Verantwortlichkeiten
Nach reiflicher Überlegung und persönlicher Bewertung der verschiedenen Beiträge zum Thema komme ich zu der Erkenntnis, dass der Nutzwert einer Hygienefachkraft gar nicht hoch genug einzuschätzen ist und es dringend einer Erweiterung der Kompetenz bedarf: einer Erweiterung um den Haftungsaspekt !
Wen sollte man sonst den (wie immer erst nach Aufräumen aller Schäden wieder aus der Deckung auftauchenden) Anwälten zum Fraß vorwerfen können, wenn nicht den hauseigenen Hygienemeister ?! Endlich jemand, der die Hygienestandards aus dem FF kennt, endlich jemand, der diese Standards eigentlich gegen alle finanzielle Widerstände, gesunden Menschenverstand und andere Widrigkeiten hätte durchsetzen müssen (was natürlich aufgrund der oft reichlich weltfremden Bestimmungen und immer knappen Resourcen nie und nimmer gelingen kann) und endlich jemand, der für die Nichteinhaltung dieser Standards auch haftbar gemacht werden kann. Äquivalent zum Brandschutzbeauftragten, zum Qualitätsmanager oder zum Sicherheitsverantwortlichen ein willkommenes Target für die Juristenwelt.
So kann die "alleinerziehende" Krankenschwester also bei ihrem Visitenrundgang mit 30 Patienten endlich guten Gewissens auf die mindestens zweimalige zweiminütige Händedesinfektion / Patient verzichten (immerhin allein das ein Zeitaufwand von 2 Stunden bei einer 8-Stunden-Schicht), denn für die Einhaltung der Hygiene und die Bereitstellung von entsprechend mehr Stellen oder eine endlich praktikable Hygienevorschrift wäre ja die Hygienefachkraft verantwortlich.
Es sind "nur" 5 Infektionschutzkomplettsets pro Behandlungseinheit verfügbar ? Kein Problem: die Hygienefachkraft hätte sich ja um Lagerhaltung, Verfallskontrolle und Kosten von entsprechend mehr Sets kümmern können (auch wenn das Verhältnis von Aufwand zu Risiko für die Einlagerung von z. B. 100 Sets pro Einheit in keinem Verhältnis steht) !
Und last not least: endlich, endlich träfen die Sanktionen bei Nichteinhaltung von weitgehend selbstkreierten Hygienestandards, die keineswegs immer so evidenzbasiert sind, wie uns das die Hygieniker weis machen wollen, auch einmal die Erzeuger und Gutachter solcher Standards. Denn: lassen wir die Bürokraten und Theoretiker weiter so gewähren wie bisher, dann sind wir bald am Ende der praktischen Medizin und können keinen Patienten mehr behandeln, denn die eigentlich für die Behandlung gedachten Mittel gehen dann nur noch für Gesundheitsbürokaten, Versicherungsbeiträge und Rechtsanwaltsgehälter drauf.
Jede Branche schnürt sich das Korsett, in das sie gezwängt werden kann weitgehend selbst !