die sogenannten "Investigatormeetings" im Rahmen von klinischen Studien ver(sch)wendet werden.

Meist sind das ja zweitägige Treffen für alle, an einer geplanten Studie teilnehmenden, Mitarbeiter an einem "zentralen" Ort. Wirkliche, inhaltlich relevante, Information und Wissen wird dann in einem Zeitraum von MAXIMAL ca 1,5 Stunden verteilt auf ein bis zwei Tage vermittelt, der Rest ist Unwesentliches und small talk bei diversen "welcome receiptions" und Essen.

Ein Beispiel von einem "meiner" letzten Prüfarzttreffen:

Location: Prag. 5 Sterne Hotel. Zum Teil Businessclass Flüge. Seltene Direktflüge auf der Strecke München- Prag- München, daher oftmals lästige Umsteigeverbindungen, die ggf. sogar eine weitere Übernachtung für aus Deutschland angereiste Teilnehmer nötig werden ließen.
Von München aus, mit Direktverbindung, in einer halben Flugstunde zu erreichen. An einem Tag hin, welcome receiption, Abendessen, einmal übernachten, Vorträge, dazwischen Kaffee, wieder Essen und nochmal Kaffee, natürlich mit small talk und ProduktINFORMATION (man könnte es auch Werbung nennen...) dann zurück. Teilnehmer ca 250 an der Zahl. Aus Indien, U.S.A. bis aus Japan wurden sie eingeflogen. Und da ist das dann eben nicht schnell mal nach Prag und zurück. Weder ist Prag "zentral" noch läßt es sich ggf. mit weiteren Terminen (Kongressen, Symposien etc.) in Europa ohne Verzögerungen und Aufwand verbinden, da grundsätzlich ein größerer internationaler Flughafen zwischengeschaltet werden muß, um von A nach B zu kommen. Da reisen dann also zig Leute aus der ganzen weiten Welt an, benötigen eben unter Umständen nach der Veranstaltung noch eine weitere Übernachtung, da sie nach Ende des Meetings am selben Tag nicht wieder in ihre Heimat oder weiter reisen können.

Langer Rede kurzer Sinn: Jeder Grundschüler kann dies im Rahmen eines selbst gewählten Beispiels hochrechnen, welche Summen hier zur Ausschüttung kommen. Und genau diese müssen, neben allen Entwicklungskosten (die dabei sicher den Großteil der Kosten verzehren) bis zur Zulassung eines neuen Medikaments dann nach eben dieser Zulassung wieder reingeholt werden.

Auf der ganz großen Rechnung machen die Kosten für diese Prüfarzttreffen sicherlich nur einen geringen Anteil aus. Doch hier stellt sich mir die Frage, wie die Pharmaindustrie dann insgesamt haushaltet, wenn sich einem der Eindruck aufdrängt zwei Tage in Prag werden im Sinne von "was kostet die Welt" verbucht..... Sind diese horrenden Kosten für ein, evtl. ein Leben rettendes. Medikament, wie es TKIs, small Molecules etc. sind, wirklich zu rechtfertigen und ethisch vertretbar????

Klar, daß jedes Pharmaunternehmen sehr großen Wert darauf legt ein Patent möglichst lange zu erhalten um dann wiederum, wenn dies nicht mehr möglich ist, mit einem "neueren" "innovativeren" "besseren" Medikament auf den Markt zu drängen um daraus neues Kapital (u.a. für viele weitere "zentrale" Meetings *baeh* ) zu schlagen. (sehr schönes Beispiel übrigens @ windfooted ! TKIs sind da derzeit ja der Renner überhaupt... *zwinker* )

Und das macht, wie gesagt u.a., die Behandlung, gerade in der Onkologie im Rahmen der neuen "target therapies", so absurd teuer. Da aus ethischer Sicht selbstverständlich immer das bestmögliche Regime für den Patienten zu wählen ist, muß sich die Pharmaindustrie somit keine Sorgen über ihre Zukunft und die immensen Entwicklungskosten von neuen Medikamenten machen. Und auch nicht darüber nachdenken, ob Dr. XY vom anderen Ende der Welt für 1,5 Stunden Vermittlung von neuem, aber nur vielleicht essentiellen, Wissen (und nicht immer gutem Essen) nach Prag geflogen werden kann ...
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