@********r_76 Ich weiß natürlich nicht, wie es zu diesem Rat kam und wer ihn ausgesprochen hat. Ich persönlich habe mich in den letzten 5 Jahren viel mit Spiritualität und Esoterik, auch etwas Religion beschäftigt, aber der Begriff des "spirituellen Ichs" ist mir auch neu.
Mir ist zu deiner Schilderung spontan eine Textstelle eingefallen; ich habe ein bisschen gesucht, aber sie gefunden
. Sie stammt aus einem Buch über die Einheitserfahrung von Dr. Jack Kornfield, der zu den wichtigsten und einflussreichsten spirituellen Lehrern der Gegenwart zählt.
"Folgende humorvolle Geschichte (...) handelt von einem Schüler, der seinen Meister detailliert über seinen spirituellen Fortschritt unterrichtet. Im ersten Monat schrieb er dem Meister: "Ich bin durch eine Bewusstseinserweiterung mit dem Universum eins geworden." Der Meister überflog den Brief und warf ihn weg. Einen Monat später wusste der Schüler zu berichten: "Ich habe endlich erkannt, dass das Göttliche in allen Dingen gegenwärtig ist." Der Meister wirkte enttäuscht.
In seinem dritten Brief erklärte der Schüler begeistert: "Mir wurde in der Kontemplation das Geheimnis des Einen und Vielen offenbar." Der Meister gähnte. Der nächste Brief lautete: "Geburt, Leben und Tod existieren nicht, denn es gibt kein Ich." Der Meister schlug die Hände über dem Kopf zusammen.
Darauf verging ein Monat, dann wurden es zwei, fünf und schließlich ein ganzes Jahr. Der Meister fand es an der Zeit, seinen Schüler an die Pflicht seiner Berichterstattung zu erinnern. Der Schüler schrieb zurück: "Ich lebe einfach mein Leben. Wozu noch die spirituelle Praxis?" Als der Meister das las, rief er aus: "Gott sei Dank hat er es endlich begriffen." In dieser Geschichte spiegelt sich sie Zen-Lehre des vollkommenen Soseins wider." (Kornfield, 2010, S. 150 f.)
Quelle: Kornfield, J. (2010): Nach der Erleuchtung Wäsche waschen und Kartoffeln schälen. Wie spirituelle Erfahrung das Leben verändert. 9. Auflage. Goldmann.