Konzertberichte
Moin Headbangers.Dieser Thread ist für umfangreichere Konzertberichte gedacht. Ihr wollt anderen eine Tour, oder eine bestimmte Band schmackhaft machen und ein jüngst erlebtes Konzert beim Schreiben nochmal Revue passieren lassen? Dann haut in die Tasten, zu gerne lese ich und sicher auch andere hier Konzertberichte von Metalfans für Metalsfans.
Ich starte den lustigen Reigen mal mit einem Bericht der "Chaos over Europe" Tour mit Kreator, Caliban, Eluveitie und Emergency Gate vom 01.03. 2009 im Docks in Hamburg
Auch wenn ich ob des Supports eine Weile überlegt habe, stand ziemlich schnell fest, dieses Konzert muss sein. Clubkonzerte von Kreator sind immer noch was einzigartig Geiles und garantieren beste Laune und maträtierte Nackenmuskeln und blaue Flecken. Das Docks war gut gefüllt, und die "älteren" Kreator Fans waren ganz eindeutig in der Überzahl. So herrschte auch im Raucherbereich und an den Bars permanenter Hochbetrieb, da sich viele die Support-Acts ersparten. Aber der Reihe nach...
Emergency Gate - Anbiedernde belanglose Songs, ein in weiss gekleideter und geschniegelter "Sänger" und noch dazu ziemlich mieser Sound. Ab an den Bierstand...
Eluveitie - Überraschend harte, nach vorn gehende Performance. Vom Paganfest hatte ich sie wesentlich dudeliger in Erinnerung und wurde somit positiv überrascht. War durchaus einladend zum gemütlichen Headbangen und Bier schlürfen. Allerdings hatten sie gleich mit zwei personellen Ausfällen zu kämpfen, den abwesenden Gitarristen vertraten abwechselnd die Axtjungens von Caliban mehr oder weniger gut. Eluveitie waren aber mit Abstand der beste Support-Act, ich werd sicher mal in ihre Platten reinhören. Nur der Sound war wieder ziemlich wackelig, besserte sich aber zum Ende des Sets.
Caliban - Ich gehörte bis Sonntag zu den wenigen die mit Caliban nix anfangen konnten, weil ich von ihnen schlicht und einfach noch nie etwas gehört hatte. Deswegen versuchte ich auch trotz dem blödsinnigen Ausgebuhe von einigen True-Thrash-Kuttenträgern (), der Truppe unvoreingenommen zu begegnen. Vergebens, denn sie gefielen mir so überhaupt nicht. Zwar war der Sound erstmals wirklich fett, aber ich hatte das Gefühl dass die immer wieder den gleichen Song spielen würden, und der Gesang, insbesondere der des clean singenden Gitarristen (oder Bassisten?) war böse neben der Spur, sprich handwerklich einfach schlecht.
Nichtsdestotrotz sprang und moshte die Menge vor der Bühne, und so muss man Caliban zumindest ein gelungenes Set bescheinigen. Ich habs mir mit ner Handvoll Bierbecher an der Bar gemütlich gemacht und schwankte zwischen Mitleid und Belustigung über die armen True-Thrasher, denen sichtlich die Ohren geblutet haben.
Kreator - Endlich, endlich, endlich. Auf Kreator ist eben einfach Verlass, fast schon ein bissschen zu viel Verlass. Denn dass sie mit Hordes of Chaos/Warcurse starten würden war auch ohne vorherige Setlistinfos so sicher wie das Amen der Kirche. Sei es drum, gelungener Auftakt, auch wenn mich Milles etwas gestutzte und gebändigte Lockenpracht irritiert hat (Wolle Petry jemand? ) Es folgte "Extreme Agression", arrrggghh immer wieder göttlich, unerreicht. Ab durch die Mitte. Die ersten blauen Flecken und Schweiss Schweiss Schweiss. Direkt im Anschluss gabs wieder ne kleine Verschnaufpause in Form von "Phobia/Voices of the Dead". Das folgende "Enemy of God ist einfach ein Live-Brecher aller erster Sahne und "Destroy what destroys you" welches auf Platte eher stumpf daherkommt ist live ebenfalls höchst wirkungsvoll. Die Nackenmuskeln melden sich erstmals.
Was dann folgte war Thrash - Eden, der Himmel of Erden für jeden Kreator Fan. "Pleasure to Kill", "People of the Lie", "Coma of Souls", "Violent Revolution", "Terrible Certainty" und "Betrayer" lauteten die Glücklichmacher. Bei diesem Moshpit kapitulierten sogar einige Caliban-Jünger mangelst Kondition. So muss es sein, Kreator in Hochform, zum vollendeten Glück fehlte nur noch "Terrorzone". Dann verschwand die Band schon das erste Mal und nicht wenige rieben sich überrascht die Augen angesichts der im Fluge verstrichenen Spielzeit. Logischerweise liessen sie sich nicht lange bitten, und starteten mit "Amok Run" ihr Zugaben-Set. Mir liegt dieser Song nicht so, so blieb etwas Zeit zum Luftholen für die letzten drei Songs. "Riot of Violence" wird von Ventor immer noch mehr schlecht als recht gegröhlt, genau wie vor 20 Jahren, und das abschliessende "Flag of Hate/Tormentor" ist ebenfalls ungeschriebenes Gesetz in der Thrash-Bibel. Schön, dass sich manche Dinge eben doch nicht ändern. Allerdings auch nicht Milles Ansagen, die nach wie vor hölzern und etwas verkrampft wirken. Die könnte er reduzieren und lieber noch nen Song mehr in die setlist packen. Denn viel zu schnell war diese Zeitreise durch fast 25Jahre Bandgeschichte vorbei.
Fakt ist, dieses Konzert lohnt sich, macht Laune ohne Ende, und ich würd morgen direkt wieder hin gehen, auch mit Hammerfall als Support.
Allerdings stiessen die drei Euro für einen Zahnputzbecher Bier und die eher missmutigen bis provozierenden Securities etwas sauer auf. Aber das gehört wohl zum guten Ton auf der Reeperbahn.