Was wir Ärzte verdienen...
Hey,
ich finde diesen Thead als Ergänzung zur Debatte über die Bezahlung in der Pflege eine schöne Idee!
Dieser Thread ging ja gut los mit der Äußerung, Ärzte sollten am besten auf Mindestlohn arbeiten. - Nun diese Äußerung hat mir innerlich schon irgendwie die Tränen ins Gesicht getrieben: Einerseits wegen dieser Geringschätzung unserer Arbeit und Verantwortung, andererseits wegen des langen Weges den man bis zum Arztgehalt auf sich genommen hat.
Erstmal möchte ich etwas grundsätzliches zur Ärztebezahlung sagen. In meinem Haus gibt es einen Tarifvertrag, der die Bezahlung einheitlich regelt. Für die Aushandlung war hier der Marburger Bund maßgeblich. Der Tarif heißt TV-Ärzte Hessen und ist mit Google leicht zu finden. Alternativ dazu haben bestimmte Häuser auch eigene Tarifverträge ausgehandelt.
Jetzt aber mal zu konkreten Zahlen:
Ein Assistenzarzt im ersten Jahr verdient man nach TV-Ärzte Hessen etwa 4023€ brutto im Monat. Davon bleiben nach Steuer netto knapp 2400€ übrig.
Nach Berufserfahrung gibt es bei den Assistenzärzten eine jährliche Steigerung um etwa 200€ pro Jahr.
Dazu kommen noch Zuschläge für die Nacht und Wochenenddienste. Schlägt man sich Wochentags die Nacht um die Ohren, geht man mit etwa 45€ mehr pro Dienst und etwa 200€ netto für einen kompletten Samstag (24h Bereitschaftsdienst in der Stufe II) nach Hause. Wieviel man durch einen Dienst an Mehrverdienst zu verrechnen hat hängt jedoch vom Dienstmondell und der Dienststufe des jeweiligen Hauses ab.
Für mich als Berufseinsteiger ist das zunächst einmal relativ viel Geld. Dabei gibt es jedoch einiges zu bedenken:
Man hat bis man zu diesem Gehalt kommt zunächst einmal im Schnitt 13 Semester an Studium zu bewältigen. Das ist je nach Engagement ein harter Vollzeitjob, den man entweder durch Bafög, Eltern oder Arbeit nebenher finanziert.
Neuerdings gibt es im Praktischen Jahr eine Aufwandsentschädigung. In Frankfurt sind das 300€ pro Monat, was ich nicht gerade als existenzsichernd bezeichnen würde. Da der Studientag abgeschafft wurde bleibt fürs Geldverdienen also nur das Wochenende (oder diverse Nachtdienste, nach denen man dann total übernächtigt wieder auf Station aufschlägt).
Ist man dann endlich Arzt hat man eine verdammt große Verantwortung und je nach (Nacht-)Dienstmodell auch eine verdammt große Belastung in der Klinik. Jeden Tag sind unzählige Entscheidungen zu treffen und das oft parallel und manchmal unter großem Druck. Auch wenn wir (je nach Fach) körperlich nicht so hart arbeiten ist es trotzdem harte Arbeit.
Fazit: Der weg zum Arzt ist erstmal lang und wenn man da ist hat man eine große Verantwortung. Ich finde das rechtfertigt ein gutes Gehalt.
Ich möchte aber auch noch ein Wort zur Pflege verlieren: Wie bereits erwähnt arbeitet die Pflege körperlich sehr hart und hat durch das Schichtmodell ebenfalls eine große Belastung. Außerdem gibt es kaum Modelle für eine angemessene Anpassung der Arbeit im Alter. Dass sich diese nicht im Gehalt niederschlägt rächt sich gerechterweise durch den Pflegenotstand, der aktuell aufkommt.
Ich denke dabei, dass Pflege und Ärzte auf dabei (wenn auch auf verschiedenen Niveaus) gleichermaßen von der ewigen Kostendeckelung im Gesundheitssystem betroffen sind. - Aber das ist sicher nochmal ein ganz anderes großes Thema.
lg
der Knuddelkater