Gaslighting

Nicht selbst erlebt, aber es ist noch nicht lange her das ich jemanden aus einer ziemlich prekären Situation hinaus begleitet habe.
Leider braucht es nicht immer sonderlich lange und wenn mit Sehnsüchten und emotionaler Zerrissenheit gespielt und manipuliert wird, geht es sogar sehr schnell.
In dieser Situation wurde von zwei Personen die Erfüllung vieler Sehnsüchte in Aussicht gestellt und verbal (also mit Versprechen) in Vorleistung gegangen und jedes Unwohlsein, jede emotionale Grenzüberschreitung der manipulierten Person mit Aussagen wie 'Du bist selbst Schuld' /'Du willst nicht wirklich' /'Du übertreibst' kommentiert, während zeitgleich mit Vorwürfen gearbeitet wurde 'Du vertraust uns nicht genug' /'Wir wollen dir alles geben und du bist undankbar', ect. pP.
Das Ende vom Lied war eine stundenlange sexuelle Benutzung, inkl. ungefragter Penetration, also komplett ohne Einwilligung (über GV oder sexuelle Handlungen wurde im Vorweg nie gesprochen), nach der sie in einer fremden Stadt, in einer fremden Wohnung, von Leuten, von denen sie nicht mal Realnamen hatte, allein gelassen wurde.
Das war das dritte Treffen, was sich nur in der Nachbesprechung mit den Leuten 'ganz gut' anfühlte. In der Nachbesprechung wurde ihr von den Zwei sehr, sehr viel erzählt, 'wie sie sich fühlt' und 'was sie für sich da raus ziehen konnte'.
Der Person, der das passiert ist, wurde das Ganze, im Nachgang als Metakonsens verkauft.
Als sie mir von dem Treffen erzählt hat, ist sie ein paar Mal emotional komplett weg gerutscht und hat die Handlungen die an ihr vollzogen wurden immer wieder verteidigt, ohne allerdings nur im entferntesten davon überzeugen zu können, dass da nur ein Bruchteil fein für sie war.
Bis sie verstanden hat, dass das eine Vergewaltigung war, hat es einige Stunden Gespräche, etliche Fragen und ganz viel Einfühlungsvermögen gebraucht.
Wir haben danach einige Tage miteinander verbracht, in denen das Entsetzen über das was passiert war immer größer wurde.

Sie schreibt.

Ich habe da zum Glück keine Erfahrung mit. Aber ich höre und lese immer wieder davon. Und was ich höre und lese klingt gefährlich, aber auch ganz schwer greifbar. Ich habe noch nicht verstanden, was da passiert. Aber man sollte vielleicht auch nicht so genau erklären, wie Gaslighting funktioniert, man will ja keine Anleitung geben.

Für mich klingt das nach gewollter Zerstörung und nur das Lesen triggert mich gerade stark negativ

Exponat kennt das auch sowohl aus dem BDSM als auch im normalen Alltag, beispielsweise bei der Arbeit. Spannend findet es das Selbst-Gaslighting wie vorher bereits von @*******reas geschrieben.

Dabei geht es um einen inneren Konflikt zwischen der wahren Antwort und der Richtigen, also zu erwartenden Antwort.

Ob das evolutionär bedingt ist? Von der Gruppe abgeschnitten zu werden, bedeutete zu verhungern, daher passen Menschen sich der Meinung der Mehrheit an, im BDSM der Meinung des Stärkeren.

Zugehörigkeit und der unbedingte Wille zu gehorchen wird über den Selbstschutz gelegt. Es zerstört den Selbstwert und die Würde eines Menschen, weil er wiederholt gegen die eigenen Werte und Prinzipien handelt. Daraus erwachsen Persönlichkeitsverformungen und dissoziatives Verhalten.

Es gab früher im Netz ein Manifest zum Thema DEBRIS bei dem aktiv von der Brechung des menschlichen Verstandes geschrieben worden ist. Exponat weiss nicht von wem es war, nur, dass es seit einiger Zeit indiziert worden ist und ursprünglich aus den Staaten kam. Exponat fand es extrem gefährlich.

Wenn es um unbeaufsichtigte Realitätsmanipulation geht, denkt es oft an den Film: Die fabelhafte Welt der Amélie. Das fanden viele witzig, der Betroffene wohl weniger.

Gaslighting ist in den Medien sehr aktuell. Es ist froh, wenn sich in Foren darüber ausgetauscht und aufgeklärt wird. Danke @*****a_A

Meine persönliche Einschätzung (ohne fachliche Kompetenz) ist, dass es darauf ankommt, wie gezielt jemand ein Opfer sucht und wie offensichtlich die Schwachstellen des Opfers sind.

Ich denke gefestigte Persönlichkeit schützt nicht immer, denn irgendwelche Schwachstellen hat jede/r, mit denen man Stellschrauben drehen kann.
Je instabiler jemand ist, desto leichter ist es, so vermute ich.
Aber ich glaube nicht, dass es unmöglich ist, auch eine grundsätzlich gefestigte Person komplett zu zerstören. Niemand ist ohne Sehnsucht oder Schwachstellen und genau da setzen solche 'Spielchen' ja an. Ich könnte mir sogar vorstellen das denen, die sowas bewusst betreiben, besonders dann einer abgeht, wenn eine gefestigte Persönlichkeit der Manipulation erliegt und am Ende nur ein Häufchen Elend ist.

Sie von uns

Leider habe ich Erfahrung im Gaslighting und es ist genau so, wie der Beitragersteller es geschrieben hat. Und ja, man weiß am Ende nicht mal mehr, was die Wahrheit ist und ob man seinem Bauchgefühl noch trauen kann. Und ja, auch stärken Persönlichkeiten kann die Psyche dann einen ganz kirre machen, weil man nicht mehr weiß, was richtig und falsch ist.
Ich denke jedoch egal ob Täter oder Opfer, es ist immer das gleiche Gefühl dahinter, Angst und Unsicherheit.

Wie ich da raus gekommen bin?
Ich hatte immer mehr das Gefühl meiner eigenen Wahrnehmung nicht mehr trauen zu können. Ich habe beobachtet, alles aufgeschrieben und dann analysiert. Hab mich an Freunde gewand und mir Hilfe von außen gesucht. Als ich dann alles schwarz auf weiß hatte habe ich die Situation einfach verlassen mit Hilfe meiner Freunden.
ich bin dafür heute sehr misstrauisch gegenüber tiefen Bindungen geworden, wenn mein Gegenüber mir nicht normal erscheint, hinterfrage gleich alles, und halte Rücksprache von mir vertrauten Personen.